Christian Klein hat US-Präsident Donald Trump schon persönlich in kleiner Runde erlebt. Davon berichtet der SAP-Chef nur Positives. Auch die US-Zollpolitik habe ihre guten Seiten für SAP. In Deutschland beklagt Klein dagegen mangelnde Leistungsbereitschaft, nicht nur im eigenen Unternehmen.
Der Chef des deutschen Software-Konzerns SAP, Christian Klein, hat US-Präsident Donald Trump nach eigener Auskunft als freundlichen und guten Zuhörer erlebt. Als Mitglied einer Runde ausgewählter, vor allem amerikanischer Unternehmenschefs habe er Trump persönlich getroffen. "Es gibt einen runden Tisch von ausgewählten, vor allem amerikanischen Konzernchefs. Ich sitze mit dabei, weil SAP in den USA eine kritische Rolle spielt für die Wirtschaft und die öffentliche Verwaltung. Da gibt es einen engen Austausch, den ich mir auch in Europa intensiver wünsche", sagte Klein dem "Spiegel". "Es war ein konstruktiver Austausch ohne Emotionen. Und es ist definitiv so, dass er zuhört und Feedback gibt."
Der von Trump angezettelte Handelskrieg mit dem Rest der Welt bereitet dem SAP-Chef dennoch Sorgen. "Wir sehen, wie unsere Kunden damit zu kämpfen haben und die Unsicherheit groß ist", sagte Klein. Aber es gebe "auch positive Effekte" dieser Politik für SAP. Der Konzern profitiere von der Situation insofern, als die SAP-Software Unternehmenskunden helfe, "Zollkosten zu managen, Lieferketten widerstandsfähiger zu machen, in der Logistik, der Beschaffung. Da sind wir gefragt". Er hoffe aber auf weniger Zölle für alle.
Dass SAP für alle Zeiten seinen Konzernsitz in Deutschland behalten wird, wollte Klein nicht versprechen. "Am Ende müssen wir schauen, dass wir im Wettbewerb bestehen. Dazu gehört immer die Frage: Sind wir an diesem Standort noch wettbewerbsfähig? Wir würden unseren Job nicht machen und auch unseren Mitarbeitern nicht gerecht, wenn wir nach dem Motto 'Augen zu und durch' vorgingen."
"Wir müssen Leistung bringen"
Klein warnte, SAP dürfe sich nicht auf seinem aktuellen Erfolg ausruhen. Viele frühere große Namen der Technologiebranche existierten heute nicht mehr. "Auch unser aktueller Erfolg bedeutet nicht, dass er zehn Jahre währt. Diese Branche ändert sich so rasend schnell, dass wir es uns nicht leisten können, die Welt ringsum auszublenden." Gerade SAP müsse mit US-Wettbewerbern mithalten, und dieser Wettbewerb sei hart.
Sowohl SAP als Unternehmen als auch Deutschland insgesamt stünden im internationalen Wettbewerb und müssten das Leistungsdenken wieder stärker in den Mittelpunkt rücken - egal ob im Sport, in der Musik, in der Schule oder der Universität. Das gelte auch mit Blick auf die Lebenschancen des eigenen Nachwuchses: "Wenn ich mir meine Kinder anschaue: Natürlich könnte ich ihnen vieles geben, vieles ermöglichen, vieles abnehmen. Aber hilft ihnen das im späteren Leben?" Fast überall in der Welt werde "Leistung vorausgesetzt und positiv betrachtet, nicht als Zumutung oder etwas Schlechtes. Es ist normaler Teil der Unternehmenskultur. Da müssen wir wieder hin."
SAP selbst hatte nach langen internen Debatten erst vor wenigen Wochen ein System zur Leistungsbewertung eingeführt. Der Widerstand dagegen habe ihn überrascht, so Klein. SAP sei das einzige große europäische Techunternehmen, alle Wettbewerber kämen aus den USA und China. Dort stehe "der Leistungsgedanke jeden Tag an erster Stelle", zudem werde dort "nicht lange diskutiert, sondern geschaut: Wer geht die Extra-Meile?" SAP bewege sich in einer schnellen, hoch kompetitiven Branche. "Wir müssen Leistung bringen. Dieses Denken will ich wieder stärker bei SAP verankern", so Klein.
Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt beim ursprünglichen Autor. Die erneute Veröffentlichung dieses Artikels dient ausschließlich der Informationsverbreitung und stellt keine Anlageberatung dar. Bei Verstößen kontaktieren Sie uns bitte umgehend. Wir werden bei Bedarf Korrekturen oder Löschungen vornehmen. Vielen Dank.