Die Stärkung der seit Jahren kriselnden deutschen Wirtschaft ist das zentrale Anliegen von Friedrich Merz und seiner schwarz-roten Koalition. Dies sind die dringendsten Forderungen der Unternehmen an die neue Regierung:

Der neue Bundeskanzler Friedrich Merz und seine schwarz-rote Regierung übernehmen die Amtsgeschäfte in einem Moment, in dem sich die Lage der deutschen Wirtschaft krisenhaft zuspitzt. Dem aktuellen Mittelstandsradar der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) zufolge sind die Investitionen der Unternehmen nahe null gefallen. Wie das "Handelsblatt" unter Berufung auf die Studie schreibt, betragen die Nettoinvestitionen in Deutschland aktuell nur noch 0,3 Prozent der Wirtschaftsleistung. Vor der Corona-Krise lag der Wert noch bei drei Prozent. Seit 2019 sei der Betrag der Investitionen zum deutschen Wirtschaftswachstum zusammengerechnet sogar negativ. Mit anderen Worten: Die Unternehmen haben vor allem im Ausland investiert und Wohlstand im Inland dagegen "abgeschafft".

Dabei würden die meisten Unternehmer gerne mehr investieren, auch in Deutschland. Das ist nicht nur ein Ergebnis des Mittelstandsradars, sondern auch einer aktuellen Befragung von mehr als 1500 Firmen zum Wirtschaftsstandort Deutschland des Meinungsforschungsinstituts Forsa im Auftrag der Commerzbank. Ein Ergebnis: Bei den Unternehmen herrscht zumindest vorsichtiger Optimismus. 68 Prozent der Befragten erwarten "eher positive Impulse" von der neuen Bundesregierung für den Wirtschaftsstandort Deutschland. Nur acht Prozent befürchten "eher negative Impulse". Der Rest blickt neutral auf den Regierungswechsel oder hat mit "weiß nicht" geantwortet.

Dies sind der Befragung zufolge die dringendsten Forderungen der Unternehmen:

Rang 7: "Erleichterung der Zuwanderung für Fachkräfte"
Das Thema Fachkräftemangel beschäftigt jetzt schon nahezu alle Branchen und wird sich in den kommenden Jahren und Jahrzehnten mit dem fortschreitenden demografischen Wandel weiter verschärfen. Insgesamt 68 Prozent der befragten Unternehmen fordern deswegen von der kommenden Regierung, die Zuwanderung von Fachkräften aus dem Ausland zu erleichtern. 27 Prozent fordern dies sogar "sehr dringend".

Rang 6: "Steuerentlastungen für Unternehmen"
76 Prozent der befragten Unternehmen fordern "sehr" oder "eher" dringend, bei den Steuern entlastet zu werden. Ein anderer Teil der Umfrage, bei der es um die Herausforderungen in den Firmen geht, zeigt, dass sich die Firmen nicht nur niedrigere Steuersätze wünschen, sondern auch eine Vereinfachung des komplizierten Steuersystems und mehr steuerliche Anreize. Dazu hat Schwarz-Rot im Koalitionsvertrag unter anderem neue Abschreibungsmöglichkeiten vereinbart.

Rang 5: "Senkung der Lohnnebenkosten"
Über die hohen Lohnnebenkosten für Arbeitslosen-, Renten-, Pflege- und Krankenversicherung klagen Arbeitnehmer wie Arbeitgeber schon seit Jahrzehnten. Ohne schnelle Reformen droht diese Belastung bald weiter stark zu steigen. 84 Prozent der Befragten sehen hier Handlungsbedarf, 50 Prozent sehen diesen als "sehr dringend" an.

Rang 4: "Sinkende Energiepreise"
Die hohen Energiepreise sind längst nicht mehr nur ein Problem besonders energieintensiver Branchen, sondern für die große Mehrheit aller Unternehmen in Deutschland: 88 Prozent fordern dringend Maßnahmen von der neuen Regierung, die die Energiekosten senken. Zu dem Thema finden sich gleich mehrere Vorhaben im Koalitionsvertrag. Unter anderem soll die Stromsteuer gesenkt und die Gasspeicherumlage abgeschafft werden. Für besonders energieintensive Firmen soll es einen subventionierten Industriestrompreis geben.

Rang 3: Eine "Verbesserung des Bildungs- und Ausbildungssystems"
Dies fordern 89 Prozent der Umfrageteilnehmer. Das Thema Bildung spielte zuletzt in den Debatten um den Wirtschaftsstandort Deutschland nur eine untergeordnete Rolle. Die steigende Zahl an Menschen ohne Schul- und Berufsabschluss macht aber deutlich, wie dringend der Handlungsbedarf ist. Denn gleichzeitig suchen Unternehmen nicht nur händeringend Fachkräfte, es bleibt auch eine Rekordzahl von Ausbildungsplätzen unbesetzt.

Rang 2: "Verbesserung der digitalen und physischen Infrastruktur"

Einsturzgefährdete oder gar einstürzende Brücken sind ein Sinnbild für den dramatischen Zustand der deutschen Infrastruktur. Neben Investitionen in Straßen, Bahn- und Stromnetz gehört auch der Ausbau der digitalen Infrastruktur zur Forderung der Unternehmen. 95 Prozent halten das Thema für "sehr" oder "eher" dringend.

Rang 1: "Bürokratieabbau"
Mit 98 Prozent der Befragten schließt sich nahezu jedes Unternehmen dieser Forderung an. 87 Prozent bezeichnen dies als sogar "sehr dringend". "Das ist die wichtigste Forderung an Herrn Merz", sagt Michael Kotzbauer, Firmenkundenvorstand der Commerzbank im Gespräch mit ntv. Die Forderung gehe allerdings nicht nur an die neue Bundesregierung, sondern "auch in Richtung Brüssel".

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