In den Chor der Klagen über den Zollstreit zwischen China und den USA will der DHL-Chef nicht einstimmen. Für den Logistikkonzern bringen umgebaute Lieferketten zusätzliches Geschäft. Und auch an der Zollbürokratie verdiene man mit, erläutert Meyer.

Der weltweit größte Logistikkonzern DHL könnte nach Einschätzung des Konzernchefs profitieren vom Handelskrieg und den Zöllen, die US-Präsident Donald Trump eingeführt hat. Der DHL-Vorstandsvorsitzende Tobias Meyer sagte im Interview mit der "Süddeutschen Zeitung", dass die hohen Zölle zwischen den USA und China dem Bonner Dax-Konzern "zusätzliches Geschäft bringen" könnten: "Unternehmen bauen ihre Lieferketten um, und dies führt teils zu mehr Transporten", sagte der 49-Jährige, der DHL seit zwei Jahren führt.

"Außerdem ist der Marktanteil von DHL auf der Route China - USA klein im Vergleich zu unserem Anteil auf anderen Routen. Gewinnen andere Routen an Bedeutung zulasten des Handels China-USA, ist das gut für DHL." Meyer verwies auch darauf, dass das Unternehmen - der Mutterkonzern der Deutschen Post - an der Zollbürokratie verdiene: "Mehr Verzollung bedeutet mehr Arbeit für Dienstleister wie uns. Die Arbeit rechnen wir ab."

Wunsch an neue Bundesregierung: Schnellere Verfahren

Meyer sprach gegenüber der Zeitung auch von seinem Plan, den Konzern mit weltweit 602.000 Beschäftigten klimafreundlicher zu machen. Unter anderem soll bis 2030 fast ein Drittel des Treibstoffs der DHL-Transportflugzeuge aus klimafreundlicher Produktion stammen, also nicht auf Rohöl beruhen. In dem Interview warnte er allerdings, dass die Produktionskapazitäten für nachhaltige Treibstoffe nicht schnell genug wüchsen: "Das bereitet uns Sorgen."

Von der neuen Bundesregierung wünscht sich Meyer Bürokratieabbau, zum Beispiel bei der Genehmigung von Bauprojekten: Wegen der vielen komplizierten Regeln sei inzwischen manche Gemeinde "völlig überfordert damit, ein Planfeststellungsverfahren gerichtsfest abzuschließen", klagte er in dem Gespräch. "Größere Gemeinden bekommen das vielleicht noch hin, haben jedoch nicht genug Kapazitäten, sodass alles ewig dauert. Auch die Klagemöglichkeiten für Bürger führen dazu, dass sich Verfahren sehr lange hinziehen." Meyer sagte der SZ, es sei besser, "ein Vorhaben intensiv zu prüfen, aber zügig zu entscheiden. Dann ist vielleicht eine Seite unzufrieden, doch das Leben geht weiter".

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