Die USA und China machen im Handelsstreit einen großen Schritt aufeinander zu, und die Wall Street feiert. Lieferkettenprobleme sind fürs Erste aus dem Weg geräumt, vor allem Tech-Werte erleben ein Comeback.
Die Annäherung der USA und Chinas im Handelskonflikt hat die US-Börsen kräftig angetrieben. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte schloss am Montag 2,8 Prozent höher mit 42.410 Punkten. Der breiter gefasste S&P 500 kletterte um 3,3 Prozent auf 5844 Zähler. Der Index der Technologiebörse Nasdaq schoss um 4,4 Prozent auf 18.708 Stellen nach oben.
Der Handelskrieg hatte die Finanzmärkte wochenlang im Griff, nun atmen Investoren erleichtert auf. Die USA und China einigten sich auf eine 90-tägige Stillhaltefrist sowie deutlich niedrigere Zollsätze. Laut der Vereinbarung werden die USA die im April eingeführten Zusatzzölle auf chinesische Importe von 145 auf 30 Prozent senken. Die chinesischen Zölle auf Einfuhren aus den USA sollen ihrerseits von 125 auf 10 Prozent sinken. "Das ist eine deutliche Deeskalation", sagte Mark Williams, Chefvolkswirt für Asien bei Capital Economics. "Allerdings erheben die USA immer noch viel höhere Zölle auf China."
Das sogenannte "Angstbarometer der Wall Street", der CBOE Volatility Index, fiel am Montag um 16 Prozent auf unter 19 - ein Niveau, das zuletzt vor den Zollturbulenzen im April erreicht worden war. Trotz des Rückgangs herrsche aber weiterhin Unsicherheit, sagte Patrick Kaser, Portfoliomanager bei Brandywine Global. Für Unternehmen sei es nach wie vor schwierig, Ausgabenentscheidungen zu treffen. "Der Markt verhält sich, als sei das Risiko gebannt, aber ich glaube nicht, dass viele Unternehmen die Situation so sehen werden."
Dollarindex klettert wieder
Die geplante Senkung gegenseitiger Zölle linderte die Befürchtungen, dass ein Handelskrieg zwischen den beiden größten Volkswirtschaften zu einer globalen Rezession führen könnte. Dies trieb den Dollarindex, der die US-Währung gegenüber einem Währungskorb einschließlich Yen und Euro misst, um 1,2 Prozent auf 101,74 Punkte. Zugleich warfen Anleger das zu Krisenzeiten besonders gefragte Gold aus ihren Depots. Der Preis für das gelbe Edelmetall gab nach der jüngsten Rally um 2,6 Prozent auf bis zu 3236 Dollar je Feinunze nach. Nachdem sich die Rezessionssorgen abschwächen, schieben sich die Erwartungen, wann die US-Notenbank Fed ihre Zinssenkungen wieder aufnimmt, weiter nach hinten.
Die vereinbarten Zollsenkungen gaben vor allem US-Technologiewerten sowie Einzelhändlern kräftig Schub. Die Titel des Online-Händlers Amazon stiegen um 8,1 Prozent. Tesla verteuerten sich um 6,8 Prozent. Chip-Hersteller Nvidia zog 5,4 Prozent an. Sportartikelhersteller Nike verteuerte sich um 7,3 Prozent.
Bei den Einzelwerten beflügelte zudem ein Medienbericht über eine mögliche Preiserhöhung beim iPhone Apple. Die Titel stiegen um 6,3 Prozent. Laut "Wall Street Journal" erwägt Apple, die Preise für die im Herbst erwartete neue iPhone-Reihe anzuheben. Preiserhöhungen dürften dem Unternehmen helfen, die durch die US-Zölle entstandenen Zusatzkosten abzufedern.
NRG Energy legten 26 Prozent zu. Das Versorgungsunternehmen punktete bei Investoren mit der Ankündigung, im Rahmen eines Deals im Wert von zwölf Milliarden Dollar Stromerzeugungsanlagen von LS Power zu erwerben. US-Pharmaaktien setzte zunächst die Ankündigung von Trump unter Druck, die Preise für verschreibungspflichtige Medikamente deutlich zu senken. Anfängliche Kursverluste machten Pfizer und Eli Lilly aber im Handelsverlauf wett und legten 3,6 beziehungsweise 2,9 Prozent zu.
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