Die Bahn will die 40 wichtigsten Trassen grundlegend sanieren. So sollen das Netz modernisiert und Verspätungen drastisch reduziert werden. Doch der bisherige Zeitplan war zu optimistisch. Inzwischen geht der Konzern davon aus, dass die Arbeiten noch mehr als ein Jahrzehnt dauern werden.

Die Deutsche Bahn will die umfassende Sanierung besonders wichtiger Strecken um ein weiteres Jahr verlängern - also bis 2036. Das teilte die Bahn nach einem Branchendialog mit. Die Modernisierung von mehr als 40 viel befahrenen und dringend sanierungsbedürftigen Strecken wird damit mindestens fünf Jahre länger dauern als ursprünglich geplant.

Die Bahn betrachtet die Generalsanierung der wichtigsten Schienenkorridore als zentrales Konzept für die Zukunft der Schieneninfrastruktur. Ende Juni hatte der bundeseigene Konzern bereits vorgeschlagen, die Baumaßnahmen um vier Jahre bis ins Jahr 2035 zu strecken. Die Fahrgäste müssen damit wohl deutlich länger mit dem maroden Netz und in der Folge hoher Unpünktlichkeit bei der Bahn klarkommen. Nach Angaben der Bahn ist das marode Schienennetz der Hauptgrund für die schlechte Pünktlichkeitsquote.

Aus der Branche kamen aber durchaus positive Reaktionen zum neuen Zeitplan. Die vorgeschlagene Streckung des Programms bis 2036 "bietet Chancen, die Projekte besser vorzubereiten", sagte der Chef des Verbands der Güterbahnen, Peter Westenberger. Dabei geht es unter anderem um eine intensive Vorbereitung der Umleitungsstrecken, die während der Sanierungen deutlich mehr Verkehr aushalten müssen. Die endgültige Entscheidung über die zeitliche Reihung für die Korridorsanierungen bis 2036 muss der Bund treffen.

Für 2026 und 2027 bleibe es aufgrund der weit fortgeschrittenen Bau- und Fahrplanungen bei der ursprünglichen Abfolge der Projekte, teilte die Bahn mit.

2026 sind nun Generalsanierungen geplant auf den Strecken:

  • Hagen–Wuppertal–Köln
  • Nürnberg–Regensburg
  • Obertraubling–Passau
  • Troisdorf–Wiesbaden.

2027 sollen dann folgende Korridore modernisiert werden:

  • Rosenheim–Salzburg
  • Lehrte–Berlin
  • Bremerhaven–Bremen
  • und Fulda–Hanau

Die Korridorsanierungen Lübeck-Hamburg und Frankfurt-Heidelberg werden der Mitteilung zufolge in die Folgejahre verschoben. Ab 2028 soll dann ein neuer Zeitplan gelten.

Für das Jahr 2028 sieht die Bahn nach eigenen Angaben die Sanierung dieser Korridore vor:

  • Köln-Mainz
  • München-Rosenheim
  • Hagen-Unna-Hamm
  • Lübeck-Hamburg

Noch unter der alten Bundesregierung hatte die Bahn die Generalsanierungen eingeleitet. Dabei sollen Aufgaben gebündelt erledigt werden, die Strecken werden dafür aber monatelang komplett gesperrt. Im vergangenen Jahr wurde mit der Riedbahn zwischen Frankfurt und Mannheim die erste Strecke so saniert. Von Anfang August bis Ende April 2026 soll die Strecke zwischen Berlin und Hamburg komplett gesperrt und rundum saniert werden.

Die Bundesregierung hat der Bahn für die Sanierung der Strecken zusätzliche Mittel versprochen. Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder sprach von Investitionen in Höhe von 107 Milliarden Euro in die Schiene bis 2029. Das Geld soll zum großen Teil aus dem Sondervermögen für Infrastruktur und Klimaschutz kommen.

Der Bundesrechnungshof kritisierte erneut den Umgang des Bundes mit der Bahn. "Der Bund muss die grundlegenden Probleme endlich systematisch und ganzheitlich angehen", heißt es in einem Bericht der Kontrollbehörde an den Haushaltsausschuss des Bundestags. Immer mehr Geld allein wird demnach die Krise nicht lösen. Eine Zerschlagung des Konzerns und damit eine Trennung von Netz und Betrieb wird in dem Bericht nicht explizit gefordert, die bestehende Struktur aber doch deutlich kritisiert.

Der Rechnungshof geht davon aus, dass der DB-Konzern weder aktuell noch "in absehbarer Zeit die verkehrs- und klimapolitischen Erwartungen" erfüllen kann. Der Bund müsse die grundlegenden Ursachen der Krise endlich konsequent angehen und Einfluss nehmen, fordert die Behörde. "Er muss dafür Ziele, Etappenziele, Umsetzungsschritte und Zeiträume festlegen, anschließend den DB AG-Konzern auf diese Ziele und Schritte ausrichten und eine Anpassung der Konzernstruktur durchsetzen", heißt es in dem Bericht.

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