Bei Europas Arzneimittelherstellern geht die Angst um: US-Präsident Trump droht mit Zöllen von 200 Prozent auf Importe. Verbandschef Steutel beklagt erhebliche Risiken für die Patienten. Von der neuen Bundesregierung verlangt die Pharmabranche den Verzicht auf neue Zwangsrabatte.

Der Verband forschender Pharma-Unternehmen (vfa) fürchtet drastische US-Zölle auf Medikamente aus Europa: "Zölle hätten erhebliche Konsequenzen für die globalen Wertschöpfungsketten, die Kosten der Medikamentenherstellung und sind ein gefährliches Spiel mit der Patientenversorgung. Und zwar in den Vereinigten Staaten und in Europa gleichermaßen. Dass nun sogar Zölle von 200 Prozent in den Raum gestellt werden, sorgt für erhebliche Verunsicherung", sagte vfa-Präsident Han Steutel der "Rheinischen Post".

US-Präsident Donald Trump hatte am Dienstag mit Zöllen von 200 Prozent auf die Einfuhr von Medikamenten. Er werde den Herstellern jedoch etwa ein Jahr Zeit geben, "um ihre Angelegenheiten zu regeln", sagte er. Steutel betonte: "Trump möchte, dass die Hersteller mehr in den USA investieren und produzieren. Dazu sind Pharma-Hersteller bereit. Doch das braucht Zeit: Man kann eine Fabrik nicht binnen 18 Monaten hochziehen. Eine Ausnahme war der Corona-Impfstoff von Biontech, hier haben Zulassung und Aufbau der Fertigung ein Jahr gebraucht, eine gewaltige Gemeinschaftsleistung. Das ist aber nicht die Regel."

Verband fordert schnellere Zulassung in Europa

Der vfa-Präsident geht nicht davon aus, dass im Gegenzug die Preise in Europa steigen: "Das erwarte ich nicht. In keinem Land in Europa kann man die Preise erhöhen." Zugleich mahnte er die neue Bundesregierung, auf weitere Zwangsrabatte auf Kosten der Hersteller zu verzichten. "Das sogenannte GKV-Finanzstabilisierungsgesetz von Karl Lauterbach hat unserem Standort bei seiner Wettbewerbsfähigkeit geschadet. Die Pharma-Hersteller mussten im Jahr 2023 einen zusätzlichen Rabatt von 1,3 Milliarden Euro geben, um das Loch in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) zu stopfen. Dieses Geld fehlte für Investitionen. Solche Rabatte dürfen sich nicht wiederholen", sagte Steutel der Zeitung.

Steutel betonte: "Der Patentschutz gilt nach der Einführung eines Medikaments rund zehn Jahre, in dieser Zeit müssen Hersteller die Chance haben, alle Kosten wieder zu verdienen, die bei der Entwicklung innovativer Arzneien anfallen." Zugleich wünscht sich der vfa-Präsident von der neuen Regierung mehr Geld für die Grundlagenforschung an Universitäten. "Die Zulassung von Arzneien muss schneller werden - die USA schaffen es im Schnitt in rund 330 Tagen, in Europa dauert es rund 450 Tage. Wir brauchen mehr Patientendaten für die Forschung - keine persönlichen Daten, sondern anonymisierte Kohorten-Daten. Hier gibt es noch zu viele Hindernisse."

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