Wenn beim deutschen Fahrradhersteller Kalkhoff "Season" draufsteht, geht es um besonders knapp kalkulierte Einstiegsmodelle. Für das Entice L Season werden 3000 Euro aufgerufen - nicht gerade wenig. Was bekommt man dafür?

Knapp 3000 Euro sind immer noch viel Geld. Doch wer ein fabrikneues Kalkhoff-Pedelec haben will, wird bei den Cloppenburgern darunter nicht fündig. Das liegt natürlich zum einen am Antriebssystem. Im Entice L Season arbeitet ein smarter Mittelmotor-Antrieb von Bosch, und zwar der "kleine" Performance Line SX mit einem maximalen Drehmoment von 55 Newtonmeter (Nm). Das ist ohne Zweifel eine gute Wahl für ein Gefährt dieses Typs, das für den Stadt- und Toureneinsatz genauso geeignet ist wie für gelegentliche Ausflüge auf Schotterpisten. Die recht grob profilierten, 57 Millimeter breiten Schwalbe Smart Sam-Reifen geben das ebenso her wie die SR Suntour-Vordergabel mit immerhin 8 Zentimetern Federweg.

Flankierend unterstützen auch der einstellbare Vorbau, die Griffe mit Handballen-Unterstützung und der Selle Royal Vivo-Sattel das für ein Hardtail ohne hintere Federung recht hohe Komfort-Niveau auf dem Kalkhoff-Einsteigerbike. Der Rahmen des getesteten Tiefeinsteigers vermittelt hohe Solidität, auch das passt ins Gesamtkonzept.

Gewicht ist beim E-Bike immer ein Thema. Beim Entice L Season hat Kalkhoff ein gutes Ergebnis hinbekommen. Mit rund 24 Kilogramm liegt es etwas unterhalb des Durchschnitts. Dafür gibt es aber im Vergleich zum schwereren Performance Line CX-Antrieb weniger Power ans Hinterrad und wegen des nur 400 Wattstunden (Wh) fassenden, nach oben herausnehmbaren Akkus auch eine überschaubare Reichweite.

E-Maschine läuft leise und geschmeidig

Allerdings fühlt sich der SX-Motor in der Praxis gar nicht wie eine Verzichtslösung an, zumindest, wenn keine richtig steilen Auffahrten zu bewältigen sind. Die E-Maschine läuft leise und geschmeidig, liefert bereitwillig ihre Leistung zu, wenn der Mensch an den Pedalen bereit ist, auch seinen Anteil zu liefern. Eine hohe Trittfrequenz im kleinen Gang ergibt im Turbo-Modus durchaus einen flotten Vortrieb.

Dann wird es natürlich nichts mit der vom Hersteller angegebenen Reichweite von "bis zu 80 Kilometern", die allenfalls in der Ebene ohne Gegenwind im Eco-Modus zu schaffen sind. Bei schnellen Touren mit kräftigen Steigungen sind nach unserer Erfahrung bei häufiger Verwendung des verbrauchsintensiven Turbo-Modus um die 40 Kilometer realistisch.

Für gut dosierte und bei Bedarf auch recht kräftige Verzögerung sorgen hydraulische Bremsen mit je 16 Zentimetern großen Scheiben. Aus dem eher preiswerten Shimano-Regal stammt die Cues-Schaltung mit neun Gängen, die ihre Aufgabe aber souverän und präzise erledigt.

Eine weitere Maßnahme zur Preisgestaltung beim Season-Bike ist der Verzicht auf das Anzeige-Display in der Lenkermitte, also auch auf einen Tacho. Das Kalkhoff-Rad verfügt lediglich über die bekannte LED-Remote von Bosch am linken Lenkergriff. Wer möchte, kann sich per App die Infos zu Reichweite, Tempo oder Akkustand auf seinem am Lenker fixierten Smartphone anzeigen lassen.

Über die App lässt sich auch noch die Charakteristik des Antriebs von sanft bis dynamisch und die Leistung des E-Motors auf einer Skala von minus 5 bis plus 5 variieren. Wirklich nötig ist das nicht. Die Basiseinstellung zeigte sich im Test als guter Kompromiss zwischen Antriebskraft und Stromverbrauch.

Mensch und Gepäck dürfen um die 100 Kilo wiegen

Das Systemgewicht des zwei Größen verfügbaren Entice L Season gibt Kalkhoff mit 130 Kilogramm an, Mensch und Gepäck dürfen also um die 100 Kilogramm wiegen. Vorn und hinten ist eine LED-Beleuchtung installiert, und für einen Hinterbauständer hat die Preiskalkulation auch noch gereicht. Gespart wurde wiederum bei den Schutzblechen. Die sind aus Kunststoff und wirken ein wenig billig.

Bis auf das fehlende Display ist das aber der einzige erkennbare Sparansatz am Einsteiger-Bike. Das hinterlässt im Alltagstest einen soliden, sicheren und ausgereiften Eindruck. Und die Lackierung in Duskblue matt wirkt sogar ein bisschen edel.

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