Haben die lautstarken Proteste beim ARD-Sommerinterview AfD-Chefin Weidel eher geholfen als geschadet? Die Gruppe, die die Aktion organisiert hat, hält die Kritik für unbegründet - und verweist auf enge Absprachen mit der Polizei.
Die Gruppe "Zentrum für Politische Schönheit" hat den Vorwurf zurückgewiesen, mit ihrer Störaktion beim ARD-Sommerinterview mit AfD-Chefin Alice Weidel möglicherweise der AfD eher genutzt als geschadet zu haben. "Diese Angst muss man ein Stück weit loswerden, wenn man die AfD bekämpfen will", sagte der Sprecher der Gruppe, Philipp Ruch, im Podcast "Ronzheimer".
Das Künstlerkollektiv hatte in unmittelbarer Nähe des Interview-Ortes am Berliner Spree-Ufer über einen umgebauten ehemaligen Gefangenentransporter so laut mit Musik beschallt, dass ein normales Gespräch kaum mehr möglich war. Die Polizei leitete zwei Ordnungswidrigkeitsverfahren ein, da die Aktion nicht angemeldet war.
ARD-Sommerinterview mit AfD-Chefin Weidel
Bericht aus Berlin, 20.07.2025 18:00 UhrAktivistengruppe sieht "Fernsehmoment des Jahres"
Man mache seit mindestens acht Jahren Aktionen gegen die AfD, rechtfertigte Ruch das Vorgehen. Schon bei der ersten Aktion - die Gruppe hatte damals eine Nachbildung des Berliner Holocaust-Mahnmals in der Nachbarschaft des Wohnhauses von AfD-Politiker Björn Höcke in Thüringen aufgestellt - habe es geheißen, das sei Wasser auf die Mühlen der AfD.
Wann immer man die AfD konfrontiere, heiße es immer, ob das nicht der AfD helfe. "Ich würde gar nicht von einer Störaktion reden, sondern von einer Verschönerungsaktion. Also hier wurde tatsächlich, glaub ich, so was wie der Fernsehmoment des Jahres geschaffen", sagte Ruch zur Aktion am vergangenen Sonntag. Er begründete diese mit der Einstufung der AfD durch den Verfassungsschutz als gesichert rechtsextremistisch - diese liegt wegen eines Rechtsstreits zwischen dem Nachrichtendienst und der AfD aktuell auf Eis.
Faktencheck zum Sommerinterview mit Alice Weidel
tagesschau24, 21.07.2025 14:00 Uhr"Konnten dort eigentlich machen, was wir vorhatten"
Ruch beantwortete auch Fragen dazu, wie der große Bus mit Lautsprecheranlage am gegenüberliegenden Spreeufer am Reichstag postiert werden konnte. Das Regierungsviertel sei sehr gut gesichert, es gehöre aber nicht der ARD, sagte Ruch. "Und dort sind wir tatsächlich, ja wir sind - ich will da jetzt keine Details nennen - aber in enger Absprache natürlich mit der Berliner Polizei auch, in Kontakt getreten und konnten dort eigentlich machen, was wir vorhatten."
Die ARD kündigte unterdessen an, ihre Sicherheitskonzepte für Live-Sendungen zu überprüfen. "Wir sprechen jetzt mit der Polizei des Bundestages und der Berliner Polizei, ob und welche zusätzlichen Vorkehrungen für die nächsten geplanten Sommerinterviews sinnvoll sind", teilte eine Sprecherin des ARD-Hauptstadtstudios dem Evangelischen Pressedienst am Montag in Berlin mit. Man entscheide dann über eine Realisierung vor Ort oder im Studio, hieß es weiter. Das Konzept Sommerinterview solle aber grundsätzlich fortgesetzt werden.
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