Urkundenfälschung, Knopf im Ohr, Doppelgänger bei der Prüfung: Laut TÜV hat der Betrug beim Führerschein stark zugenommen. Der Verband warnt vor Gefahren für andere Teilnehmer im Straßenverkehr.
Um die theoretische Führerscheinprüfung ohne größeren Aufwand zu bestehen, greifen immer mehr Fahrschüler zu Tricks und verbotenen Mitteln. Sie nutzen etwa Kameras oder Kopfhörer oder schicken sogar einen Doppelgänger zur Prüfung: Täuschungsversuche seien seit mehreren Jahren ein wachsendes Problem, erklärte der TÜV-Verband.
Für das erste Halbjahr 2025 seien bereits 2.193 Fälle festgestellt worden. Fast 4.200 unerlaubte Tricks wurden demnach im Gesamtjahr 2024 registriert. Das sei ein Anstieg um zwölf Prozent im Vergleich zum Jahr 2023 und um fast 50 Prozent im Vergleich zum Jahr 2020 gewesen.
Statistisch gesehen werde beispielsweise in Berlin an jedem Tag mindestens ein Täuschungsversuch festgestellt, erläuterte der Verband, der zudem von einer deutlich höheren Dunkelziffer ausgeht. Er warnt vor den Folgen: "Ergaunern sich die Fahrschüler ihren Prüfungserfolg und verfügen nicht über die entsprechenden Kenntnisse im Straßenverkehr, birgt das ein erhebliches Risiko für die Sicherheit anderer." Aber trotz dieser Gefahren werde Betrug in der Fahrerlaubnisprüfung oft weder als Straftat noch als Ordnungswidrigkeit geahndet.
Organisierte Banden stecken wohl hinter vielen Fällen
Insbesondere beim Technikbetrug - etwa mit Mini-Kamera-System oder winzigem Knopf im Ohr - und dem Identitätsbetrug mit gefälschten Ausweisdokumenten seien professionell agierende Organisationen im Hintergrund zu vermuten, so der Verband. Denn dabei könne der Führerscheinbewerber nicht allein agieren.
Diese Betrugsformen machen nach Beobachtung des TÜV-Verbands mehr als die Hälfte der Täuschungsversuche aus. "Die Zusammenarbeit mit Dritten, Passmissbrauch oder Urkundenfälschung sowie der Einsatz ausgefeilter technischer Hilfsmittel zeugen von einem hohen Maß an krimineller Energie", so der Verband.
Landgericht Kassel verhandelt größeren Betrugsfall
Ein Fall von Führerscheinbetrug im großen Stil wird derzeit vor dem Landgericht Kassel juristisch aufgearbeitet. Dort stehen zwei mutmaßliche Mitglieder einer Bande vor Gericht. So soll ein ehemaliger Mitarbeiter der Fahrerlaubnisstelle der Stadt Kassel Führerscheine an mindestens 112 Personen verkauft haben, obwohl sie keine Prüfung abgelegt hatten. Der heute 26-Jährige muss sich diesen Mittwoch wegen des Verdachts der besonders schweren Bestechlichkeit und der Falschbeurkundung im Amt in 112 Fällen verantworten.
Die Staatsanwaltschaft Kassel verdächtigt ihn, weitere Personen in sein illegales Geschäftsmodell integriert zu haben, um die Abläufe gewinnbringend zu organisieren und eine Art Vertriebsnetz aufzubauen.
Ein weiteres mutmaßliches Mitglied der Bande steht derzeit wegen besonders schwerer Bestechung in 47 Fällen und Anstiftung zur Falschbeurkundung in 44 Fällen in einem gesonderten Verfahren vor dem Landgericht Kassel. Der 35-Jährige wird verdächtigt, einen Teil der Vertriebsorganisation aktiv betrieben zu haben.
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