Früher wurde sie als "Punk-Prinzessin" gefeiert, heute provoziert Gloria von Thurn und Taxis mit rechten Thesen. Damit kommt sie bei Rechtspopulisten weltweit gut an.

2018 treffen sich der ehemalige Trump-Stratege Steve Bannon und Gloria von Thurn und Taxis auf der Dachterrasse eines Hotels in Rom. "Da kamen die Politiker alle - also die Rechten", erinnert sich von Thurn und Taxis im neuen ARD-Podcast Nicht Mehr Mein Land - Geschichten über Migration, den Rechtsruck und die Gräben zwischen uns. Steve Bannon "saß am Tisch und hat die ganzen Leute empfangen. Das war einmalig." Bannon hat damals einen Plan: Er will in einem italienischen Kloster eine Kaderschmiede für Rechtspopulisten errichten. "Gladiatorenschule" soll sie heißen und die deutsche Adelige soll ihm dabei helfen.

Aber weil das Kloster renovierungsbedürftig war, verkündet Bannon kurzerhand, dass die Seminare vorübergehend auf St. Emmeram, dem Schloss der Thurn und Taxis in Regensburg, abgehalten werden könnten. Die Schlossherrin dementiert die Pläne sofort. Als Grund nennt sie heute: "Erstens sind wir voll vermietet. Und zweitens ist es viel zu teuer. Das könnten die sich gar nicht leisten."

Schloss St. Emmeram in Regensburg: Hier wollte Steve Bannon seine "Gladiatorenschule" vorübergehend einrichten.

Geschichtliche Fakten verdreht

Auch wenn Bannons Kaderschmiede damals scheiterte, sorgen das Regensburger Schloss und seine prominente Hausherrin immer wieder für Empörung. Denn Gloria von Thurn und Taxis ist in der rechtspopulistischen Szene gut vernetzt und fällt mit rechten Thesen auf.

In dem neuen ARD-Podcast Nicht Mehr Mein Land verteidigt sie zum Beispiel den AfD-Politiker Björn Höcke. Höcke war für die Verwendung der verbotenen Nazi-Parole "Alles für Deutschland" verurteilt worden. Gloria von Thurn und Taxis sagt dazu in dem Podcast: "Was ist daran bitte schlimm? Ich sage: Alles für Regensburg."

Der Soziologe Andreas Kemper ist Experte für die sogenannte Neue Rechte. Er stellt klar: "Der Ausdruck wurde von der SA als Parole benutzt, war in deren Dolchen eingraviert und ist einer der zentralen Sprüche der Neonazis seit den 1970er-Jahren. Er ist eng mit der NS-Ideologie verbunden und damit kein harmloser patriotischer Spruch, sondern strafbar."

Es ist nicht das einzige Beispiel, bei dem Gloria von Thurn und Taxis geschichtliche Fakten verdreht. An einer anderen Stelle im Podcast behauptet sie: "Hitler war ein Sozialist". Dazu stellt Extremismus-Experte Kemper fest: "Nationalsozialismus hat mit Sozialismus nichts zu tun." Der Begriff sei irreführend, "das N in NPD steht auch für nationaldemokratisch, trotzdem sind das keine Demokraten." Statt Klassenkampf sei es den Nazis um "Volksgemeinschaft" gegangen: Das Ausblenden sozialer Unterschiede zugunsten nationalistischer und rassistischer Ziele.

Von der "Punk-Prinzessin" zur Abtreibungsgegnerin

Von Thurn und Taxis' Sympathie für die Rechte zeigt sich auch an der Gästeliste von Schloss Emmeram: Der ungarische Ministerpräsident Viktor Orbán, der konservative Richter des US-Supreme Court, Samuel Alito, und die AfD-Politiker Maximilian Krah und Alice Weidel waren alle bereits Besucher der Schlossfestspiele, bei denen die Adelige Schirmherrin ist. Der Vorsitzende der Werteunion, Hans-Georg Maaßen, veranstaltete 2023 auf St. Emmeram ein Spendendinner.

Es ist der Höhepunkt eines extremen Image-Wandels. In den 1980er-Jahren war Gloria von Thurn und Taxis Teil des internationalen Jetsets. Die Boulevard-Presse feierte sie als "Punk-Prinzessin". Doch nach dem Tod ihres Ehemannes im Jahr 1990 spricht sie immer häufiger über ihren katholischen Glauben. 2001 positionierte sie sich in der ARD-Talkshow Friedman als Abtreibungsgegnerin: "Abtreibung ist Mord, das muss man beim Namen nennen." In derselben Sendung provozierte sie einen Skandal mit der Aussage, in Afrika gebe es Aids, "weil der Schwarze gerne schnackselt".

Neue Bühne in alternativen Medien

Heute tritt von Thurn und Taxis regelmäßig bei Nius auf, dem umstrittenen Onlinemedium des ehemaligen Bild-Chefredakteurs Julian Reichelt. Dort spricht sie zu Themen wie "Die deutsche Bevölkerung soll verdünnt werden" oder "Wir fallen zurück in die Barbarei". Im Podcast begründet sie ihre Auftritte: "Es ist schön, über Gegenwartsthemen gefragt zu werden und den Senf dazu zu geben."

Internationale Netzwerkerin

Auch international findet von Thurn und Taxis ihr Publikum. 2019 und 2022 sitzt sie beim "World Congress of Families" auf der Bühne. Finanziert unter anderem von russischen Oligarchen, treffen sich hier ultrakonservative Christen aus den USA, Russland und Europa. Die Adelige spricht dort 2019 davon, dass die "westliche Ideologie" eine große Gefahr darstelle.

Soziologe Kemper sagt zu dem Treffen: "Die Gruppe sieht im Liberalismus und in unserer als dekadent wahrgenommenen Gesellschaft ihren Hauptfeind. Sie ist gegen Abtreibung, gegen Rechte für Schwule und Lesben und die Ehe für alle."

Beim "National Conservative Congress" 2024 in Brüssel geht Gloria von Thurn und Taxis noch einen Schritt weiter. In einer Rede fragt sie, warum Regierungen Schwangerschaftsabbrüche finanzieren. Sie formulierte es so, als gebe es einen Plan zur Geburtenverhinderung. "Damit übernimmt sie die Verschwörungsideologie vom 'Großen Austausch', die besagt, dass eine Elite die weiße Bevölkerung Europas durch muslimische Migranten ersetzen will", sagt Kemper.

Aufgrund ihrer Verbindungen in die rechte Szene stufen Experten die Adelige mittlerweile als "extreme rechte globale Netzwerkerin" ein. So bezeichnet sie das europäische Parlamentariernetzwerk EPF in seinem neuen Bericht "Die Nächste Welle". Der Autor des Berichts, Neil Datta, warnt: Eine Frau wie Gloria von Thurn und Taxis könne potenziell gefährlich sein, weil sie eine charismatische Frau sei, die aber gleichzeitig oft unterschätzt werde.

Sie selbst betont dagegen im ARD-Podcast, sie sei keine Netzwerkerin, sondern Privatperson. Netzwerken sei "total spießig".

Mehr über Gloria von Thurn und Taxis und ihr rechtes Netzwerk erzählt der neue ARD-Podcast "Nicht Mehr Mein Land". Der Podcast erscheint zum zehnten Jahrestag von Angela Merkels Aussage: "Wir schaffen das". In sechs Folgen geht es um Migration, den Rechtsruck und die Gräben zwischen uns. "Nicht Mehr Mein Land" finden Sie in der ARD-Audiothek und überall, wo es Podcasts gibt.

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