Wer sich verpflichtet, nach dem Studium Landarzt zu werden, hat in NRW bessere Chancen auf einen Medizinstudienplatz. Andere Bundesländer sind diesem Vorbild gefolgt. Wie funktioniert es?

Ein Medizinstudium war schon lange ihr großer Traum. Vor fünf Jahren hat Natalia Kohl Abitur gemacht. Notendurchschnitt 2,1 - eigentlich ein gutes Abi, aber nicht genug für einen Studienplatz in Medizin. Statt zur Uni zu gehen, machte die heute 23-Jährige eine Ausbildung zur Krankenpflegerin.

Jahre später ist ihr Traum doch noch Wirklichkeit geworden. Natalia Kohl hat über die Landarztquote des Landes Nordrhein-Westfalen einen Studienplatz bekommen. Im Gegenzug hat sie sich dazu verpflichtet, nach ihrem Studium und der Facharztweiterbildung zehn Jahre lang als Hausärztin auf dem Land zu arbeiten. Sich für so lange Zeit zu verpflichten, habe sie durchaus ein bisschen abgeschreckt, sagt sie. Aber ihr Traum, irgendwann als Ärztin arbeiten zu dürfen, war größer.

Etwa 200 Studienplätze im Jahr

Das Land Nordrhein-Westfalen vergibt über die Landarztquote 7,8 Prozent seiner Medizinstudienplätze. Das sind etwa 200 im Jahr. Wer daran teilnimmt und schließlich nicht in eine unterversorgte Region geht, dem drohen 250.000 Euro Vertragsstrafe.

"Ich will keine Menschen, die in der Stadt leben wollen, zwingen, aufs Land zu gehen", sagt Nordrhein-Westfalens Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU). "Ich will aber, dass Leute, die sich vorstellen können auf dem Land zu leben und dort Ärztin oder Arzt zu sein, einen Studienplatz bekommen."

Verrentungswelle steht bevor

Der Handlungsbedarf ist auch deshalb so groß, weil eine große Verrentungswelle bevorsteht. Mehr als die Hälfte der 11.000 Hausärztinnen und Hausärzte in Nordrhein-Westfalen sei über 55 Jahre alt, so das Landesgesundheitsministerium.

Für Natalia Kohl ist das einer der Gründe, warum sie Landärztin werden will. "Es ist notwendig, um die medizinische Versorgung auf dem Land zu gewährleisten", sagt die Medizinstudentin. Sie befindet sich gerade am Ende ihres ersten Semesters in Köln, wo sie zurzeit auch wohnt.

Das Landleben hat für sie durchaus Vorzüge. Kohl ist am Stadtrand von Aachen aufgewachsen. Nach dem Studium würde sie gerne in der Eifel arbeiten. Nicht weit von ihrem Heimatort entfernt und nah an der Natur.

Andere Bundesländer sind Vorbild gefolgt

In den vergangenen sechs Jahren hat Nordrhein-Westfalen mehr als 1.000 Studienplätze über die Quote vergeben. Inzwischen sind auch zehn andere Bundesländer diesem Vorbild gefolgt. Kriterien für die Studienplatzvergabe sind in NRW neben der Abiturnote ein Test für medizinische Studiengänge sowie die Berufserfahrung in medizinischen, pflegerischen oder therapeutischen Ausbildungsberufen.

Natalia Kohl arbeitet während ihres Studiums im Nebenjob weiter als Krankenpflegerin am Universitätsklinikum Aachen. Beim Lernen stellt sie häufig fest, wie sehr ihr diese Berufserfahrung hilft. "Woher weißt du das denn schon wieder?" werde sie in Lerngruppen immer wieder von ihren Kommilitonen gefragt.

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