Wird Israel wegen des Gaza-Kriegs vom ESC ausgeschlossen? Das fordern mehrere Staaten und drohen mit Boykott. Kulturstaatsminister Weimer kritisiert das - es gehe um Musik. Andere drohten von dem Streit zu profitieren.
Die Debatte um Israels Teilnahme am Eurovision Song Contest (ESC) 2026 in Wien nimmt weiter Fahrt auf. Immer mehr Stimmen fordern vor dem Hintergrund des Gaza-Kriegs einen Ausschluss des Landes von dem Musikwettbewerb. Deutschlands parteiloser Kulturstaatsminister Wolfram Weimer warnt nun vor derartiger Ausgrenzung.
Der ESC sei mit der Idee gegründet worden, Nationen durch Musik zu verbinden, erklärte er. "Wer heute Israel ausschließt, stellt diesen Grundgedanken auf den Kopf und macht aus einem Fest der Verständigung ein Tribunal." Der ESC lebe davon, dass Künstlerinnen und Künstler nach ihrer Kunst, nicht nach ihrer Nationalität beurteilt würden.
"Cancel Culture ist keine Antwort - die Antwort sollte Vielfalt und Zusammenhalt heißen", sagte Weimer weiter. Sollte der Wettbewerb zu einer "Bühne der Ausgrenzung" verkommen, profitierten andere davon, gab der Politiker zu bedenken: "Russland etwa versucht längst, mit einer Neuauflage des alten Ostblock-Wettbewerbs 'Intervision' eine eigene Gegenwelt aufzubauen."
Mehrere Länder drohen mit Boykott
Der ESC ist die größte Nicht-Sport-Liveveranstaltung der Welt mit mehr als 160 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauern jährlich. Antreten können Interpretinnen und Interpreten aus allen Mitgliedstaaten der European Broadcasting Union (EBU). Dazu gehört auch Israel.
Allerdings drohen mehrere Länder - darunter Irland, Spanien, die Niederlande und Slowenien - mit Boykott, sollte Israel antreten. Andere wie Finnland, Schweden und Belgien halten ihre Entscheidung bis Dezember offen. Dann wird eine Entscheidung der EBU über die Teilnahme Israels erwartet.

Kulturstaatsminister Weimer warnt vor "Cancel Culture" beim ESC.
Proteste gegen Israel bei ESC in Basel und Malmö
Die Hauptbegründung für die Boykottdrohungen ist das Vorgehen Israels im Gazastreifen nach dem Angriff der Terrororganisation Hamas im Oktober 2023. Diese Kritik wurde bereits bei den zwei jüngsten ESC-Finals im schweizerischen Basel und im schwedischen Malmö sehr deutlich.
In Malmö gab es 2024 Demonstrationen mit vielen tausend Teilnehmern. In Basel war der Straßenprotest im Mai kleiner, aber es gab offene Kritik an Israel und Solidarisierungen mit den Menschen in Gaza.
Manipulationsvorwürfe gegen israelische Sängerin
Außerdem sorgte das unerwartet starke Abschneiden der israelischen Starterin Yuval Raphael in Basel für Manipulationsvorwürfe. Die in der Jurywertung lediglich auf Platz 15 platzierte Israelin gewann völlig überraschend die Zuschauerabstimmung. Dies weckte in vielen Ländern Zweifel daran, dass bei der Abstimmung alles mit rechten Dingen zuging.
Die europäische Rundfunkunion EBU fand bisher keine Hinweise auf Manipulationen. Israel scheint von einer aufwändigen Werbekampagne in sozialen Netzwerken profitiert zu haben.
Der Musikwettbewerb wird im kommenden Jahr in Wien ausgetragen. Die Halbfinals des ESC sind für den 12. und 14. Mai 2026 geplant. Das große Finale soll am 16. Mai über die Bühne gehen.
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