Heute ist Vincent Furnier die Kunstfigur Alice Cooper. Doch einst verbarg sich dahinter eine ganze Band. Nach 50 Jahren tun sich die Musiker nun noch einmal für ein Album zusammen, "vor dem die Welt Angst hatte". Sie nennen es "The Revenge of Alice Cooper".
Mit krachendem Hardrock, theatralischem Auftreten und Bühnenshows, die Musik mit Elementen von Horror über Kabarett bis hin zu Zirkus verbinden, sorgte Alice Cooper zu Beginn der 70er-Jahre für Furore. Ursprünglich war es ein Bandname, aber schließlich wurde Frontmann Vincent Furnier zu Alice Cooper. Bevor er 1975 seine Solokarriere begann, nahm die Band sieben Studioalben auf. 50 Jahre später haben sich die betagten Musiker für ein achtes zusammengetan.
"The Revenge of Alice Cooper" heißt der neue Longplayer, den Alice Cooper - der Name steht seit damals auch in seinem Pass - wieder zusammen mit Michael Bruce (Gitarre), Dennis Dunaway (Bass) und Neal Smith (Schlagzeug) aufgenommen hat. "Das sind meine ältesten Freunde aus der Schulzeit", erzählt der Sänger bestens gelaunt im Interview in London.
"Als sich die Band damals aufgelöst hat, war es keine Scheidung, wir sind einfach nur getrennte Wege gegangen", sagt der inzwischen 77-jährie Cooper. "Es gab kein böses Blut. Niemand hat irgendwen verklagt. Wir sind die ganze Zeit in Kontakt geblieben." Auf seinen letzten (Solo-)Alben hatten Bruce (Gitarre), Dunaway (Bass) und Smith (Schlagzeug) schon Gastauftritte.
"Aus Versehen ein 1975er-Album"
Und so schien es nur eine Frage der Zeit, bis mehr daraus wurde. "Ich habe schließlich gesagt: Warum machen wir nicht ein komplettes Album zusammen?" Gesagt, getan. Auch Coopers langjähriger Mitstreiter, Erfolgsproduzent Bob Ezrin, war sofort mit an Bord.
"Er war der Captain bei all unseren großen Hitalben", sagt Cooper über Ezrin, der Erfolgsalben wie "Love It to Death" (1971), "School's Out" (1972) oder "Billion Dollar Babies" (1973) verantwortete und später diverse Soloscheiben produzierte. "Was George Martin für die Beatles war, das war Bob Ezrin für uns", sagt der Sänger. Ezrin sei maßgeblich verantwortlich für seine erfolgreiche Karriere.
Songs wie "Black Mamba" (mit Doors-Gitarrist Robbie Krieger als Gast), "Wild Ones" oder "Kill The Flies" erinnern an die frühen Werke der Band Alice Cooper, obwohl das laut dem Frontmann gar nicht explizit geplant war. Denn jeder Musiker brachte eigene Songideen mit. "Wir haben aus Versehen ein 1975er-Album gemacht", sagt Cooper und lacht. "Ich schätze, es liegt einfach daran, wie wir als Band zusammenspielen."
Auch Glenn Buxton ist zu hören
Einer fehlte im Studio: Leadgitarrist Glenn Buxton starb bereits 1997, ist aber trotzdem im Song "What Happened To You" zu hören - dank einer alten Demoaufnahme aus Dunaways Archiv und moderner Technologie. "Wir haben ein Gitarrenriff von Glenn Buxton von einem alten Band extrahiert und einen Song drumherum geschrieben", erklärt Cooper, "damit Glenn auch auf dem Album sein konnte."
Die Texte sind - wie üblich bei Alice Cooper - doppeldeutig, witzig und oft makaber. Fast jeder Song erzählt eine Geschichte. "One Night Stand" dreht sich um einen Serienkiller, der eine Frau in einer Bar kennenlernt und mit zu ihr nach Hause geht. Dort stellt er fest, dass auch sie eine Serienmörderin ist.
Ein kleiner Geniestreich ist "Blood On The Sun", dessen Text ausschließlich aus alten Filmtiteln besteht - vor allem von Kriegsfilmen und Spionagethrillern. "Es klingt sehr poetisch und sehr geheimnisvoll", sagt Cooper und lacht. "Wenn man die Filmtitel alle zusammensetzt, klingt es, als würde man etwas sehr Wichtiges sagen."
Fieser und düsterer
Erstaunlicherweise klingt auch der Gesang von Frontmann Alice anders als auf den Alben der vergangenen Jahre oder Jahrzehnte - ein wenig fieser, ein wenig düsterer, so genau lässt sich das nicht beschreiben. Aber Cooper merkt es selbst. "Es ist so merkwürdig", sagt er. "Wenn ich mit der Originalband arbeite, schalte ich automatisch auf eine andere Stimme um. Ich weiß nicht, warum. Es passiert einfach. Es ist unbewusst, aber ich habe es selbst bemerkt."
Nicht zufällig erinnert das gezeichnete Albumcover an Gruselfilme der 70er-Jahre. Dazu der selbstironische Slogan: "Das Comeback-Album, vor dem die Welt Angst hatte." Doch Fans haben nichts zu befürchten. Ganz im Gegenteil.
Die neue LP knüpft musikalisch, klanglich und im Geiste an die frühen Klassiker der Band Alice Cooper an. Die Produktion ist moderner und frischer. Davon abgesehen ist "The Revenge Of Alice Cooper" tatsächlich wie ein 70er-Jahre-Hardrock-Album - und zwar im besten Sinne.
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