Sein Image als seriöser Nachrichtenmann hat Jan Hofer bei "Die Verräter - Vertraue Niemandem!" eher geschadet als genutzt, wie er offen zugibt. Erschwerend kommt hinzu, dass er nach eigener Einschätzung kein guter Lügner ist und zudem fast immer Pech im Spiel hat. Ob ihm die Teilnahme an der RTL-Show, in der es ja vor allem ums Täuschen und Schwindeln geht, trotzdem Spaß gemacht hat, verrät er im Interview mit ntv.de.

Achtung: Dieses Interview enthält Spoiler zur ersten Folge der dritten "Die Verräter -Vertraue Niemandem!"-Staffel.

ntv.de: Was hat Sie dazu bewogen, bei "Die Verräter" mitzumachen, Herr Hofer?

Jan Hofer: Ich hatte die erste Staffel gesehen und fand das sehr, sehr spannend. Ich habe mir aber nicht vorstellen können, da mitzumachen. Dann war ich ja später bei RTL und habe "RTL direkt" moderiert. Da bin ich gefragt worden, ob ich Lust hätte, bei "Die Verräter" mitzumachen. Da habe ich nicht lange gezögert. Ich fand, das ist ein sehr spannendes Experiment.

Sie waren ja auch bei "Let's Dance" dabei. Wie unterscheiden sich die Formate für Sie?

Bei "Let's Dance" gibt es ja Regeln, die man nicht aushebeln kann. Also, ich sag jetzt mal, Tanzen gehört nicht zu meinen Kernkompetenzen. Da kann man aber punkten, indem man zum Beispiel authentisch ist. Das kann man bei "Die Verräter" nicht. Da gibt es keine Regeln. Es gibt die Regel, dass es Verräter gibt und Loyale. Aber alles andere ist Open Source, also offen.

Wie haben Sie sich darauf vorbereitet?

Ich habe mir die vergangenen Staffeln angeguckt. Das hat mir aber nichts gebracht.

Glauben Sie, dass Ihnen das Image des seriösen Nachrichtenmanns bei "Die Verräter" geholfen hat?

Ich glaube, es hat mir eher geschadet, weil ich denke, dass die Mehrzahl der Teilnehmer fest davon überzeugt war, dass ich ein Verräter bin. Weil die sich gesagt haben: "Seriös, überlegt, kontrolliert, der kann das alles." Das war ich aber alles nicht.

Hat Ihnen Ihre Nachrichtenvergangenheit wenigstens bei der investigativen Suche nach den Verrätern geholfen?

Das hatte ich gehofft, es hat mir aber nicht geholfen. Ich will Ihnen mal ein Beispiel nennen: Ich kannte ja einige der Teilnehmer privat auch schon. Joe Laschet zum Beispiel kannte ich zwar nicht übermäßig gut, aber ich habe an seinem Buch mitgewirkt. Wir haben uns dann hier zum ersten Mal intensiver ausgetauscht. Bis zu einem gewissen Punkt, an dem ich merkte, da ist plötzlich eine Grenze eingezogen worden, so eine Mauer. Mir war aber nicht klar, ob die Mauer gegen mich gerichtet war oder ob er sich nur schützen wollte. Das wissen Sie eben nicht. Und dann stehen Sie da und können das auch nicht lösen. Dann fangen Sie an, auf Dinge zu achten und sie zu bewerten. Beispielsweise, ob einer am runden Tisch jetzt mit dem Auge zwinkert oder mit den Fingern was macht. Da wurden Dinge plötzlich bewertet, von denen ich gedacht habe, dass ich sie gar nicht so gesehen habe.

Ist es schwer, die Rolle die man bei "Die Verräter" spielt, von der eigenen Person zu trennen?

Es gab einen Fall, als ich gedacht habe, ich wäre persönlich angegriffen worden. Darüber habe ich dann am Abend aber nachgedacht. Da war mir auch klar: Nein, das gehörte zum Spiel.

Was glauben Sie, welche Ihrer Charaktereigenschaften Sie zu einem guten Loyalen oder zu einem guten Verräter machen?

Ich kann schlecht lügen. Ich habe zwar am Anfang gesagt, Lügen gehöre zu meinem Beruf, aber das ist totaler Quatsch. Das war einfach so eine Fährte, die ich einmal legen wollte. Ich kann nicht so gut lügen. Ich bin auch nicht intrigant. Das hat mich, glaube ich, nicht zu einem guten Verräter gemacht, aber auch nicht zu einem guten Loyalen. Ich habe einfach versucht, so zu sein, wie ich bin. Ich habe versucht, mich möglichst wenig zu verstellen, weil ich gehofft habe, die Leute merken das. Haben sie aber nicht.

Wie würden Sie generell Ihre Menschenkenntnis beschreiben?

Ich habe eigentlich ein ganz gutes Gefühl für Menschen. Normalerweise. Das war da aber oft ausgehebelt, weil man sich nicht auf Augenhöhe begegnet. Man begegnet sich ja immer mit dem Vorurteil: "Der will was von mir, will mich ermorden oder rauskicken oder was auch immer." Insofern können sie mit normalen menschlichen oder normalen gesellschaftlichen Normen nicht mehr arbeiten. Das geht nicht.

Sie sagen im Einspieler zu Beginn der dritten "Die Verräter"-Staffel, dass Sie nicht gekommen sind, um zu verlieren ...

Ich verliere ungern. Ich bin aber kein Spieler. Weil ich weiß, dass ich verliere. Ich würde nie in ein Casino gehen. Das würde mich ein Vermögen kosten. Ich bin definitiv nicht gefährdet, spielsüchtig zu werden, weil ich einfach nicht gewinne. Ich spiele leidenschaftlich gerne Backgammon. Das ist so ein Spiel, das aus Strategie, aber auch Glück besteht. Und glauben Sie mir, ich scheitere immer am Glück. Ich bin ganz weit vorne, ich habe noch vier Steine da liegen und der andere hat noch zwei. Und dann wirft er einen Sechser-Pasch und es bringt mir alles nichts. Ich verliere bei Spielen nicht immer, aber überdimensional oft.

Welche Rolle haben Glück oder Strategie für Sie bei "Die Verräter" gespielt?

Das ist kein Spiel im normalen Sinne, weil es keine Regeln gibt. Es gibt auch keine wirkliche Strategie. Wenn Sie eine Strategie haben - und einige hatten die -, dann hat Ihnen das aber nicht viel gebracht. Sie sitzen ja an diesem Tisch mit mehreren Leuten. Dann nutzt Ihre Strategie gar nichts. Da können Sie versuchen, einen Pflock einzurammen gegen jemanden, aber ob die anderen mitspielen, ist die Frage. Die andere Frage ist, ob sich das nicht gegen Sie wendet. Wenn Sie nämlich versuchen, jemanden überproportional zu belasten, dann fragen die anderen sich: "Ja, warum belastet der den? Der hat doch Dreck am Stecken!" Dann war's das. Sie können da nicht mit einer normalen Strategie reingehen. Ich glaube, Florian Fitz hat es in der ersten Staffel versucht und ist grandios gescheitert. Das hatte ich mir übrigens gemerkt. Da wusste ich, das bringt gar nichts.

In der britischen Version "The Traitors" treten nicht-prominente Menschen gegeneinander an. Glauben Sie, dass Prominente einen Vorteil haben oder eher einen Nachteil, weil ihnen ja stets ein gewisses Image vorauseilt?

Ich glaube nicht, dass es da Vor- oder Nachteile gibt, weil man im Augenblick der Teilnahme ein Normalo ist. Also innerhalb des Kreises sind ja alle irgendwie prominent. Einige kennen sich, andere auch nicht, aber das spielt da keine Rolle. Das spielt für die Außenwirkung eine Rolle, aber nicht im internen Kreis.

Denken Sie, dass Ihre Frau Sie durchschaut hätte, wenn sie dabei gewesen wäre?

Mit Sicherheit. Ich war immer ein schlechter Lügner. Selbst bei positiven Dingen, bei Überraschungen oder so, ich bin immer gescheitert.

Haben Sie Tipps für zukünftige Verräter oder Loyale?

Ich glaube, dass man sehr deutlich auf Signale achten soll. Und zwar nicht etwa, ob jemand mit dem Auge zwinkert oder mit dem kleinen Finger etwas macht, sondern auch zwischenmenschliche Signale. Darauf sollte man sehr stark achten und das sollte man ernst nehmen. Das ist mir nicht gelungen, muss ich sagen, weil ich das auch nicht gewusst habe.

Wären Sie lieber Verräter gewesen als Loyaler?

Im Nachhinein ja. Ich konnte das ja gar nicht einschätzen am Anfang. Weil ich dann in einer Rolle gewesen wäre, die ich hätte spielen können. Ich glaube, es wäre mir gelungen.

Mit Jan Hofer sprach Claudia Spitzkowski

Die neue Staffel von "Die Verräter - Vertraue Niemandem!" startet am 29. April um 20.15 Uhr bei RTL und läuft immer dienstags. Bereits ab 00.00 Uhr am 29. April stehen die ersten beiden Folgen auf RTL+ vorab zum Streamen bereit. Ab der zweiten TV-Folge sind die Episoden eine Woche vorab auf RTL+ verfügbar.

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