Die Insel Alcatraz im Pazifik vor der Küste von San Francisco ist nach Vögeln benannt. Das Wort alcatraz bezeichnet im Spanischen den Tölpel, einen großen Meeresvogel. Früher konnte es auch „Pelikan“ bedeuten. Deshalb bezeichnete der spanische Seefahrer Juan de Ayala 1775 zunächst die Insel, die heute Yerba Buena Island heißt, als „Isla de Alcatraces“, weil dort sehr viele Pelikane nisteten. Erst ein halbes Jahrhundert später wurde der Name Alcatraz dann von einem Briten auf das heute sogenannte Eiland übertragen.
Juan de Ayala war also eigentlich der erste und originale „Birdman of Alcatraz“ – so der englische Titel des Films „Der Gefangene von Alcatraz“ aus dem Jahre 1962, in dem Burt Lancaster einen Mörder spielt, der im Gefängnis einen jungen Spatzen gesundpflegt, sich dann Kanarienvögel zulegt und während der 50 Jahre in der Zelle zum wissenschaftlich anerkannten Ornithologen wird. Der Film beruht auf dem Leben von Robert Stroud, der, anders als Lancaster im Film, durch seine Erfolge als Vogelkundler allerdings nicht vollständig gebändigt und resozialisiert wurde, sondern ein gefährlicher Psychopath blieb.
Die Pointe des Films ist allerdings, dass Stroud im Film wie im wirklichen Leben auf Alcatraz gar keine Vögel hielt. Zum Ornithologen wurde er während der ersten 30 Jahre seiner Haft in Leavenworth. Nachdem er 1942 in das Inselgefängnis von Alcatraz verlegt worden war, durfte er keine Vögel mehr in der Zelle halten. Die Verlegung war beim echten Stroud eine Strafe dafür, dass er Forschungswerkzeuge benutzt hatte, um heimlich Alkohol zu destillieren
Solch eine Strafaktion wäre ganz im Sinne Donald Trumps, der jetzt angekündigt hat, das Gefängnis Alcatraz 62 Jahre nach seiner Schließung wiederzueröffnen. Auf „Truth Social“ verkündete der Präsident, künftig sollten dort „Amerikas gefährlichste und gewalttätigste Kriminelle“ untergebracht werden. Zudem soll die legendäre Anlage, in der unter anderem Al Capone einsaß, erheblich vergrößert werden.
Wie das funktionieren soll, ist noch nicht klar, denn Justizminister Robert Kennedy hatte Alcatraz 1963 nach drei Jahrzehnten als Hochsicherheitsgefängnis auch deshalb abgewickelt, weil die Versorgung der rund 300 Häftlinge sowie der Wärter und ihrer Familien sehr teuer war. Von Heizmaterial bis zu Lebensmitteln musste alles per Schiff auf die Insel gebracht werden.
Heizöl war wichtig, weil Alcatraz als einziges Gefängnis Warmwasserduschen hatte. Die Häftlinge sollten keine Gelegenheit haben, sich gegen die kalte Meeresströmung rund um die Insel abzuhärten, die undurchdringlicher ist als jeder Stacheldrahtzaun. Die Filme „Flucht von Alcatraz“ mit Clint Eastwood (1979) und „The Rock“ mit Sean Connery (1996), in denen Häftlingen die Flucht gelingt, sind reine Fiktion. Es gibt zwar Flüchtige, deren Schicksal ungeklärt ist, aber die sind wohl alle ertrunken.
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