Nach dem zweiten Halbfinale beim diesjährigen Eurovision Song Contest in Basel stehen nun alle Teilnehmer für das Finale am Samstag fest. Am Dienstag hatte sich beim ersten Halbfinale bereits eine erste Gruppe von Ländern qualifiziert.
Am Donnerstag traten auch Abor & Tynna auf, die für Deutschland ins Rennen gehen. Sie durften ihr Lied erstmals auf der großen Bühne in Basel einem Millionenpublikum vorstellen. Viele Lorbeeren für „Baller“ gab es von Vorjahressieger Nemo: „Ein unglaublich starker Act“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. „Das ist ein Sound, bei dem es einfach Spaß macht mitzusingen. Ich habe das Gefühl: Top 10, das könnte wirklich drin liegen.“
Die Geschwister aus Wien traten außer Konkurrenz im zweiten Halbfinale an und bekamen vom Publikum viel Applaus. Als Vertreter eines der größten Teilnehmerländer haben sie einen Platz im Finale am Samstag sicher. Bei dem Auftritt mussten aber 16 Länder um die letzten zehn Finalplätze kämpfen.
Geschafft hat es wie erwartet einer der Favoriten, JJ aus Österreich. Im Finale steht für Israel auch Yuval Raphael, eine Überlebende der palästinensischen Terroranschläge auf Israel am 7. Oktober 2023, ebenso wie der Geheimtipp von Abor & Tynna, Griechenland. Die Sängerin Klavdia erinnert mit ihrer schwarzen Brille verblüffend an Schlager-Ikone Nana Mouskouri. Die Stimmen hat das Publikum in den teilnehmenden Ländern vergeben.
Geschafft haben es auch: Lettland, Armenien, Litauen, Malta, Dänemark, Luxemburg und Finnland. Ausgeschieden sind Australien, Montenegro, Irland, Georgien, Tschechien und Serbien. Damit sind alle 26 Finalplätze vergeben. Bereits im ersten Halbfinale hatten sich Schweden, Norwegen, Albanien, die Niederlande, Polen, San Marino, Estland, Portugal und die Ukraine einen Platz im Finale gesichert
Das Besondere ist in diesem Jahr die große Sprachenvielfalt. Nach Angaben der europäischen Rundfunkunion EBU singen die 37 teilnehmenden Länder in 20 verschiedenen Sprachen. Dies sei die höchste Zahl seit im Jahr 1999 die Vorschrift gelockert wurde, dass Lieder in der Landessprache vorgetragen werden sollen – in der Folge wurde Englisch die bevorzugte Sprache. Dieser Trend scheint nun gebrochen.
Englisch ist zwar nach wie vor die am häufigsten vertretene Sprache, aber längst nicht mehr so dominant. Auch die deutschen Vertreter singen auf deutsch. Auf der ESC-Bühne zu hören sind außerdem unter anderem Albanisch, Armenisch, Hebräisch, Isländisch, Lettisch oder Ukrainisch. Italienisch und Französisch kommt in mehreren Beiträgen vor – der finnische Beitrag von Erika Vikman hat mit „Ich komme“ einen deutschen Titel.
Die europäische Rundfunkunion hält die Abkehr vom Englischen für mehr als symbolisch – das Singen in der Muttersprache könne eine einzigartige emotionale Resonanz hervorrufen.
Unterdessen wurden die Musiker der Ukraine vom Krieg in ihrer Heimat eingeholt. Die Rockband Ziferblat, Kandidat des von Russland angegriffenen Landes bei dem Musikwettbewerb, erfuhr in Basel, dass die Wohnung von Backgroundsängerin Chrystyna Starykowa in einer Frontregion im Osten der Ukraine durch russischen Beschuss zerstört wurde.
„Sie ist so stark“, sagte der Gitarrist Valentin Leschtschynski, der Ziferblat zusammen mit seinem Zwillingsbruder Danijl (Gesang) und Schlagzeuger Fedir Chodakow gründete. „Sie ist erst 19 Jahre alt, aber die Auswirkungen dieser Situation – ich glaube, sie wird nicht aufgeben“, sagte er. „Natürlich ist es schwer, wenn du deine Wohnung verlierst, während du ruhig bleiben musst, um hier zu feiern, weil es ein Musikfestival ist. Es geht nicht um den Krieg.“
Die Band will am Samstag beim ESC-Finale mit dem Stück „Bird of Pray“ überzeugen, das mit seinem intensiven Gesang und Progrock-Sound an die 1970er Jahre erinnert – genau wie der rosa Schlaghosenanzug, den Danijl Leschtschynski beim ersten Halbfinale am Dienstag trug.
Valentin Leschtschynski sagte, die Botschaft des Textes über Verlust und Hoffnung, in dessen Mittelpunkt ein phönixartiger Vogel steht, spiegele die Erfahrungen der Ukrainer in den vergangenen Jahren wider. „Wir wollen auf der Bühne einen Traum erschaffen - wenn auch nur für drei Minuten, für Ukrainer – als ob der Krieg in ganz naher Zukunft vorüber wäre“, sagte er der Nachrichtenagentur AP.
Das Finale beginnt am Samstag um 21.00 Uhr und wird von der ARD übertragen.
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