Das Solothurner Konzertlokal Kofmehl ist seit 20 Jahren in einem markanten Gebäude daheim: im Rostwürfel. Vorher war es in einer ehemaligen Fabrikhalle zu Hause. Im «Köfu» spielten bereits Bands wie Die Ärzte, Sunrise Avenue, Wir sind Helden, Shaggy oder Patent Ochsner. Das Kofmehl hat in der Provinz Erfolg.

«Wir feiern 8000 Bands, 32'000 einzelne Künstlerinnen und Künstler, 2'000'000 Eintritte und 5000 Anlässe!», freut sich der Verein zum Geburtstag. Es gab aber auch Tiefpunkte wie die Coronapandemie oder ein Toter nach Stagediving an einem Konzert. Wie hat das Kofmehl alles überstanden?

Das Herzstück der Kulturfabrik seien die rund 250 Freiwilligen, sagen die Zuständigen. Nur elf Personen sind festangestellt. Nebst Konzerten gibt es Discoabende, Lesungen, Filmnächte, Fussballspiele auf der Leinwand oder Politpodien. Die grosse Halle bietet Platz für 900 Personen, die kleinere Raumbar für weitere 200. Zum Vergleich: Das Kaufleuten Zürich hat 1100 Stehplätze, das Bierhübeli Bern 800.

Legende: Pipo Kofmehl (links), Geschäftsführer der Kulturfabrik, mit dem Programmverantwortlichen Stefan Wigger. SRF / Christoph Studer

Angefangen hat die Kofmehl-Story aber nicht im Rostwürfel. Den brauchte es eher zufällig. Weil die Westumfahrung der Stadt Solothurn gebaut wurde, musste die ursprüngliche Kofmehl-Fabrikhalle weg. Innerhalb eines Jahres kam genug Geld zusammen, um ein neues Kofmehl zu bauen. Stadt, Kanton, Bevölkerung – alle haben mitgeholfen. «Das neue Haus war eine Bieridee und wurde zur Institution», sagt Geschäftsführer Pipo Kofmehl (53) heute.

Corona-Tests statt Konzerte

«Das Haus zu planen, bauen, betreiben war eine Herausforderung», so Kofmehl. Die Namensübereinstimmung von Chef und Lokal ist übrigens zufällig. Es gab aber auch im Neubau schwierige Zeiten. Corona machte dem Kofmehl zu schaffen, erzählt Stefan Wigger, der für die Programmierung zuständig ist. «Der Pandemie-Anfang war brutal. Von heute auf morgen war alles zu.»

Das Kofmehl heute

Der Kanton habe in jener Krisenzeit angerufen und gefragt, ob Kofmehl ein Corona-Testcenter eröffnen könnte. «Wir haben spontan zugesagt, die Angestellten waren somit beschäftigt», so der Geschäftsführer.

Gefährliches Stagediving und Corona

Ein weiterer Tiefpunkt: Vor über zehn Jahren fiel ein Besucher beim Stagediving auf den Boden. Er starb später nach Komplikationen an seinen Verletzungen. Staatsanwaltschaft und Polizei seien damals im Kulturhaus am Tisch gesessen: «Ich dachte, das wars», erinnert sich Pipo Kofmehl. Aber es ging weiter.

Ich dachte, das wars.
Autor: Pipo Kofmehl Geschäftsführer Kulturfabrik Kofmehl

Das Kofmehl prüfte ein Verbot für das Springen von der Bühne ins Publikum. Es entschied sich aber dagegen, weil es ein Einzelfall war. Seitdem setzt die Kulturfabrik auf Sensibilisierung.

Wenn Backstage zur Stube wird

Das Programm sei in den letzten Jahren deutlich breiter geworden, erzählt Stefan Wigger. Unterdessen gebe es auch ü60-Discos oder Auftritte der Jodlerfamilie Oesch. «Man hätte vor 20 Jahren nie für möglich gehalten, dass die Generation ü60 am Sonntagnachmittag tanzen will.»

Legende: Der tödliche Unfall beim Stagediving im Kofmehl sorgte für Schlagzeilen. Von einem Stagediving-Verbot sahen die Verantwortlichen dann aber ab. (Symbolbild) zvg / Kofmehl

Manchmal werde das Kofmehl zur Stube. «Als Patent Ochsner in elf Tagen acht Shows absolviert hat, wurde der Backstage-Bereich zum Wohnzimmer. Nicht nur für die Band, auch für das Team. Es wurde über Themen weit weg vom Bandalltag gesprochen.»

33 Jahre Kofmehl Solothurn

Das Kofmehl soll noch viele Jahre solche Geschichten schreiben, wenn es nach Chef Pipo Kofmehl geht. «Bis 70 will ich es nicht machen. Ich bin meistens nicht mehr der Letzte am Konzert. Wir haben gute Leute, die nachkommen werden.»

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