An dieser Stelle erscheint unsere monatliche Empfehlungsliste. Medienpartner sind „Die Literarische Welt“, RBB Kultur, „NZZ“ und Radio Österreich 1. Experten einer unabhängigen Jury küren zehn Sachbücher des Monats aus Geistes-, Natur-, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften. Im Juni lohnen sich:

1. Christina von Braun, Thilo Held:

Kampf ums Unbewusste. Eine Gesellschaft auf der Couch. Aufbau, 736 Seiten, 34 Euro*

Kann Psychoanalyse helfen, gesellschaftliche Konflikte zu lösen? Ja, meint das Autorenduo und bietet lesenswerte Einlassungen zur deutschen Zeitgeschichte und zu Themen wie Antisemitismus, Totalitarismus, Geschlechterkampf.

2. Tilmann Lahme:

Thomas Mann. Ein Leben. dtv, 588 Seiten, 28 Euro*

Eine populäre Biografie zum 150. Geburtstag des Schriftstellers. Süffig zu lesen, lebensweltlich orientiert und, wie manche schon kritisieren, auch ein wenig voyeuristisch. Eine ausführliche Besprechung bringt WELT in Kürze.

3. Douglas Rushkoff:

Survival oft he Richest. Warum wir vor den Tech-Milliardären nicht einmal auf dem Mars sicher sind. Suhrkamp, 282 Seiten, 22,70 Euro*

Ein anschaulicher Einblick in die Denkweise der einflussreichsten Firmenbosse aus dem Silicon Valley. Lesen Sie hier eine Besprechung des Buches und hier ein Interview mit dem Autor.

4. Wolfgang Benz:

Zukunft der Erinnerung. Das deutsche Erbe und die kommende Generation. dtv, 237 Seiten, 20 Euro*

Benz ist ein verdienter Antisemitismusforscher. Im neuen Buch greift er den jüngsten Historikerstreit um die multidirektionale Erinnerung auf – und vertritt dabei fragwürdige Positionen, etwa wenn er den kritischen Umgang der offiziellen Bundesrepublik mit der Israel-Boykott-Bewegung BDS als „Verdikt“ geißelt.

5. Mathias Brodkorb:

Postkoloniale Mythen. Auf den Spuren eines modischen Narrativs. Zu Klampen, 272 Seiten, 28 Euro*

Eine kritische Einlassung zum vorherrschenden Diskurs der letzten Jahre, insbesondere wenn heutige moralische Maßstäbe an die Vergangenheit angelegt werden.

6. Kurt Bauer:

Niemandsland zwischen Krieg und Frieden. Österreich im Jahr 1945, Residenz, 272 Seiten, 29 Euro*

Ähnlich wie Volker Heise im Buch „1945“ über Deutschland wirft Bauer Schlaglichter auf das Kriegsende in Österreich vor 80 Jahren.

7. Julian Schütt:

Max Frisch. Biografie einer Instanz. 1995 – 1991. Suhrkamp, 706 Seiten, 38 Euro*

Teil zwei der monumentalen Schriftstellerbiografie. Vor 15 Jahren erschien, viel gelobt, die erste Hälfte.

8. Herbert Lackner:

1945. Schwerer Start in eine neue Zeit. Ueberreuter, 208 Seiten, 25 Euro*

In einer monatlichen Chronik geht es durch die Zeitgeschichte des Jahres 1945. Anschaulich, kaleidoskopisch und mit Schwerpunkt Österreich.

9. Roberto Saviano:

Treue. Liebe, Begehren und Verrat – die Frauen in der Mafia. Hanser, 271 Seiten, 24 Euro*

Der italienische Publizist hat sich mit weiblichen Mitgliedern der Mafia beschäftigt. Führende Rollen übernehmen sie nur, wenn der Gatte im Knast einsitzt. Lesen Sie hier eine ausführliche Besprechung des Buches.

10. Saúl Alvídrez:

Chomsky & Mujica. Überleben im 21. Jahrhundert. Westend, 224 Seiten, 24 Euro*

Nichts aus der Geschichte gelernt? Der Sprachtheoretiker Noam Chomsky und der Präsident von Uruguay besprechen die Weltlage. Und sind ernsthaft überzeugt, dass mit Sozialismus alles besser wäre. Das ruft nach kritischen Lesern.

Die Extra-Empfehlung

Neben den zehn Tipps der Jury kommt jeden Monat eine zusätzliche Empfehlung von einem Gast. Diesmal von Prof. Ernst Strouhal (Universität für angewandte Kunst, Wien). Er empfiehlt:

Daniela Strigl: Zum Trotz. Erkundung zu einer zwiespältigen Eigenschaft, Residenz, 96 Seiten, 22 Euro*

„Nicht nur die Ideen und Vorstellungen der Menschen haben ihre Geschichte, sondern auch ihre Gefühle und Eigenarten. Daniela Strigl zeichnet die Geschichte der ambivalenten Haltung und Handlung des Trotzens nach. Die Trotzigen haben und hatten nie eine gute Presse, sie widerstehen allen vernünftig erscheinenden Kompromissen, das Einlenken und Kleinbeigeben ist ihre Sache nicht. Am historischen und literarischen Material entwickelt Strigl eine vielgestaltige Typologie der Trotzigen: der Rebellen, Heroinen, Dissidenten, Querdenker und Quälgeister. Ein brillanter, souveräner Essay – getragen von Distanz zur Destruktivität und Selbstbezüglichkeit der trotzigen Helden ebenso wie von Sympathie für ihren Zorn und Eigensinn, ohne den es keine Kunst und Veränderung gäbe. Das Spektrum ihrer Erkundung ist weit: Es reicht von Antigone bis zu Michael Kohlhaas, von Karl Kraus bis zu Peter Handke, von Jeanne d’Arc bis zum Suppenkaspar, der den Hungertod dem Verzehr der ihm vorgesetzten Suppe vorzieht. Seine Gründe sind rätselhaft. Vielleicht ist ja einfach nur Trotz.“ (Ernst Strouhal)

Die Jury der Sachbücher des Monats

Tobias Becker, Der Spiegel; Natascha Freundel, RBB-Kultur; Dr. Eike Gebhardt, Berlin; Knud von Harbou, Feldafing; Prof. Jochen Hörisch, Unversität Mannheim; Günter Kaindlstorfer, Wien; Dr. Otto Kallscheuer, Sassari, Italien; Petra Kammann, FeuilletonFrankfurt; Jörg-Dieter Kogel, Bremen; Dr. Wilhelm Krull, Hamburg; Marianna Lieder, Berlin; Lukas Meyer-Blankenburg, Redaktion Das Wissen, SWR; Ger-linde Pölsler, Der Falter, Wien; Marc Reichwein, WELT; Thomas Ribi, Neue Zürcher Zeitung; Prof. Dr. Sandra Richter, Deutsches Litera-turarchiv Marbach am Neckar; Wolfgang Ritschl, ORF Wien; Florian Rötzer, krass-und-konkret, München; Norbert Seitz, Berlin; Mag. Anne-Catherine Simon, Die Presse, Wien; Prof. Dr. Philipp Theisohn, Universität Zürich; Dr. Andreas Wang, Berlin; Prof. Dr. Harro Zimmermann, Bremen; Stefan Zweifel, Zürich.

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