Mit einem Auftritt im walisischen Cardiff kehren Liam und Noel Gallagher am Freitagabend erstmals seit 16 Jahren wieder zusammen mit Oasis auf die Bühne zurück. Und die Welt bangt: Können sie es noch? Ziehen sie die Reunion durch? Oder kracht es bereits beim ersten Konzert?
Knapp ein Jahr ist vergangen, seit Liam und Noel Gallagher verkündet haben, was irgendwann niemand mehr für möglich gehalten hätte: Ja, sie wollen es noch einmal zusammen als Oasis versuchen. 16 Jahre nach ihrer Trennung im vollkommenen Streit feiern die Brüder mit ihrer Band ein Comeback. Gemeinsam, auf einer Bühne, mit einer Reihe an Shows auf nahezu der ganzen Welt - von Großbritannien und Irland über die USA und Kanada bis hin zu Australien und Argentinien. Nur Deutschland haben sie bei ihren Tour-Plänen dummerweise vergessen.
Dafür fiebern nun am Freitagabend mehr als 73.000 Menschen im Stadion der walisischen Stadt Cardiff dem ersten Reunion-Konzert der Britpopper entgegen. Sicher haben auch einige eingefleischte Oasis-Jünger aus Deutschland Tickets für die Show ergattert. Bei ihnen dürfte ebenso Vorfreude herrschen wie bange Ungewissheit: Können die Gallaghers die frühere Magie mit Songs wie "Wonderwall" oder "Don't Look Back in Anger" noch einmal entfachen? Ziehen sie ihre Reunion-Tour wirklich wie geplant komplett durch? Oder kommt es womöglich bereits in Cardiff zum Eklat?
Skandale waren stets Programm
Für das eine oder andere Skandal-Konzert hatten Oasis schließlich auch bereits gesorgt, als sie am Zenit ihrer Karriere waren. 1996 etwa, als die Band bei einem "MTV Unplugged"-Auftritt ohne Frontmann Liam Gallagher auskommen musste. Angeblich hatte er Halsschmerzen, später verfolgte er die Performance jedoch trinkend und rauchend von einer Loge aus und beschimpfte dabei seinen Bruder.
Bei einem Auftritt im Londoner Wembley-Stadion 2000 wiederum war Liam Gallagher angeblich so betrunken, dass er die Songtexte falsch sang und wirres Zeug ins Mikrofon stammelte. Aber wenigstens den Tiefpunkt ihrer Trennung vollzogen Oasis nicht auf offener Bühne. Als sie am 28. August 2009 bei einem Festival in Frankreich auftreten sollten, krachte es bereits backstage so sehr zwischen den Gallagher-Brüdern, dass sie die Show und alle weiteren Termine absagten. Von da an ging nichts mehr zwischen den beiden.
Mal abgesehen von den öffentlichen Anfeindungen, die sie sich in der Folge immer wieder lieferten. Da bezeichnete Liam Gallagher seinen älteren Bruder schon mal öffentlich als "Riesenarschloch", während Noel Gallagher beispielsweise Sätze vom Stapel ließ wie: "Ich mochte meine Mutter, bis sie Liam geboren hat." Oder: "Natürlich liebe ich Liam. Aber nicht so sehr wie Dosennudeln." Musikalisch machte dagegen jeder sein eigenes Ding - Liam Gallagher mit seiner neuen Formation Beady Eye und als Solokünstler, sein Bruder mit der Gruppe Noel Gallagher's High Flying Birds.
"Größer als Jesus"
Die beiden mögen mit 58 (Noel) beziehungsweise 52 Jahren (Liam) inzwischen deutlich älter geworden sein. Ob sie deshalb auch weiser sind, wird sich zeigen. Dass er nach wie vor auszuteilen weiß, stellte zumindest Liam Gallagher nach Bekanntgabe der Reunion ein ums andere Mal unter Beweis. Dass Teile der übrigen Band-Besetzung vor der offiziellen Bekanntgabe geleakt wurden, kommentierte er etwa ebenso bissig wie Fan-Beschwerden über die hohen Ticket-Preise. Da schleuderte er einem Kritiker schon auch mal ein "Halt die Klappe" entgegen.
Doch zumindest mit Blick auf seinen Bruder schlug Liam Gallagher zuletzt tatsächlich sanftere Töne an. Auf die Frage eines Fans auf X, wie es sich für ihn anfühle, wieder mit ihm zu singen, antwortete der Oasis-Frontmann: "Es ist spirituell, aber ich kann nicht aufhören, an all die verlorenen Jahre zu denken - was für eine Verschwendung von kostbarer Zeit."
Spekulationen, wonach Oasis zeitgleich zu ihrem Comeback auch ein neues Album herausbringen würden, nahm Liam Gallagher zuletzt übrigens den Wind aus den Segeln: "Es ist kein Oasis-Album in der Mache." So werden die beiden Brüder einzig auf der Bühne den Beweis erbringen müssen, ob sie tatsächlich wieder harmonieren - nicht nur menschlich, sondern auch musikalisch.
Die eigene Anspruchshaltung der Gallaghers dabei ist hinlänglich bekannt. "Wir sind größer als Jesus", tönte Liam Gallagher einst. Und: "Wir sind Genies. Die Musikgeschichte besteht ganz einfach aus Elvis Presley, den Beatles, den Sex Pistols und Oasis." Werden Oasis mit ihrer Reunion also Geschichte schreiben oder wird sich Elvis bei ihren Shows womöglich im Grab umdrehen? Bald werden wir es wissen: Das Oasis-Comeback startet jetzt.
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