Nach zehn Jahren Planungs- und Genehmigungsphase beginnt heute in Bayern der Bau von SuedLink. Die Stromtrasse der Superlative, die von Nord- nach Süddeutschland verläuft, ist hier besonders umstritten.

Vier Kabel, die jeweils einen Durchmesser von 15 Zentimetern haben, durchschnittlich 1,3 bis 1,5 Meter unter der Erde liegen und Strom aus dem Norden Deutschland in den Süden bringen sollen: Die Stromtrasse SuedLink ist immer wieder Zielscheibe von Protesten geworden.

Nach mehr als zehn Jahren Planungs- und Genehmigungsphase beginnt in Bayern nun der offizielle Bau. Der feierliche Bauauftakt, zu dem auch hochrangige Gäste aus der Bundes- und Landespolitik erwartet werden, findet am späten Vormittag im unterfränkischen Oerlenbach statt. Ende vergangen Jahres waren in Niedersachsen bereits die ersten Kilometer der Stromtrasse verlegt worden.

Trassengegner sind für dezentrale Energieversorgung

Trassengegner wollen in Oerlenbach eine Mahnwache abhalten. Entlang des geplanten SuedLinks haben sich seit 2014 zahlreiche Bürgerinitiativen gebildet - vor allem in Bayern. SuedLink ist nach Ansicht der Kritikerinnen und Kritiker zu überdimensioniert und zu teuer. Dörte Hamann, Sprecherin des "Aktionsbündnis Trassengegner", sagt, die Kosten für den SuedLink würden Strompreise weiter in die Höhe treiben.

Zudem sieht Hamann eine solche Stromtrasse auch als leichtes Angriffsziel für Sabotageakte. Die Trassengegner fordern, den Bau des SuedLinks einzustellen und dessen Notwendigkeit zu überdenken.

Ihrer Ansicht nach funktioniert eine Energiewende nur dezentral. Das heißt: Grüner Strom, beispielsweise durch Windkraft und Photovoltaik erzeugt, müsse vor Ort verbrauchsnah produziert werden. Trotz des Bauauftaktes in Bayern wollen die Trassengegner auch in Zukunft gegen SuedLink protestieren.

130 der 700 Kilometer Erdkabel in Bayern

Rund 130 der insgesamt 700 Kilometer des Erdkabelprojekts werden im Freistaat verlegt. Der Tiefbau hier umfasst zwei Teilabschnitte: Der eine verläuft von Mellrichstadt im Landkreis Rhön-Grabfeld bis zu einem der beiden Endpunkte von SuedLink, dem Konverter in Bergrheinfeld/West im Landkreis Schweinfurt. Ein Konverter wandelt Gleich- in Wechselstrom um und umgekehrt.

Der andere Abschnitt erstreckt sich von Oerlenbach im Landkreis Bad Kissingen bis nach Altertheim an der Grenze zu Baden-Württemberg im Landkreis Würzburg. Für beide Abschnitte hat TransnetBW bereits die Planfeststellungsbeschlüsse von der Bundesnetzagentur erhalten.

Ab 2028 soll Strom von Nord- nach Süddeutschland fließen

SuedLink soll laut Netzbetreiber TransnetBW ab Ende 2028 die windreichen Regionen Norddeutschlands mit Bayern und Baden-Württemberg verbinden. Durch den SuedLink sollen bis zu vier Gigawatt Strom fließen können. Das entspreche der Leistung von dreieinhalb Kernkraftwerken, so TransnetBW.

Die Kosten für SuedLink liegen inklusive Konvertern bei mehreren Milliarden Euro. Allein TransnetBW hat für den südlichen Teil Investitionskosten in Höhe von acht Milliarden Euro. TenneT machte auf Anfrage zu seinen Investitionskosten keine näheren Angaben. Laut TransnetBW ist nicht ausgeschlossen, dass Strom von anderen Erzeugerquellen, also auch von ausländischen Atomkraftwerken, für den europäischen Stromhandel durch SuedLink fließen wird.

Die 700 Kilometer lange Verbindung wird von den beiden Übertragungsnetzbetreibern TransnetBW und TenneT realisiert. TenneT ist für den nördlichen Trassenabschnitt und die Konverter in Schleswig-Holstein und Bayern zuständig. TransnetBW verantwortet den südlichen Trassenabschnitt ab dem Raum Hannover und den Konverter in Baden-Württemberg in Leingarten.

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