Im Prozess gegen die ehemalige RAF-Terroristin Daniela Klette ist erstmals näher über den Überfall auf einen Geldtransporter am 30. Juli 1999 in Duisburg gesprochen worden. Damals keilten vermummte Täter das Fahrzeug auf dem Parkplatz eines Großhandelsmarktes ein, rammten es und bedrohten die beiden Wachleute mit einer Panzerfaust, einer Maschinenpistole und einem Sturmgewehr. Die Täter raubten laut Anklage eine Million Mark, der Schaden wurde später mit rund 519.000 Euro angegeben. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass die angeklagte Daniela Klette an dem Überfall beteiligt war.
Diese steht seit Ende März vor dem Landgericht Verden. Die Ermittler werfen ihr vor, gemeinsam mit ihren untergetauchten Komplizen Burkhard Garweg und Ernst-Volker Staub Geldtransporter und Supermärkte in Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein überfallen zu haben. Dabei sollen die RAF-Terroristen insgesamt mehr als 2,7 Millionen Euro für ihr Leben im Untergrund erbeutet haben. Nach rund vier Wochen Sommerpause ist der Prozess nun fortgesetzt worden.
Beifahrer des Transporters hatte Todesangst
Einen Eindruck von dem Überfall in Duisburg bekam das Gericht durch die Aussagen des damaligen Beifahrers des Geldtransporters. Da der Mann inzwischen gestorben ist, wurden Vernehmungsprotokolle verlesen. Darin schilderte der Mitarbeiter der Polizei, wie er und sein Kollege auf dem Parkplatz plötzlich von zwei Fahrzeugen eingekeilt wurden. Maskierte seien herausgestürmt und hätten sie mit Waffen bedroht. „Der Mann hielt dann das Gewehr mit Laufmündung in Höhe meines Kopfes“, sagte er laut Protokoll.
Er sei ausgestiegen und habe sich auf den Boden legen müssen. „Mir wurde ganz anders, da ich zu diesem Zeitpunkt tatsächlich Todesangst bekam.“ Auch sein Kollege musste sich demnach auf den Boden legen. Als die Täter mit ihrer Beute flohen, seien sie aufgestanden und hätten den Überfall gemeldet.
Zwei Zeugen des Überfalls wurden vor Gericht befragt, konnten sich aber an vieles nicht mehr erinnern. „Das ist lange her“, sagte der Vorsitzende Richter verständnisvoll zu einem 40-Jährigen, der vor rund 26 Jahren zufällig die maskierten Täter gesehen hatte. Der damals Jugendliche war mit einem Freund auf einem Motorroller unterwegs. Als die beiden die Schwerbewaffneten auf dem Parkplatz sahen, fuhren sie davon.
Die Verteidigung stellte erneut verschiedene Anträge – die Verlesung dauerte rund zwei Stunden. Klettes Anwälte forderten unter anderem die Analyse eines Gutachters, der zu Falschaussagen forscht. Der Experte könne zeigen, dass zahlreiche Zeugenaussagen im Prozess gegen Klette nicht belastbar seien, hieß es. Zeugen seien unter anderem von Gesprächen mit anderen Zeugen, von sozialen Medien sowie von Berichten in Zeitungen, Fernsehen und im Internet beeinflusst.
Ermittler hatten Klette im Februar 2024 in ihrer Wohnung in Berlin fest. Sie sitzt seitdem im Frauengefängnis im niedersächsischen Vechta in Untersuchungshaft.
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