Der Dönerspieß-Hersteller Birtat wird erneut bestreikt. Zuvor hatte die Geschäftsführung Verhandlungen über einen Tarifvertrag abgelehnt. Wird jetzt Döner knapp?
Beim Dönerspieß-Hersteller Birtat wird erneut gestreikt: Seit den Morgenstunden beteiligen sich die Mitarbeiter nach Angaben der Gewerkschaft NGG wieder an einem Arbeitskampf.
Dabei hatte es noch zu Beginn der Woche nach einer Einigung ausgesehen. Gestern hatte die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) noch angekündigt, vorerst auf Streiks zu verzichten - in der Annahme, dass morgen über einen Tarifvertrag verhandelt werden soll.
Doch schon kurz darauf hatte der Drehspieß-Hersteller der NGG widersprochen: "Bei diesen Gesprächen soll es inhaltlich allerdings nicht um Verhandlungen über einen Tarifvertrag gehen", teilte Birtat mit. Richtig sei, dass die Geschäftsführung einen "Austausch hinsichtlich der unterschiedlichen Standpunkte angeboten" habe.
"Arbeitgeber verspielt Vertrauen"
Mit dem heutigen Arbeitskampf reagierte die Gewerkschaft nach eigenen Angaben nun auf diese Äußerungen des Unternehmens. "Mit dieser Vorgehensweise hat der Arbeitgeber unser Vertrauen verspielt. Daraus ziehen wir jetzt die Konsequenzen", teilte NGG-Verhandlungsführerin Magdalena Krüger mit. Am Vormittag war zudem eine Kundgebung geplant, auf der unter anderem auch DGB-Landeschef Kai Burmeister erwartet wurde, teilte die NGG mit.
In Arbeitskämpfen sind die Mitarbeiter mittlerweile geübt. Zehn Ausstände haben sie bereits hinter sich. Jedes Mal war die Beteiligung laut Gewerkschaft hoch.
Forderungen der NGG
Um die ungefähr 115 Beschäftigten zu entlasten, fordert die NGG eine Erhöhung der Entgelte um 375 Euro. "Der Druck auf den Geldbeutel der Beschäftigten ist groß", sagte NGG-Verhandlungsführerin Krüger. Bei Birtat wird der NGG zufolge teils am Fließband mit sehr hoher Frequenz und unter Zeitdruck gearbeitet.
"Unsere Arbeit ist echt hart", sagt Betriebsratschef Muzayfe Doganer. Fleisch zerkleinern, marinieren, verschiedene Spieße stecken: Bei den niedrigen Temperaturen in der Produktion sei das ein Knochenjob. Ihm zufolge produziert das Unternehmen 35 bis 40 Tonnen Dönerspieße jeden Tag. Die Mitarbeiter kämpften auch immer gegen das Gewicht der Dönerspieße, die gut 100 Kilogramm schwer werden könnten. "Und wir arbeiten immer mit scharfen Messern", so Doganer. Es gebe zwar Sicherheitsmaßnahmen wie zum Beispiel Handschuhe - aber die Gefährdung bleibe.
Kommt ein transparentes System?
Und die Bezahlung falle dahinter zurück, finden viele Birtat-Mitarbeiter. Es gehe "kreuz und quer durcheinander", zum Teil in 50-Euro-Schritten, sagt Krüger. Das sei völlig willkürlich. Kriterien, nach denen die Entgelte verteilt werden, seien nicht erkennbar. Entscheidend für die Bezahlung seien bislang persönliche Beziehungen und individuelles Verhandlungsgeschick.
Birtat teilte mit, dass das Unternehmen künftig ein transparentes Entgeltsystem mit fairen und wirtschaftlich vertretbaren Löhnen im Betrieb einführen wolle. Allerdings erachte Birtat eine Regelung auf betrieblicher Ebene für deutlich sinnvoller als eine Regelung auf tarifvertraglicher Ebene.
Führender Döner-Produzent in Deutschland
Birtat gehört zur Meat World SE und ist der NGG zufolge der größte Hersteller von Dönerspießen in Baden-Württemberg - und einer der führenden Anbieter in Deutschland. Birtat versorgt nach eigenen Angaben Tausende Imbisse und erreicht mehr als 13 Millionen Konsumentinnen und Konsumenten monatlich. "Unsere Produkte kann man fast in jeder großen Stadt in Europa verkosten", sagte ein Firmensprecher. Man sei Marktführer. Meat World machte danach zuletzt einen Jahresumsatz von ungefähr 200 Millionen Euro.
Bei den vergangenen Ausständen wurde die Birtat-Produktion nach Angaben der NGG für jeweils einen Tag weitgehend lahmgelegt. Über Lieferprobleme der Firma ist bislang nichts bekannt geworden. Sie selbst schweigt sich dazu aus. Sollte es in nächster Zeit aber zu längeren Streiks kommen, könnte die Versorgung mit Dönerfleisch bei dem ein oder anderen Imbiss knapp werden.
Auch wenn ein Tarifabschluss gelingt, hätte das wohl Folgen für Verbraucher: Experten waren in der Vergangenheit davon ausgegangen, dass der Endpreis für Döner die Zehn-Euro-Grenze erreichen könnte. Das liegt insbesondere an den Rindfleischpreisen, die sich der Landwirtschaftskammer Niedersachsen zufolge in den vergangenen Monaten deutlich erhöht haben. Ähnliches gilt für Energie und andere Rohstoffe. Höhere Personalkosten kämen hinzu. Die NGG sieht das nicht so: "Ein Tarifvertrag könnte einfach dazu führen, dass der Gewinn zu einem größeren Teil bei denen landet, die ihn erwirtschaftet haben", hieß es.
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