Der US-Wetterdienst braucht dringend bis zu 450 neue Leute, um etwas von den tiefen Personaleinschnitten wettzumachen, die Donald Trumps Amt für Regierungseffizienz (Doge) vorgenommen hat. Aber wer dort einen Job als Meteorologe erhalten will, sollte neuerdings besser eine bestimmte Qualifikation aufweisen: erklärte Loyalität zum derzeitigen Präsidenten.
In einem Post zur Stellenausschreibung ruft die Behörde für Wetter und Ozeanographie (NOAA) – die Mutter des nationalen Wetterdienstes – Bewerber dazu auf, eine oder zwei von Trumps Verfügungen zu nennen, die wichtig für sie sind und zu erklären, wie sie helfen würden, diese umzusetzen, wenn sie eingestellt würden.
Es ist eine von mehreren neuen Überprüfungsfragen, die jetzt bei Bewerbungen um Jobs im öffentlichen Dienst gestellt werden – im Rahmen eines sogenannten „leistungsorientierten Einstellungsplanes“, den Trump zu Beginn seiner zweiten Amtszeit verkündet hat. Das heißt, diese Fragen betreffen nicht nur Stellen beim Wetterdienst. Aber manche Experten äußern sich zutiefst besorgt über die Aussicht, dass die Ideologie einer Person bei Wissenschaftsjobs eine Rolle spielen könnte.
„Wird das die Wettervorhersage besser machen?“
„Die grundsätzliche Frage lautet, wird das die Wettervorhersagen besser machen? Das ist nämlich die Aufgabe des Wetterdienstes“, sagt Rick Spinrad, der unter Trumps Vorgänger Joe Biden NOAA-Chef war. „Diese Leute sollten aufgrund ihrer Kenntnisse in der Meteorologie oder Hydrologie oder Informationstechnologie oder Physik angeheuert werden“, sagt er.
Unter Leitung von Multimilliardär Elon Musk – der mittlerweile ausgeschieden ist – hatte Doge kurz nach Trumps Amtsantritt Hunderte NOAA-Meteorologen und andere Beschäftigte entlassen. Experten warnten, dass die Personalkürzungen Wettervorhersagen beeinträchtigen und gefährliche Folgen haben könnten, wenn sich Warnungen vor extremen Wetterbedingungen verzögerten. Anfang August bestätigte die Behörde dann, dass sie eine Genehmigung für das Besetzen von bis zu 450 wichtigen Stellen beim Wetterdienst erhalten habe.
Trump hat zahlreiche Verfügungen erlassen, und Bewerber könnten vermutlich irgendeine davon als besonders unterstützungswürdig auswählen – oder auch überhaupt keine, da das Bewerbungsformular betont, dass Antworten nicht verlangt würden, sondern nur dazu anspornen würde. Aber Trump hat kontinuierlich Front gegen Wissenschaft bezüglich Klima und saubere Energien gemacht und sich stattdessen für verschmutzende fossile Brennstoffe wie Öl, Erdgas und Kohle stark gemacht.
Die NOAA hat unter Trump bereits damit aufgehört, die Kosten von Wetterkatastrophen zu verfolgen, die durch den Klimawandel verschlimmert werden. Seine Regierung leitete zudem Schritte ein, auf die Beobachtung eines starken Treibhausgases und der Pflanzengesundheit ausgerichtete Nasa-Missionen einzustellen. Experten halten das Sammeln dieser Daten für wichtig zum Bemessen der Folgen des Klimawandels.
Hingabe zur Verfassung
Bewerber werden nun danach gefragt, inwieweit ihre „Hingabe zur Verfassung und den Gründungsprinzipien der Vereinigten Staaten“ sie inspiriert habe, sich um den Job zu bemühen – und ob sie ihr Können nutzen würden, Regierungseffizienz und -effektivität zu verbessern.
Craig McLean, einst kommissarischer Chefwissenschaftler bei der NOAA unter Biden und während Trumps erster Amtszeit, sagt, dass keine der Fragen relevant für die Besetzung von Wetterdienst-Positionen sei. Die NOAA und der Nationale Wetterdienst sind unter anderem für tägliche Wettervorhersagen, Sturmwarnungen und Verfolgung des Klimas verantwortlich. Meteorologen zu fragen, wie sie als neue Angestellte die Regierung effizienter machen würden, sei grotesk, so McLean. „Ich hätte lieber Erkenntnisse darüber, wie gut sie vorbereitet sind, Vorhersage-Instrumente zu benutzen und eine zeitgerechte und akkurate Vorhersage zu machen.“
Jeff Masters arbeitet für Yale Climate Connections, einen Online-Nachrichtendienst zum Thema Klimawandel. Der Meteorologe meint, dass die Fragen auf einen Loyalitätstest hinausliefen, der viele qualifizierte Leute davon abhalten werde, sich zu bewerben. „Ob man die Anordnungen des Präsidenten unterstützt oder nicht, wird einen Meteorologen nicht zu besseren Vorhersagen oder Tornado-Warnungen befähigen und sollte keinen Platz in einem Bewerbungsfragebogen für den nationalen Wetterdienst haben.“
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