Nach Kritik an Äußerungen von Jimmy Kimmel zum tödlichen Attentat auf den US-Aktivisten Charlie Kirk strahlt der Sender ABC Kimmels Late-Night-Show nicht weiter aus. „Jimmy Kimmel Live“ werde „auf unbestimmte Zeit“ aus dem Programm genommen, sagte ein ABC-Sprecher.

Kritiker werfen der US-Regierung einen Angriff auf die Kunstfreiheit vor. Widerspruch kam auch aus den eigenen Reihen der Regulierungsbehörde FCC. Auf der Nachrichtenplattform X schrieb Kommissarin Anna Gomez, Demokratin und Mitglied der Behörde, dass „ein unverzeihlicher Akt politischer Gewalt durch einen gestörten Einzelnen niemals als Rechtfertigung für eine umfassendere Zensur und Kontrolle ausgenutzt werden darf“.

Die Trump-Regierung nutze jedoch „zunehmend das Gewicht der Regierungsmacht, um rechtmäßige Meinungsäußerungen zu unterdrücken“.

„Kommentatoren werden entlassen. Sendungen werden abgesetzt. Das sind keine Zufälle. Das ist koordiniert. Und das ist gefährlich“, schrieb der demokratische Gouverneur Gavin Newsom auf X, in dessen Bundesstaat Kalifornien sich Kimmels Aufnahmestudio befindet. Er erklärte weiter, die Republikanische Partei glaube „nicht an die Meinungsfreiheit. Sie zensieren Sie in Echtzeit.“

Der demokratische US-Senator aus Connecticut, Chris Murphy, sprach auf X vom „Beginn einer Kampagne“. Der Mord an Kirk solle demnach als Vorwand dienen, um „mithilfe der Macht des Weißen Hauses Trumps Kritiker und seine politischen Gegner auszuschalten“.

Ähnlich äußerte sich auch J.B. Pritzker. „Eine freie und demokratische Gesellschaft kann Comedians nicht zum Schweigen bringen, nur weil dem Präsidenten ihre Äußerungen nicht gefallen“, schrieb der Gouverneur von Illinois auf X. „Das ist ein Angriff auf die Meinungsfreiheit und darf nicht hingenommen werden.“

Auch einzelne Vertreter der US-Medien- und Kulturbranche äußerten sich kritisch. Der Schauspieler Ben Stiller kommentierte das Vorgehen gegen Kimmel mit den Worten: „Das ist nicht richtig.“

Kirk war vor einer Woche bei einem Auftritt auf einem Universitätscampus im Bundesstaat Utah erschossen worden. Der 31-Jährige galt als einer der einflussreichsten rechten Aktivisten und Sprachrohr von Präsident Donald Trump für die Jugend. Nach Behördenangaben schoss der 22-jährige Tyler Robinson von einem Dach aus auf Kirk. Er wurde festgenommen, die Staatsanwaltschaft klagte ihn wegen Mordes an.

Attentäter fälschlicherweise als „MAGA-Fan“ bezeichnet

Kimmel thematisierte das Attentat am Montag in seiner beliebten Late-Night-Show. „Wir hatten am Wochenende einige neue Tiefpunkte, als die MAGA-Gang verzweifelt versuchte (...)“, den Mann, der Charlie Kirk ermordet habe, „(...) als alles andere als einen von ihnen darzustellen und alles Mögliche tat, um daraus politisches Kapital zu schlagen“, sagte er.

Er mokierte sich außerdem darüber, dass US-Präsident Donald Trump die Flaggen am Weißen Haus auf halbmast setzen ließ. Man könne sehen, wie sehr der Vorfall den Präsidenten mitnimmt, sagte Kimmel weiter und leitete auf einen Clip über, der Trump im Zusammenhang mit den Bauarbeiten am Weißen Haus zeigt.

Kimmels Kommentare zu Kirks Tod seien „zu einem kritischen Zeitpunkt unseres nationalen politischen Diskurses beleidigend und unsensibel, und wir glauben nicht, dass sie die Bandbreite an Meinungen, Ansichten oder Werten der lokalen Gemeinschaften widerspiegeln, in denen wir tätig sind“, erklärte Andrew Alford, Präsident der Rundfunkabteilung von Nexstar, dem Medienunternehmen, das über lokale TV-Sender ABC-Inhalte ausstrahlt.

Während Politiker der Demokraten Protest äußerten, zeigte sich Präsident Trump auf seiner Plattform Truth Social begeistert über die ABC-Entscheidung. „Großartige Neuigkeiten für Amerika: Die mit den Einschaltquoten kämpfende Jimmy Kimmel Show wurde abgesetzt. Glückwunsch an ABC, dass sie endlich den Mut hatten, das zu tun, was getan werden musste“, schrieb Trump, der seit langer Zeit Late-Night-Moderatoren scharf kritisiert, die ihn verspotten.

Moderator Piers Morgan: „Jimmy Kimmel hat gelogen“

Auch der britische TV-Moderator Piers Morgan äußerte sich kritisch zu der Personalie Jimmy Kimmel. „Jimmy Kimmel hat gelogen, indem er behauptete, der Attentäter von Charlie Kirk sei ein Anhänger der MAGA-Bewegung. Dies löste in ganz Amerika verständlicherweise Empörung aus, Fernsehsender erklärten daraufhin, sie würden ihn nicht mehr im Programm haben, und sein Arbeitgeber hat ihn nun suspendiert. Warum wird er dennoch als Märtyrer der Meinungsfreiheit gefeiert?“, schrieb er bei X.

Die Kritik an seinem eigenen Posting konterte er später noch mit einem weiteren Beitrag: „Nur zur Erinnerung: Jimmy Kimmel hat die ‚Cancellation‘ zahlreicher konservativer Stars mit unbändiger Freude gefeiert…“. Dazu verlinkte Morgan einen Ausschnitt aus der Sendung von Kimmel, in der dieser im Jahr 2023 wiederum den Rauswurf des Trump-Vertrauten Tucker Carlson bei Fox News feierte.

Einen ähnlich bissigen Tonfall schlug der republikanische Gouverneur Ted Cruz an. „Vielleicht war es doch keine so guter Karriere-Move, über einen gestörten, linksradikalen Mörder zu lügen“, ätzte er auf X in Richtung Kimmel.

Im Juli hatte der Sender CBS mitgeteilt, die beliebte Late-Night-Sendung „Late Show“ des für seine Kritik an Trump bekannten Satirikers Stephen Colbert im kommenden Jahr einzustellen. CBS erklärte, die Einstellung der „Late Show“ sei „eine rein finanzielle Entscheidung“.

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