Mit der Echtzeitüberweisung Geld sekundenschnell empfangen und verschicken - das geht jetzt mit allen Girokonten. Aber Bezahldienste wie PayPal dürfte der neue Service so schnell nicht ablösen.
"Der Kunde steht vor mir, überweist mir mit seinem Handy das Geld - und ich sehe es direkt auf meinem Konto." Kfz-Werkstattinhaber Toni Heidler hat immer öfter Kunden, die per Echtzeitüberweisung ihre Rechnung begleichen. Wenn sie bei ihm ein repariertes Auto abholen, dann fallen oft größere Summen an. Bar hätten die Kunden das meist nicht dabei, und das Kartenlesegerät funktioniere auch nicht immer, sagt er.
Früher musste Heidler den Kunden dann eine Rechnung mitgegeben. Der offene Betrag kam manchmal erst zwei oder drei Wochen später auf seinem Konto an. "Mit der Echtzeitüberweisung ist das für mich viel besser, weil ich etwa bei Ersatzteilen in Vorkasse gehe", sagt der Kfz-Meister.
Nach zehn Sekunden ist das Geld da
Seit dem 9. Oktober 2025 können alle Girokonto-Kunden im Euroraum solche Echtzeitüberweisungen beauftragen und empfangen, ohne dass zusätzliche Gebühren anfallen. Das geht ganz analog am Bankschalter - oder im Onlinebanking. Nutzer setzen bei der Eingabe der Überweisung einfach einen Haken. Das Geld kommt dann innerhalb von zehn Sekunden beim Empfänger an.
"Es gibt also kein Warten mehr auf den nächsten Bankarbeitstag wie bei einer Standard SEPA-Überweisung", erklärt David Riechmann von der Verbraucherzentrale NRW. Echtzeitüberweisungen können an 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr ausgeführt werden.
Ein Fahrrad auf dem Flohmarkt kaufen, schnell noch eine überfällige Rechnung begleichen, den Freunden nach dem gemeinsamen Restaurantbesuch den Anteil schicken - all das geht jetzt schnell und einfach mit der Echtzeitüberweisung.
"Längst überfälliges Angebot der Banken"
"Die Banken holen damit eigentlich nur nach, was einige Zahlungsdienstleister schon lange anbieten", sagt Dirk Brunke, Experte für digitale Bezahlsysteme. So ist der US-Zahlungsdienst PayPal seit Jahren im deutschen Markt etabliert und bei vielen die erste Wahl, wenn es darum geht, schnell kleine und mittlere Geldbeträge zu verschicken. Mehr als 30 Millionen Nutzer gibt es hierzulande.
Aktuell hat PayPal noch einige Vorteile gegenüber der Echtzeitüberweisung. Es gibt zum Beispiel den Käuferschutz. "Damit hat man die Chance, Geld zurückzufordern, wenn man etwa auf einen Fakeshop im Internet reingefallen ist", sagt Riechmann von der Verbraucherzentrale NRW. Außerdem können die PayPal-Nutzer den Empfänger von Geldtransfers einfach per Emailadresse oder Telefonnummer suchen. Bei der Echtzeitüberweisung hingegen braucht es die 22-stellige IBAN.
Wero bislang wenig bekannt und genutzt
Eine Alternative zu PayPal mit ähnlichem Komfort will der relativ neue Zahlungsdienst Wero sein, den seit Juli 2024 einige europäische Banken anbieten. Er ist entweder integriert ins Online-Banking oder läuft über eine App. Kunden können sich über Wero jetzt schon untereinander Geld schicken. Bald soll der Bezahldienst auch für Onlinekäufe verfügbar sein.
Das System basiert auf der Echtzeitüberweisung, benötigt aber nicht die IBAN des Empfängers. In Deutschland beteiligen sich bisher sieben Banken, darunter auch die Sparkassen und Volksbanken. Damit könnten mehr als 70 Prozent der deutschen Bankkunden theoretisch den Dienst nutzen.
"Nur weil es das gibt, heißt das nicht, dass es auch genutzt wird", ist Brunke skeptisch. Wero sei bisher nur wenigen bekannt. Es brauche noch Zeit und viel Marketing, damit sich der Zahlungsdienst gegenüber PayPal behaupten könne, so der Experte.
PayPal-Alternativen: sicherer, aber unbequemer
Dabei gibt es einen entscheidenden Vorteil von Wero und den Echtzeitüberweisungen für Kunden: "Sie nutzen in dem Moment die Infrastruktur der Banken und sind nicht den Bedingungen und Datenschutzvorkehrungen eines Dritten ausgeliefert", erklärt Brunke. Bei PayPal gab es vor Kurzem erst Sicherheitsprobleme: 15 Millionen Zugangsdaten von Nutzern waren im Internet aufgetaucht.
Dass die Echtzeitüberweisung PayPal bald den Rang ablaufen wird, daran glauben Experten nicht. Bei bestimmten Situationen aber kann die neue schnelle Überweisungsart eine echte Alternative sein. Auch Kfz-Meister Heidler stellt sich darauf ein, dass immer mehr Kunden direkt an seiner Ladentheke in Echtzeit den Rechnungsbetrag überweisen werden. Ihn freut es. "Das macht für mich die Buchhaltung noch einfacher. Ich kann den Zahlungseingang direkt dem Kunden zuordnen."
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