Die Hochzeit der Tochter eines ranghohen iranischen Funktionärs löst im Land des islamistischen Regimes große Empörung aus. Seit Tagen kursieren Videos der Feier, die Ali Schamchani, einen einflussreichen Strategen und Militärberater der Staatsführung, heftiger Kritik aussetzten. Reaktionen gab es sowohl von konservativen Kreisen als auch oppositionellen Stimmen.
In den vielfach geteilten Clips ist Schamchani zu sehen, wie er seine Tochter in einen Festsaal führt. Die Aufnahmen zeigen offenbar den Bereich der weiblichen Gäste, der – wie bei traditionellen iranischen Hochzeiten üblich – kurz vom Brautvater und dem Bräutigam besucht wird. Berichten zufolge stammen die Szenen aus dem April dieses Jahres.
Konservative Stimmen im Iran verurteilten die Veröffentlichung der privaten Videos scharf, übten jedoch auch Kritik an Schamchani selbst. „Sind sich die Verantwortlichen ihrer gesellschaftlichen Stellung und ihres privaten wie öffentlichen Verhaltens bewusst? Und respektieren sie selbst die religiösen Grenzen zwischen Männern und Frauen, deren Einhaltung sie von der Gesellschaft erwarten?“, hieß es in einem Kommentar des Senders SNN.
Journalistin spricht von „Doppelleben“
Farnaz Fassihi, Journalistin der New York Times, sprach auf der Plattform X von erstaunlichen Bildern eines „Doppellebens“ des Funktionärs. Es gebe „keine Anzeichen für die strengen islamischen Praktiken und Frömmigkeit, die sie predigen“, schrieb sie weiter. Im Netz kritisierten viele Nutzer auch die luxuriösen Feierlichkeiten, während das Land in einer Wirtschaftskrise steckt.
Einige iranische Medien warnten davor, den Fall auf andere Politiker und Militärangehörige auszuweiten. Es sei falsch und ungerecht, das Thema auf „führende Persönlichkeiten“ zu beziehen, „die schlicht und keusch leben“, hieß es in einem Beitrag des Webportals Eslahatnews.
Unzufriedenheit wächst seit Jahren
Schamchani war acht Jahre lang iranischer Verteidigungsminister, Marinekommandeur der Revolutionsgarden. Zuletzt arbeitete er als politischer Berater in einer Schlüsselfunktion für Chamenei. Israel hatte im Krieg im Juni versucht, ihn zu töten.
Seit Jahren wächst im Iran angesichts fehlender Zukunftsperspektiven und der schlechten Wirtschaftslage die Unzufriedenheit in der Gesellschaft. Viele junge Erwachsene entscheiden sich auch wegen hoher Kosten bewusst gegen eine Hochzeit. Der Islam ist seit der Staatsgründung nach der Revolution von 1979 Staatsreligion im Iran.
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