Rückendeckung für den Kanzler von einem Mann, der sich mit Migrationsdebatten auskennt: Thilo Sarrazin, Autor und ehemaliger SPD-Spitzenpolitiker, stimmt Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) bei seinen Äußerungen zum „Stadtbild“ in Deutschland zu.

„Was er gesagt hat, ist das, was Millionen Menschen fühlen, wenn sie durch deutsche Städte gehen und sich überlegen, wie es da vor dem Bahnhof, wie es in der Fußgängerzone vor 20, 30 Jahren aussah und wie es heute aussieht“, sagte Sarrazin WELT TV. „Allein seit dem Jahr 2015, seit der Grenzöffnung durch Angela Merkel kamen ja fünf Millionen Menschen zusätzlich zu uns, davon die Hälfte junge Männer aus Afrika und dem Nahen und Mittleren Osten.“

Der Bestseller-Autor („Deutschland schafft sich ab“) beklagt eine grundsätzliche Fehlentwicklung: „Über der ganzen Migrationsdebatte liegt seit vielen Jahren eine große Heuchelei und Unwahrheit“, sagte Sarrazin. „Wir tun so, als ob alle Migranten gleich seien. Das ist nicht der Fall.“

Sarrazin macht das am Punkt der Kriminalität fest, auf den sich Merz mit seiner Aussage auch bezog. Migranten aus China, Indien oder Indonesien seien deutlich seltener kriminell als Deutsche. Türken, Syrer und weitere Angehörige der Nationen der arabischen Welt und einiger afrikanischer Länder wiederum würden deutlich häufiger straffällig als Deutsche. „Manche Gruppen haben eine bis zu zehnfach höhere Gewaltkriminalität“, sagte Sarrazin.

Sarrazin zu „Stadtbild“: Förderprogramm für AfD

„Die polnische Krankenpflegerin oder der IT-Ingenieur aus Indien sind etwas anderes als ein nicht ausgebildeter junger Mann aus Eritrea oder Syrien, der aus einer gewalttätigen Kultur kommt und die Gewalttätigkeit seiner Kultur mit zu uns nimmt“, sagte Sarrazin. Daran ändere auch eine Einbürgerung nichts.

Es gebe Untersuchungen, die zeigen, dass etwa Türken, die „schon in der zweiten, dritten Generation bei uns leben und auch längst deutsche Staatsbürger sind, trotzdem eine doppelt so hohe Neigung zu Gewalttaten haben wie andere Gruppen“, sagte Sarrazin. Damit müsse man sich auseinandersetzen.

Nach Auffassung Sarrazins ist die tagelange Debatte um Merz‘ „Stadtbild“-Äußerung ein Förderprogramm für die AfD. „Das Verbot, bestimmte kritische Fragen anzusprechen, führt zu einem steigenden Missmut in der Bevölkerung. Und dieser steigende Missmut zeigt sich auch an den Wahlurnen“, sagte Sarrazin.

Spitzenpolitiker von Grünen, Linken und der SPD hatten sich über Merz‘ Äußerungen zum „Stadtbild“ in der vergangenen Woche empört und ihm Rassismus vorgeworfen. Ein Grünen-Politiker in Castrop-Rauxel zeigte den Kanzler wegen Volksverhetzung an. Sarrazin war unter anderem Berliner Finanzsenator und Vorstandsmitglied der Bundesbank. Nach jahrelangem Streit wegen seiner Thesen zur Migrationspolitik schloss die SPD ihn 2020 aus.

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