In immer unruhiger werdenden Zeiten setzt sich Bundesinnenminister Alexander Dobrindt dafür ein, Kinder und Jugendliche in Schulen auf Kriegs- und Krisenfälle vorzubereiten. Er wolle bei der anstehenden Innenministerkonferenz anregen, das Thema in den Schulalltag einzubinden, sagte der CSU-Politiker in einem Interview mit dem „Handelsblatt“.
„Mein Vorschlag ist, dass in einem Schuljahr in einer Doppelstunde mit älteren Schülern darüber diskutiert wird, welche Bedrohungsszenarien es geben kann und wie man sich darauf am besten vorbereitet. Kinder sind wichtige Wissensträger in die Familien hinein“, betonte Dobrindt. Die Innenminister von Bund und Ländern treffen sich Anfang Dezember in Bremen.
Auf die Frage, ob dies eine ausdrückliche Empfehlung sei, dass jeder zu Hause einen Vorrat anlegt, sagte Dobrindt: „Es kann nicht schaden. Man muss kein Prepper sein, um zu verstehen, dass ein paar Tage Vorrat, eine Taschenlampe, Batterien oder ein Kurbelradio vernünftige Vorsorge sind. Wer das hat, sorgt nicht für Panik – er sorgt vor.“
Dobrindt kündigte zudem ein neues Schutzkonzept an. „Wir arbeiten an einem Pakt für den Bevölkerungsschutz“, sagte er. „Das Ziel ist: Vorsorge statt Verunsicherung.“ Zum einen gehe es um funktionierende Warnsysteme, außerdem um Schutzräume. Das könnten öffentliche Gebäude wie Tiefgaragen oder Keller eines Wohnhauses sein. Zudem müsse die Versorgung im Krisenfall mit lebensnotwendigen Gütern sichergestellt sein, erläuterte der Minister.
Dobrindt verwies zudem auf einen jüngst vorgestellten Ratgeber für Bevölkerungsschutz mit Themen wie Verhalten bei Stromausfall oder auch Luftangriffen. „Die Nachfrage ist enorm, ohne jede Empörung. Die Menschen wollen wissen, wie sie sich vorbereiten.“
Linke fürchtet Kriegsängste, AfD Kriegstreiberei
Dobrindts Vorschlag stieß im Bundestag auf Widerspruch. „Hier sollen ganz offensichtlich Ängste geschürt werden“, sagte die stellvertretende Vorsitzende der Linksfraktion im Bundestag, Nicole Gohlke, der Nachrichtenagentur AFP. „Ich halte diese Panikmache, gerade bei Kindern und Jugendlichen, für nicht hinnehmbar“, kritisierte sie. „Die Schule muss unbedingt ein Schutzraum bleiben.“
Die AfD warf dem Minister Kriegstreiberei vor. „Es wäre eine unangebrachte Verharmlosung, in all dem nur einen völlig übersteuerten Alarmismus zu sehen“, sagte der Innenexperte der AfD-Bundestagsfraktion, Gottfried Curio. Dem Minister gehe es vielmehr darum, „das Thema eines kommenden Krieges selbstverständlich bis unvermeidbar zu machen“. Dafür beanspruche Dobrindt „die bellizistische Lufthoheit nun auch über den Kinderbetten“.
Die Grünen hingegen äußerten Verständnis für Dobrindts Vorstoß. „Jungen Menschen in der Schule aufzuzeigen, wie sie sich und anderen in Krisensituationen helfen können, begrüßen wir“, sagte der Grünen-Innenexperte Leon Eckert zu AFP. Allerdings reiche dies allein nicht aus. Der Bundestagsabgeordnete schlug vor, den bereits existierenden Warntag „zu einem bundesweiten Übungstag auszubauen, um deutschlandweit Menschen in Krisenvorbereitungen einzubinden“.
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