In Deutschland sind antidemokratische Einstellungen, die Abwertung von Minderheiten und rechtsextreme Positionen weit verbreitet. Das geht aus der neuen "Mitte-Studie" der Universität Bielefeld und der Friedrich-Ebert-Stiftung hervor.

Studienleiterin Beate Küpper sagte im Gespräch mit MDR AKTUELL, die politische Mitte habe sich in der Selbstwahrnehmung deutlich nach rechts verschoben. "Mit 18 Prozent sehen sich so viele Menschen wie noch nie zuvor im Spektrum rechts der Mitte". Gleichzeitig nehme der Anteil der Menschen ab, die sich links der Mitte verorten. Zwar sei der Anteil mit klar rechtsextremen Einstellungen gesunken, betonte Küpper, doch es gebe einen Graubereich von rund 21 Prozent.

Immer weniger widersprechen harten Aussagen von Studie

Diese Menschen würden keine eindeutig rechtsextremen Ansichten vertreten, sie seien aber auch nicht klar demokratisch positioniert, erklärte Küpper. Immer weniger Menschen widersprächen den harten Aussagen der Studie. Es sei eine Gewöhnung an rechtsextreme Positionen zu beobachten. Das habe Folgen – irgendwann zeige sich diese Entwicklung auch im Wahlverhalten und im Handeln.

Es ist eine Gewöhnung an rechtsextreme Positionen zu beobachten.

Beate KüpperLeiterin "Mitte-Studie"

Für die Studie waren mehr als 2.000 Menschen befragt worden, die sich als zur Mitte zugehörig verstehen. Knapp ein Viertel der Befragten stimmt der Aussage zu, "das oberste Ziel der deutschen Politik sollte es sein, Deutschland die Macht und Geltung zu verschaffen, die ihm zusteht."

Weitere 30 Prozent äußern sich dazu unentschieden. 15 Prozent befürworten die Aussage, "Deutschland sollte einen Führer haben, der zum Wohle aller mit starker Hand regiert." Und rund ein Viertel meint, "was Deutschland jetzt braucht, ist eine einzige starke Partei, die die Volksgemeinschaft insgesamt verkörpert."

3,3 Prozent mit rechtsextremem Weltbild

Ein klar rechtsextremes Weltbild vertreten laut Studie 3,3 Prozent der Befragten. Damit ist der Anteil im Vergleich zur letzten Erhebung vor zwei Jahren um 4,7 Prozentpunkte gesunken, liegt aber weiterhin auf ähnlichem Niveau wie in früheren Untersuchungen seit 2014, die Werte zwischen zwei und drei Prozent zeigten.

Fast ein Drittel der Befragten unterstellt Geflüchteten Sozialmissbrauch. Besonders stark verbreitet bleiben Vorurteile gegenüber sozial schwachen Menschen: 36 Prozent stimmen der Aussage zu, Langzeitarbeitslose machten sich auf Kosten der Gesellschaft ein bequemes Leben.

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