Der am Montag in London festgenommene 39-Jährige, dem der Generalbundesanwalt (GBA) eine Beteiligung an Terrorplänen der Hamas in Deutschland vorwirft, soll familiäre Bezüge zur Führungsriege der Hamas haben. Das ergaben Recherchen von WELT. 

Der GBA beschuldigt Mohammed A., im Sommer in Berlin von einem bereits Anfang Oktober festgenommenen Terrorverdächtigen fünf Pistolen und Munition überreicht bekommen zu haben. Diese soll A. in Wien gelagert haben. Laut den Ermittlungen bestand das Ziel, mit den Waffen israelische oder jüdische Einrichtungen in Deutschland und Europa anzugreifen. 

Die Sicherheitsbehörden glauben, dass es sich bei A. um einen Sohn des ehemaligen Hamas-Ministers Bassem Naim handelt. Der Vater war zunächst als Gesundheitsminister, dann für die Bereiche Jugend und Sport im Gazastreifen zuständig. Bassem Naim gilt als international bekanntes Gesicht der Terrorvereinigung, zuletzt soll er sich in Katar aufgehalten haben, entkam da einem gezielten Luftangriff Israels, bei dem ein Leibwächter Naims getötet worden sein soll.

Laut Sicherheitskreisen wurde sein mutmaßlicher Sohn, Mohammed A., schon Anfang Oktober ein erstes Mal in London festgenommen, danach aber wieder auf freien Fuß gesetzt. Die Festnahme soll keinen Bezug zu den Terror-Vorwürfen gehabt haben.

WELT hat versucht, Bassem Naim und einen Auslandssprecher der Hamas zu den aktuellen Vorwürfen gegen Mohammed A. zu kontaktieren, bis zur Veröffentlichung jedoch keine Rückmeldung erhalten. Bassem Naim wurde erst im Oktober von dem deutschen Politiker und Publizisten Jürgen Todenhöfer interviewt. Todenhöfer gab an, Naim sei ein „Architekt des Waffenstillstands“ mit Israel.

Kontakte tief ins kriminelle Milieu

Insgesamt beschuldigt der GBA vier Männer, zwei davon deutsche Staatsbürger, Anschläge auf jüdische Ziele in Deutschland und Europa geplant zu haben. WELT-Recherchen hatten zuletzt ergeben, dass die Gruppierung bereits seit über einem Jahr im Visier von Ermittlern steht – zunächst aber vor allem wegen Bezügen zur Organisierten Kriminalität.

Die Männer sollen einer türkisch-libanesisch geprägten Bandenstruktur angehören und eine logistische Route für illegale Geschäfte aus dem Nahen Osten über Istanbul nach Skandinavien und Deutschland aufgebaut haben. Später merkten Fahnder, dass die Verdächtigen in Kontakt zur Hamas standen – und womöglich einen Terrorakt vorbereiten.

Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) hatte Anfang Oktober in einem Interview von einem Auslandsoperateur der Hamas gesprochen, der Wochen zuvor für Waffengeschäfte nach Deutschland gereist sei. Viel spricht nun dafür, dass es sich damals um Mohamed A. handelte. Die deutschen Ermittler beschatteten den Mann nach der Übergabe der Waffen nach WELT-Informationen intensiv.

Auch in Wien ging die Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst den Aktivitäten Mohamed A.s nach, verkündete am Donnerstag, das Waffenversteck des mutmaßlichen Hamas-Mannes ausgehoben zu haben.

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