Die von CDU-Chef Friedrich Merz kurz vor der Bundestagswahl betonte Migrationspolitik samt der Inkaufnahme von AfD-Stimmen bei einer Bundestagsabstimmung hat der Union eher Wählerstimmen gekostet als gebracht. Das ergibt eine Studie der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS), aus dem der „Tagesspiegel“ vorab berichtet. Dafür befragte das Meinungsforschungsinstitut Ipsos vor und nach der Bundestagswahl vom 23. Februar 700 Bürger.

„Von der Betonung der Migrationsfrage ab Januar 2025 konnte die Union mutmaßlich nicht profitieren“, heißt es in der Untersuchung. Im Vergleich des Wahlergebnisses mit den Umfragen vor der Wahl habe die Union nicht alle Sympathisanten halten und „nur einen Teil des vorhandenen Potenzials bei anderen Wählerschaften mobilisieren“ können. So verwiesen Bürger, die noch vor der Wahl im November 2024 mit der Union sympathisierten, dann aber für SPD oder Grüne stimmten, auf „das Abstimmungsverhalten der CDU mit der AfD“ oder die „Brandmauerdiskussion“.

„Antipol gegen ‚rechts‘ und die AfD“

Bei der Bundestagswahl hatte die CDU/CSU 28,5 Prozent der Stimmen erreicht, und damit weit weniger als erhofft. Noch im Dezember 2024 maß Infratest Dimap in der Sonntagsfrage eine Zustimmung von 33 Prozent.

Die Linke habe zwischen Ende 2024 und der Wahl im Februar „aus allen Richtungen Zuwächse verzeichnet“, ist laut „Tagesspiegel“ in der KAS-Studie zu lesen. Die Gründe für deren gestiegenen Zuspruch: größere Hoffnung, die Fünf-Prozent-Sperrklausel zu überwinden, Rolle als „Antipol gegen ‚rechts‘ und die AfD“, außerdem „Miet-, Steuer- und Sozialpolitik (...) Auftritte im Wahlkampf, Plakate, TikTok bis hin zu Friedenspolitik“.

Die Linke, die bei der Wahl 8,8 Prozent errang, hatte noch Anfang 2025 bei nur vier Prozent gelegen. „Die Linke profitierte mutmaßlich von der Betonung der Migrationsfrage ab Januar 2025“, heißt es in der 34-seitigen KAS-Studie.

Für die Anhänger der Union waren schwache Wirtschaft/Inflation und Infrastruktur das mit Abstand wichtigste politische Problem (29 Prozent), deutlich vor Migration/Zuwanderung (19 Prozent) und Krieg/internationale Konflikte/Außenpolitik (14 Prozent). Die Anhänger der Linken nannten an erster Stelle soziale Ungerechtigkeit/Armut/Mieten (21 Prozent), gefolgt von AfD/Rechtsruck/Fremdenfeindlichkeit (12 Prozent).

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