Die spektakuläre Aufholjagd der Linkspartei in den Wochen vor der Bundestagswahl Anfang des Jahres hat nicht nur deren eigene Anhängerschaft überrascht. Auch politische Gegner verfolgten aufmerksam, wie die Partei ihre digitale Kommunikation damals neu ausrichtete. Besonders in der AfD sorgte die Entwicklung für Interesse – und für den Versuch, aus den Erfolgen der Linken zu lernen.

„Wir wollen ständig dazu lernen. Hierfür werten wir permanent die Aktivitäten der anderen aus. Ganz ohne Brandmauer. Das heißt, wir schauen über den rechten UND den linken Tellerrand“, sagt der parlamentarische Geschäftsführer der AfD-Bundestagsfraktion, Peter Felser, „Politico“. „Die Linke hat bei uns übrigens ebenfalls gut hingeschaut.“

Felser hat dazu eine interne Handreichung erstellt, die fünf Punkte umfasst, wie man von den Linken lernen kann. Das Papier, das er an die Abgeordneten der Fraktion verschickt hat, skizziert konkrete Veränderungen im Auftreten der AfD in sozialen Netzwerken.

Punkt Eins: „Authentisch statt distanziert wirken“. Die Abgeordneten der AfD sollen demnach nicht immer wie ein klassischer Politiker auftreten, sondern auch persönliche Nähe erzeugen. Dafür sollen sie die Nutzer mit in Alltagsszenen nehmen: „Auf dem Weg zum Bundestag, im Büro, beim Lesen von Zuschriften“, heißt es in dem Papier.

Punkt Zwei: „Klare, einfache Sprache verwenden“. Politische Inhalte sollen verständlicher erklärt, Fachbegriffe und Floskeln vermieden werden. Es wird empfohlen, kurze und prägnante Sätze zu verwenden.

Punkt Drei: „Einblicke in Persönliches geben“. Dafür wird den Abgeordneten empfohlen, eigene Interessen, wie Musik oder Sport, als Einstieg in politische Themen zu verwenden. Auch Einblicke, wie „Was bedeutet Freiheit für mich ganz persönlich?“ seien hilfreich, um Vertrauen aufzubauen.

Punkt Vier: „Reaktionsfähigkeit zeigen“. Die Abgeordneten der AfD sollen schneller auf aktuelle Ereignisse reagieren. Empfohlen werden dabei auch Videoserien, wie zum Beispiel „Die Woche im Bundestag“ oder „Drei Punkte zur aktuellen Debatte“.

Punkt Fünf: „Moderator statt nur Meinungsträger sein“. Themen sollen erklärt und Fragen gestellt werden. Außerdem sollen die Abgeordneten ihre Follower mehr zu Diskussionen einladen.

Mit der Analyse der Social-Media-Strategie der Linken versucht die AfD nun, eine eigene, modernere digitale Tonalität zu entwickeln — und auf den ohnehin schon großen Erfolg der AfD in den sozialen Medien aufzubauen.

Pauline von Pezold ist Reporterin beim Newsletter „Playbook“ von „Politico“ Deutschland.

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