- Hohe Wohnkosten haben laut Paritätischem Wohlfahrtsverband 2024 Millionen Menschen in die Armut getrieben.
- Die sogenannte Wohnarmutsquote liegt in Sachsen-Anhalt bei 28 Prozent - bundesweit der zweithöchste Wert.
- Sachsen und Thüringen liegen hingegen unter dem Bundesdurchschnitt.
Armut ist in Deutschland wegen hoher Wohnkosten weiter verbreitet als angenommen. Das hat der Paritätische Wohlfahrtsverband errechnet. Im vergangenen Jahr seien für fünf Millionen Menschen die Wohnkosten so hoch gewesen, dass auch sie mit ihrem Resteinkommen unter die Armutsgrenze gerutscht seien. Demnach müssten nach Auffassung des Paritätischen statt offiziell 13 Millionen Menschen insgesamt 18 Millionen Menschen als arm gelten.
Sachsen-Anhalt besonders betroffen
Besonders viele Menschen sind im Bundesvergleich in Sachsen-Anhalt von Wohnarmut betroffen. Die sogenannte Wohnarmutsquote liegt nach Angaben des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes bei 28,0 Prozent. Nur in Bremen ist die Quote mit 33,4 Prozent noch höher. Deutschlandweit liegt die Quote im Schnitt bei 22,3 Prozent.
Als armutsgefährdet gelten Menschen, denen weniger als 60 Prozent des mittleren bedarfsgewichteten Einkommens zur Verfügung stehen. Für einen alleinlebenden Menschen lag diese Schwelle im Bundesschnitt 2024 bei 1.200 Euro monatlich. Besonders betroffen sind nach Angaben der Statistikbehörde Kinder und junge Menschen bis 24 Jahre. Ihr Anteil macht gut ein Drittel der armutsgefährdeten Menschen in Sachsen-Anhalt aus.
Sachsen und Thüringen liegen unter dem Bundesdurchschnitt
In Sachsen und Thüringen liegt die Wohnarmutsquote hingegen unter dem Bundesschnitt: Berücksichtige man die Kosten für Miete, Heizung und Strom, so seien in Sachsen 873.000 Menschen von Armut betroffen, wie der Paritätische Wohlfahrtsverband mitteilte. 22 Prozent der Bevölkerung in Sachsen hätten nach dieser Auswertung ein um die Wohnkosten bereinigtes Einkommen von weniger als 60 Prozent des Medianeinkommens und gelten somit als arm. Der Schwellenwert liegt nach diesen Berechnungen für einen Ein-Personen-Haushalt bei 1.088 Euro.
In Thüringen sollen der Auswertung des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes zufolge 21,1 Prozent der Bevölkerung ein von den Wohnkosten bereinigtes Einkommen von weniger als 60 Prozent des Medianeinkommens haben und gelten somit als arm. Der Schwellenwert liegt laut der Berechnungen auch dort für einen Ein-Personen-Haushalt bei 1.088 Euro.
Warum eine wohnkostenbereinigte Armutsgrenze?
Der Paritätische Wohlfahrtsverband begründet seine Berechnungen einer wohnkostenbereinigten Armutsgrenze damit, dass individuelle Mietkosten in erheblichem Maße bestimmten, wie viel Einkommen einem Haushalt tatsächlich zur Verfügung stehe. "Gleiche Bruttoeinkommen vermitteln häufig den Eindruck eines vergleichbaren Lebensstandards, obwohl sich die reale finanzielle Situation deutlich unterscheiden kann", heißt es in dem Bericht des Verbandes. Die Untersuchung nutze daher eine wohnkostenbereinigten Einkommensarmut, um diese Ungleichheiten aufzuzeigen.
MDR/dpa (lik)
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