Die USA haben zufolge einen Öltanker vor der Küste Venezuelas festgesetzt. „Wir haben gerade einen Tanker vor der Küste Venezuelas beschlagnahmt, einen großen Tanker, sehr groß, den größten, den es je gab, und es geschehen auch andere Dinge“, sagte Präsident Donald Trump am Mittwoch. Dies sei aus einem sehr guten Grund passiert, erklärte er kurz darauf, ohne Einzelheiten zu nennen.

Der britischen Risikomanagement-Gruppe Vanguard zufolge dürfte es sich um den Tanker „Skipper“ handeln. Die USA hatten Sanktionen gegen den Tanker verhängt, als er noch „Adisa“ hieß, weil er nach Angaben aus Washington am Handel mit iranischem Öl beteiligt war.

Justizministerin Pam Bondi war es, die ein Video zeigte, auf dem sich US-Soldaten von einem Hubschrauber aus auf das Deck eines Tankers abseilten und anschließend mit erhobenen Gewehren die Brücke des Schiffes besetzten. Der Tanker sei in ein illegales Netzwerk zum Transport von Öl verwickelt, „das ausländische Terrororganisationen unterstützt“, sagte sie dazu. US-Medien berichteten, dass der Tanker auf dem Weg nach Kuba gewesen sei, als ihn die US-Küstenwache stoppte.

Der Vorfall bedeutet eine weitere Eskalation der Spannungen zwischen den USA und Venezuela. Die Trump-Regierung hatte seit September immer wieder die Boote mutmaßlicher Drogenschmuggler angegriffen und Kriegsschiffe vor Venezuela in Stellung gebracht. Der international isolierte venezolanische Machthaber Nicolás Maduro vermutet dahinter US-Pläne zu seinem Sturz.

Donald Trump sagte in Weißen Haus, es seien „weitere Dinge im Gange“, ohne Details zu nennen. Die Ankündigung des US-Präsidenten erfolgte wenige Stunden nach der Verleihung des Friedensnobelpreises an die venezolanische Oppositionsführerin María Corina Machado, die Trump nahesteht und in Oslo eintraf, nachdem sie elf Monate in Venezuela untergetaucht war.

Weil Machado nicht rechtzeitig zur Verleihung in der norwegischen Hauptstadt ankam, nahm ihre Tochter den Nobelpreis stellvertretend entgegen. Machados Tochter Ana Corina Sosa Machado verlas zudem eine Rede ihrer Mutter, in der die Oppositionspolitikerin Maduros Regierung „Staatsterrorismus“ vorwirft. Sie rief die Venezolaner auf, „für die Freiheit zu kämpfen“. Inzwischen ist Machado in Oslo eingetroffen.

Wie geht es nun weiter?

Trump hatte in den vergangenen Wochen gesagt, Maduros Tage seien „gezählt“. Er verkündete zudem, er habe Einsätze des Auslandsgeheimdienstes CIA in Venezuela „autorisiert“, auch Angriffe an Land schloss er nicht aus.

Nach Angaben der „New York Times“ diskutierte Trump mit hochrangigen Militärvertretern mehrfach über verschiedene Szenarien. Ein sehr riskantes soll demnach vorsehen, einige von Venezuelas Ölfeldern unter US-Kontrolle zu bringen. Venezuela hat die größten Erdölreserven der Welt.

Trump beschuldigt Maduro, seine Wiederwahl im Juli 2024 gefälscht zu haben sowie Drogenbanden zu kontrollieren und gezielt gegen die USA einzusetzen. Anders als das Nachbarland Kolumbien produziert Venezuela keine Drogen im großen Stil, gilt aber als Transitland.

Einen Tag vor dem Einsatz auf dem Öltanker flog das US-Militär mit zwei Kampfflugzeuge über den Golf von Venezuela – offenbar die größte Annäherung von Kampfflugzeugen an den Luftraum seit Langem.

„Venezuela ist bereit, dem nordamerikanischen Imperium notfalls die Zähne zu brechen“

Maduro ging in einer Rede vor einer von seiner Partei organisierten Demonstration in der Hauptstadt Caracas nicht auf die Beschlagnahmung des Tankers ein. Er sagte seinen Anhängern jedoch, Venezuela sei bereit, „dem nordamerikanischen Imperium notfalls die Zähne zu brechen“. Nur die Regierungspartei könne Frieden, Stabilität und „die harmonische Entwicklung Venezuelas, Südamerikas und der Karibik“ garantieren, so Maduro.

Dafür gab das venezolanische Außenministerium eine Stellungnahme ab, in der hieß es, die Erstürmung eines Öltankers sei „ein dreister Raubüberfall und ein Akt internationaler Piraterie“. Und weiter: „Es geht nicht um Migration. Es geht nicht um Drogenhandel. Es geht nicht um Demokratie. Es geht nicht um Menschenrechte. Es geht immer um unsere Bodenschätze, unser Öl, unsere Energie, um die Ressourcen, die ausschließlich dem Volk Venezuelas gehören.“

Die US-Streitkräfte haben vor der Küste Venezuelas eine schlagkräftige Streitmacht aus Kriegsschiffen, Kampfflugzeugen und Soldaten zusammengezogen.

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