Die erste Führung fand bereits am 8. Dezember statt, ein zweiter Termin am 15. Dezember wurde mittlerweile abgesagt: „Decolonizing Christmas – Zwischen Tradition, Religion und Rassismus – Weihnachten neu denken!“, so lautete die Werbung für die „interreligiösen und rassismuskritischen Führungen“ durch den „Weihnachtsgarten“ der Friedenskirche Charlottenburg.
Die gemeinsame Veranstaltung – getragen vom Initiativkreis Dialog der Religionen für Kinder und Jugendliche, der Kirche und Dozenten des Instituts für Islamische Theologie der Humboldt-Universität – wird von der Senatsverwaltung für Kultur gefördert. Sie ist zudem Teil des „Forums der Religionen“, einem 2014 gegründeten Berliner Netzwerks für den interreligiösen Dialog. WELT und andere Medien hatten kritisch darüber berichtet, nun meldete sich auch der Regierende Bürgermeister von Berlin zu Wort.
In einem Posting auf X übte Kai Wegner (CDU) am Mittwoch Kritik an dem Konzept und der Unterstützung durch Teile seines Senats. „Weihnachten ist das Fest der Liebe und eines unserer höchsten christlichen Feste. Veranstaltungen wie ‚Decolonizing Christmas‘ braucht niemand – schon gar nicht, wenn sie aus Steuermitteln finanziert werden. Ich erwarte Aufklärung durch die zuständige Senatsverwaltung“, heißt es in dem Statement, aus dem zuerst der „Tagesspiegel“ zitiert hatte.
Bedrohungen gegen die Vortragenden?
Der Zeitung zufolge wurde die zweite Kirchenführung, die ursprünglich für den 15. Dezember geplant war, vom Forum der Religionen wegen eines Bedrohungsszenarios abgesagt. Grund seien E-Mails mit „diffamierendem und aggressivem Wortlaut“, die insbesondere nach der WELT-Berichterstattung eingegangen seien, sowie Drohungen gegen die muslimischen Referenten. Deren Sicherheit könne nicht mehr gewährleistet werden, zitiert der „Tagesspiegel“.
Wörtlich hieß es in der Einladung zu ‚Decolonizing Christmas‘: „Weihnachten – ein Fest der Liebe. Aber was, wenn die Geschichte, die wir jedes Jahr feiern, auch Geschichten von Macht, Kolonialismus und Diskriminierung erzählt? Gemeinsam mit muslimischen und christlichen Stimmen wollen wir in einem Rundgang durch den interaktiven Weihnachtsgarten entdecken.“ Die Fragen, die bei dem Rundgang debattiert werden, seien: „Woher kommen die Bilder, die wir vom ‚Anderen‘ haben? Wie prägt koloniales Denken noch immer unsere religiösen Vorstellungen? Wie können wir Weihnachten gemeinsam dekolonisieren – als Fest für alle?“
Kritik an dem Konzept kam von Seyran Ates
Kritik an dem Konzept kam unter anderem von der früheren Anwältin Seyran Ates, Gründerin einer liberalen Moschee. Sie bezeichnete das Konzept gegenüber WELT TV als absurd und gefährlich. „Im Grunde genommen bin ich wirklich sprachlos und weiß gar nicht mehr, mit welchen Worten wir die Entwicklung der letzten Jahre noch kommentieren sollen“, sagte Ates wörtlich.
Es gebe zahlreiche Einladungen zum Fastenbrechen, während des muslimischen Fastenmonats Ramadan werde traditionelle Beleuchtung angebracht, an anderer Stelle werde hingegen versucht, das Christentum zu „deinstallieren“. „Anders kann ich es nicht bezeichnen.“ Und weiter: „Die Geburt Jesu Christi wird verbunden mit Machtspielen“, so Seyran Ates über den Versuch, Weihnachten zu „dekolonisieren“. „Ich habe wirklich sehr lange geguckt, ob ich da irgendeinen Zusammenhang sehe zwischen der Weihnachtsgeschichte und der Kolonialisierung“, sagte Ates. „Nein, das ist wirklich mehr als absurd.“
Auch von Kultursenatorin Sarah Wedl-Wilson liegt mittlerweile eine Stellungnahme vor. Sie schreibt auf Instagram, dass der Titel „Decolonize Christmas“ „irritierend und missverständlich“ sei. Dies habe zu „Aufregung und Verletzungen von Menschen geführt, die so nicht hingenommen werden können. Der Vorwurf Weihnachten abschaffen zu wollen, geht völlig an den Inhalten der Veranstaltung vorbei. Dennoch hat der zuständige Verein Konsequenzen gezogen und die Veranstaltung aus dem Programm genommen“.
Weiter schrieb die Kulturmanagerin mit britischen Wurzeln: „Als gläubige Christin möchte ich mich von derartigen Schlagworten und missverständlichen Titeln von Veranstaltungen klar und deutlich distanzieren“ und wünschte religionsübergreifend schöne Festtage: „Ich wünsche einen besinnlichen Advent, ein friedvolles Weihnachtsfest und happy Chanukka!“
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