Nach Schmierereien an mehreren Moschee-Gebäuden in Hannover ermittelt der polizeiliche Staatsschutz. An zwei Fassaden in der Innenstadt und in der Nordstadt seien dabei am Dienstag Schriftzüge mit einem Bezug zu den israelischen Streitkräften und zur weltpolitischen Lage angebracht worden, teilte die Polizei am Donnerstag auf Anfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd) mit.
Der Antisemitismus-Beauftragte des Landes Niedersachsen, Gerhard Wegner, und die Liberale Jüdische Gemeinde Hannover verurteilten die Tat am Donnerstag. Deutliche Worte fand auch Bischof Ralf Meister von der hannoverschen Landeskirche.
Weitere Farbschmierereien ohne Bezug zum israelischen Militär seien am Mittwochabend von einem dritten Gebäude in der Nähe einer islamischen Religionsstätte in der Innenstadt gemeldet worden. Der Staatsschutz prüft einen Zusammenhang. Aussagen zum Motiv oder zur Täterschaft wollte die Polizei nicht machen. Dies sei Teil der laufenden Ermittlungen.
Fensterscheibe zerstört
Nach einem Bericht der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“ (Donnerstag) waren auf den Fassaden in schwarzen Buchstaben die aufgesprühten Schriftzüge „IDF“ und „Israel“ zu lesen. Die Abkürzung „IDF“ steht für „Israel Defence Forces“, die Streitkräfte des Staates Israel, die unter anderem im Kampf gegen die Terrororganisation Hamas im palästinensischen Gaza-Streifen im Einsatz waren. Bei einer weiteren Moschee in Hannover sei eine Fensterscheibe zerstört worden, berichtete die Zeitung.
Der Antisemitismus-Beauftragte Wegner rief nach dem Bekanntwerden der Taten zur Solidarität mit den muslimischen Gemeinden auf: „Häuser des Gebets sind nicht dafür da, auf diese Weise politisch missbraucht zu werden.“ In einer solchen Situation müsse die Stadtgesellschaft zu ihren muslimischen Partnern stehen: „Über alle Grenzen von Religionen, Parteien und anderen Einstellungen hinweg.“
Die Parolen sollten offensichtlich suggerieren, dass hier Sympathisantinnen und Sympathisanten Israels oder gar Juden am Werk gewesen wären, sagte Wegner: „Das ist jedoch vollkommen absurd und soll wohl dazu führen, Muslime und Juden gegeneinander auszuspielen und aufzuhetzen.“ Das sei ein „perfides Spiel“, auf das niemand hereinfallen sollte.
Jüdische Gemeinde verurteilt die Tat
Die Liberale Jüdische Gemeinde Hannover erklärte, sie stehe solidarisch an der Seite der muslimischen Gemeinschaft. „Schmierereien und Parolen haben auf Gotteshäusern keinen Platz“, betonte die Vorsitzende Rebecca Seidler auf Facebook: „Angriffe auf religiöse Orte sind Angriffe auf uns alle.“
Ähnlich äußerte sich der hannoversche Landesbischof Ralf Meister: Die Taten seien „der verachtenswerte Versuch, Religionen zu verunglimpfen und gegeneinander aufzubringen“, sagte der evangelische Theologe. „Gott sei Dank gibt es zwischen Christentum, Judentum und Islam in Hannover und Niedersachsen ein vertrauensvolles Miteinander.“
Der Regionsvorsitzende des islamischen Verbandes Milli Görüs, Recep Bilgen, sagte in der „Hannoverschen Allgemeinen“, Angriffe auf Gotteshäuser dürften nicht toleriert werden: „Die gesamte Gesellschaft muss dagegen Flagge zeigen.“ Auf die Moschee von Milli Görüs in der hannoverschen Nordstadt war vor zweieinhalb Jahren ein Brandanschlag verübt worden. Bilgen ist auch Vorsitzender des islamischen Landesverbandes „Schura“ in Niedersachsen
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