Es sind schreckliche Szenen, die sich am weltbekannten Bondi Beach in der Millionenmetropole Sydney abspielten. Menschen rannten in Panik über den Strand, schrien vor Angst – eigentlich sollte dort der erste Tag des jüdischen Lichterfests Chanukka gefeiert werden. Auf Videos in sozialen Netzwerken ist zu sehen, wie zwei bewaffnete Männer über einen Parkplatz laufen und um sich schießen. Ein Passant wurde zum Helden der Stunde: Aufnahmen zeigen, wie er einen der Angreifer überwältigt und ihm das Gewehr abnimmt. Am Ende sprachen die Behörden von einem Terrorakt, der sich gegen die jüdische Gemeinschaft richtete.
Mindestens 16 Menschen sind tot, darunter einer der Täter. Der zweite Schütze befindet sich schwer verletzt in Polizeigewahrsam, sein Zustand ist kritisch. Etwa 40 Personen wurden verletzt in Krankenhäuser gebracht. Die Polizei berichtete, einer der Verdächtigen heiße Naveed Akram aus Bonnyrigg im Südwesten Sydneys. Seine Wohnung werde durchsucht.
Die Katastrophe, die sich in diesen nüchternen Zahlen zusammenfassen lässt, begann an einem Sommerabend, der kaum australischer hätte sein können. Bondi Beach, einer der beliebtesten Strände Sydneys gab an diesem Sonntag – bei rund 30 Grad und schon tiefstehender Sonne – eigentlich ein Bild der Idylle ab. Familien saßen im Sand, Kinder spielten am Wasser, Touristen schlenderten entlang der Promenade, als plötzlich Schüsse knallten.
In sozialen Netzwerken verbreiten sich schnell Videos vom Tatort: Menschen fliehen vom Strand, andere liegen am Boden, Ersthelfer knien neben Verletzten. Szenen, die sonst eher mit anderen Ländern als mit Australien verbunden werden – hier gibt es strenge Waffengesetze und vergleichsweise wenig Schusswaffengewalt.
Der Rettungsdienst NSW war nach eigenen Angaben um 18.45 Uhr Ortszeit alarmiert worden. Zeitpunkt und Ort des Angriffs sind brisant: Am Strand fand eine Veranstaltung der jüdischen Gemeinde statt, organisiert zur ersten Nacht von Chanukka, dem jüdischen Lichterfest, das in diesem Jahr bis zum 22. Dezember dauert. Hunderte Menschen waren zusammengekommen, darunter viele Familien mit Kindern.
Alex Ryvchin, Co-Geschäftsführer des Executive Council of Australian Jewry, sagte dem Radiosender 2GB, der Anschlag habe sich während dieser Veranstaltung ereignet. Der Mediendirektor der Organisation sei verletzt worden. „Hunderte von Menschen waren versammelt. Es ist eine Familienveranstaltung“, sagte Ryvchin. „Sie hörten dutzende knallende Geräusche. Und die Leute fingen einfach an zu rennen, über Absperrungen zu rennen, ihre Kinder zu schnappen. Es war Chaos.“
Und weiter: „Ich glaube nicht, dass dies ein Angriff war, der zufällig am Bondi Beach stattfand. Ich denke, das war sehr bewusst und sehr gezielt.“ Wenige Stunden später stufte die Polizei den Angriff dann auch als Terroranschlag ein.
Augenzeugenberichte zeichnen ein Bild von wenigen Minuten, die sich wie eine Ewigkeit anfühlten. Ein Zeuge sagte dem öffentlich-rechtlichen Sender ABC, die Attacke hätte etwa zehn Minuten gedauert – und nannte diese Zeit eine „absolute Hölle auf Erden“. Er habe Menschen in Blutlachen liegen sehen.
Auch weiter oben, in den Restaurants mit Blick auf den Strand, griff die Panik um sich. Elizabeth Mealey, ehemalige Journalistin und Anwohnerin aus Randwick, saß im Restaurant Icebergs, als sie die Schüsse hörte. „Wir dachten, es sei Feuerwerk, aber das war es nicht. Es war etwas viel Schlimmeres“, sagte sie ABC. „Die Leute fingen an, den Strand hochzurennen. Es war Panik.“
Premierminister Anthony Albanese sprach noch am Abend von „schockierenden und verstörenden“ Szenen. Auch der Premier von New South Wales, Chris Minns, zeigte sich „zutiefst verstört“ angesichts der Berichte und Bilder.
Politiker aus dem In- und Ausland äußerten sich bestürzt. Der israelische Präsident Jitzchak Herzog sagte, Juden, die sich zum Anzünden der ersten Chanukka-Kerze am Strand versammelt hätten, seien von „niederträchtigen Terroristen angegriffen worden“. Australien hat seit Beginn von Israels Krieg im Gazastreifen im Oktober 2023 eine Reihe antisemitischer Angriffe auf Synagogen, Gebäude und Autos erlebt. Der israelische Außenminister Gideon Saar sieht einen Zusammenhang. „Dies sind die Ergebnisse der antisemitischen Ausschreitungen in den Straßen Australiens der letzten zwei Jahre, mit den antisemitischen und aufhetzenden Aufrufen zur Globalisierung der Intifada, die heute Realität geworden sind“, sagte Saar.
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