Russlands Präsident Wladimir Putin hat bei einer Besprechung mit hochrangigen Militärs Siegesgewissheit für seinen Krieg in der Ukraine demonstriert – und mit einer Ausweitung der russischen Offensive gedroht. Allein in diesem Jahr seien mehr als 300 Ortschaften im Nachbarland erobert worden, sagte Putin. „Darunter sind auch große Städte, die vom Gegner in Festungsknoten mit dauerhaften Wehranlagen verwandelt wurden.“

Die russische Armee befinde sich – im Gegensatz zu den ukrainischen Streitkräften – im Aufwind, sagte Putin. Das Tempo der Eroberungen werde dank der Erfahrung nur steigen, zeigte sich der 73-Jährige überzeugt. Russland ziehe zwar Diplomatie vor, sei aber bereit, „seine historischen Territorien auf militärischem Weg“ wiederzugewinnen. Dabei wiederholte er auch seine Absicht, eine „Pufferzone“ zu errichten, also einen etwa 30 Kilometer langen Streifen im Norden der Ukraine entlang der russischen Grenze zu besetzen.

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Russland werde im Falle eines Scheiterns der jüngsten Friedensgespräche seine Gebietsgewinne in der Ukraine ausweiten, drohte Putin. Dies werde geschehen, falls die Regierung in Kiew und ihre westlichen Verbündeten die Forderungen des Kremls ablehnten.

Der Kremlchef teilte bei seiner Rede gegen Europa aus. Er gab der früheren US-Regierung von Joe Biden die Schuld am Krieg in der Ukraine und fügte hinzu, dass sich Washingtons Verbündete in Europa den Aktionen der damaligen US-Regierung angeschlossen hätten, in der Hoffnung, vom möglichen Zusammenbruch Russlands zu profitieren, wie der „Guardian“ den russischen Präsidenten zitiert. „Europas kleine Schweine schlossen sich sofort der Arbeit der vorherigen amerikanischen Regierung an, in der Hoffnung, vom Zusammenbruch unseres Landes zu profitieren.“

Das Portal „Euronews“ berichtet, Putin nutzte für die Beschimpfung den Begriff „podsvinki“, ein Wort, das der ehemalige Präsident und Putins Premierminister Dmitri Medwedjew früher als Schimpfwort gegen die westlichen Demokratien verwendet hatte.

Putin lobt Armee und Rüstungsindustrie

Russische Truppen waren im Februar 2022 in die Ukraine einmarschiert, die sich seither mit westlicher Unterstützung gegen die Invasion wehrt. Putin lobte in dem Zusammenhang nicht nur die eigene Armee, die sich trotz der westlichen Unterstützung für Kiew als überlegen herausgestellt habe, sondern auch die eigene Rüstungsindustrie. Als Beispiel führte er erfolgreiche Tests des strategischen Marschflugkörpers Burewestnik und des Unterwasserapparats Poseidon an, aber auch die mobile Mittelstreckenrakete Oreschnik, die bis Jahresende an die Streitkräfte ausgeliefert werden soll.

Bei der Sitzung pries Putin auch erneut US-Präsident Donald Trump. Die Verhandlungen mit der neuen US-Regierung machen seinen Angaben nach Fortschritte. Dem kollektiven Westen insgesamt gab er hingegen einmal mehr die Schuld an dem von ihm befohlenen Krieg gegen die Ukraine. „Im Grunde hat der Westen selbst den Krieg entfacht. Wir versuchen nur, das zu beenden.“

Selenskyj nach Putin-Aussagen: Russland bereitet sich auf weiteres Kriegsjahr vor

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj wertete die jüngsten Aussagen von Putin als Beleg für dessen Willen zur Fortführung des Ukraine-Kriegs. „Wir haben ein neues Signal aus Moskau vernommen, dass sie sich darauf vorbereiten, das nächste Jahr zu einem weiteren Kriegsjahr zu machen“, sagte Selenskyj am Mittwoch in seiner allabendlichen Videoansprache.

„Es ist wichtig, dass sich unsere Partner dessen bewusst werden und reagieren, insbesondere unsere Partner in den USA, die oft behaupten, Russland wolle den Krieg beenden“, fügte Selenskyj vor dem Hintergrund der derzeit laufenden Bemühungen zur Beendigung des Kriegs an.

Der ukrainische Präsident Selenskyj sagte weiter, die russische Regierung versuche, „die Diplomatie zu untergraben“, indem sie bei den derzeit laufenden Verhandlungen nach „verschiedenen Formulierungen“ suche, um „ihren Wunsch, die Ukraine und die Ukrainer zu vernichten“, und „ihren Willen, den Raub unseres Territoriums zu legitimieren“, zu verschleiern.

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