Die Nachricht von der Wahl des US-Kardinals Robert Francis Prevost zum neuen Papst hat bei Katholiken in den Vereinigten Staaten Euphorie ausgelöst. Sogar das weltberühmte Empire State Building in New York soll zu Ehren von Papst Leo XIV. angeleuchtet werden. In Gold und Weiß sollte das Gebäude in New York am Donnerstag erstrahlen, teilte der Betreiber mit.
Dabei galt „Bob“ Prevost, der sich nun Leo XIV. nennt, selbst in seiner Heimat als Außenseiter. Nun ergreift nicht wenige Menschen eine „Wir sind Papst“-Stimmung.
Zwischen „Schock“ und „Freude“ - so umschreibt Tim Anderson seine Gefühle nach den Neuigkeiten aus Rom. Der 61-jährige Katholik sitzt auf den Stufen der mächtigen St. Patrick's Kathedrale in New York und kann es immer noch nicht fassen. Anderson hofft, dass der erste US-Papst ein kleines Wunder in seiner Heimat bewirkt: „Vielleicht schafft er es, dass die Kirchen wie in meiner Jugend wieder voll werden und nicht immer leer sind.“ Zwar bezeichnet sich noch rund jeder Fünfte in den USA als Katholik, die Tendenz ist jedoch sinkend.
„Aufgeregt“ fühlt sich auch die 66-jährige Rosaria Vigorito aus Miami, die gerade zu Besuch in New York ist und ein Kruzifix um den Hals trägt. Sie glaubt, für volle Gotteshäuser müsse sich die Katholische Kirche reformieren. „Sie müssten endlich Frauen als Priesterinnen zulassen“, lautet die Botschaft der Künstlerin an den neuen Pontifex.
Selbst US-Präsident Donald Trump, der sich als konfessionslosen Christen bezeichnet, hat seinen Papst-Moment. Nach dem ersten Auftritt des frisch gekürten Leo XIV. auf dem Balkon des Vatikan dauert es nur Minuten, bis der Präsident dem neuen Pontifex gratuliert. Der „erste amerikanische Papst“ sei eine „große Ehre“ für die Vereinigten Staaten, schreibt Trump in seinem Onlinedienst Truth Social.
Tage zuvor hatte Trump noch gescherzt, er wäre selbst gerne Papst. Offenbar hatte ihn bei seinem Rom-Besuch vor rund zwei Wochen überrascht, wie viele Menschen sich für den verstorbenen Franziskus versammelt hatten. Katholiken weltweit verärgerte Trump danach mit einem durch Künstliche Intelligenz erzeugten Bild, das ihn in Papst-Soutane mit erhobenem Finger zeigt.
Wird Leo XIV. Trump zur Demut ermahnen wie sein Vorgänger Franziskus? Das fragen sich viele Trump-Kritiker in den USA. Der 69-jährige Prevost aus Chicago gilt in seiner Heimat als progressiv, wie Franziskus vertrat er bisher eine weltoffene Haltung zur Migration und zum Umweltschutz. Im Umfeld des Präsidenten gilt dies als „woke“.
„Ich hoffe, dass er die Stimme der Gerechtigkeit ist und weder als Demokrat noch als Republikaner auftritt“, sagt die Katholikin Annie Elm, die aus North Carolina im Osten der USA stammt. „Er sollte keine Politik machen und Trump einfach sagen: Schau auf die Menschen, schau auf das Land“, betont sie.
Der Kirchenhistoriker Miles Pattenden sagt, die Nachricht vom US-Papst habe wie ein „Schock“ gewirkt. Er habe wie viele Beobachter angenommen, das Kardinalskollegium im Vatikan sei „reflexhaft antiamerikanisch“. Die USA hätten „bereits zu viel Macht in der Welt, um ihnen auch noch das Papsttum zu überlassen“.
Allerdings sei Prevost ein idealer Kompromisskandidat, sagt Pattenden. Er sei nach Franziskus der zweite amerikanische Pontifex, er gelte als moderat und gehe Dinge womöglich pragmatischer an als sein Vorgänger aus Argentinien. Viele US-Medien heben zudem hervor, dass Leo XIV. rund zwei Jahrzehnte als Geistlicher in Peru war und für Nord- wie Südamerika sprechen kann.
Auch in Lima herrscht Jubelstimmung
Dort, vor der Kathedrale von Lima, ist der Jubel ebenfalls groß. Der neue Papst Leo XIV. mag gebürtiger US-Amerikaner sein, er sei aber auch einer der ihren, sagen die peruanischen Gläubigen, die sich dort versammelt haben. Über viele Jahre lang war Robert Prevost, wie der Papst bürgerlich heißt, Missionar und später sogar Bischof in Peru. Seit 2015 hat er die Staatsbürgerschaft des südamerikanischen Landes.
„Wir Peruaner sind stolz darauf, dass dieser Papst unser Land repräsentiert“, sagt Grundschullehrerin Isabel Panez, die zufällig in der Nähe der Kathedrale der Hauptstadt unterwegs ist, als die Nachricht bekannt gegeben wurde und die Glocken zu läuten begannen. „Wir würden uns freuen, wenn er uns hier in Peru besuchen würde.“
Auch der neue Papst wandte sich gleich in seiner ersten Rede von der Mittelloggia des Petersdoms in Spanisch an die Gläubigen in der peruanischen Stadt Chiclayo, wo er Bischof war. „Ich grüße ... euch alle, besonders meine geliebte Diözese von Chiclayo, Peru“, sagte der frisch gewählte Pontifex.
Thomas Nicolini, ein Peruaner, der in Rom Wirtschaftswissenschaften studiert, sagt, er sei sofort zum Petersplatz gerannt, als er gehört habe, dass Prevost der neue Papst sei. „Es ist eine schöne Gegend, aber eine der Regionen, die viel Hoffnung braucht“, sagt er mit Blick auf Chiclayo nahe der nördlichen Pazifikküste Perus. „Deshalb erwarte ich, dass der neue Papst so vielen Menschen wie möglich hilft und versucht, den Glauben, den die jungen Leute verloren haben, wiederzubeleben.“
Diana Celis, die bei mehreren von Prevost in Chiclayo gefeierten Messen dabei war, sagt der Nachrichtenagentur AP, dass der Bischof oft wiederholt habe, dass er von Chicago nach Chiclayo gekommen sei, „der einzige Unterschied sind ein paar Buchstaben“.
Der 1955 in der US-Metropole geborene Prevost leitete ab 2014 die Diözese Chiclayo und wurde kurz darauf Bischof, ein Amt, das er bis 2023 innehatte, bis Papst Franziskus ihn als Leiter des einflussreichen Dikasteriums für die Bischöfe in den Vatikan holte.
„Er wird sehr sensibel für die Soziallehre der Kirche sein und zweifellos auf die Zeichen der Zeit achten“, sagte Edinson Farfán, der aktuelle Bischof von Chiclayo, nach der Wahl von Prevost.
Janinna Sesa, die den neuen Papst kennenlernte, als sie in Peru für die Caritas arbeitete, sagt, er sei die Art von Mensch, der „die Stiefel anzieht und durch den Schlamm watet“, um den Bedürftigsten zu helfen. Sie sagt, dass er genau das im Jahr 2022 getan habe, als sintflutartige Regenfälle Chiclayo und die umliegenden Dörfer heimsuchten.
Er habe auch Lebensmittel und Decken in abgelegene Andendörfer geliefert, wobei er einen weißen Pickup gefahren und auf einer dünnen Matratze auf dem Boden geschlafen habe. „Er hat kein Problem damit, einen kaputten Wagen zu reparieren, bis er wieder fährt“, sagt sie.
In den Andendörfern, so Sesa, habe Prevost alles gegessen, was ihm angeboten worden sei, einschließlich der bäuerlichen Kost, die aus Kartoffeln, Käse und Mais bestand. Aber wenn sich die Gelegenheit ergab, habe er Grillfleisch – Carne Asada, eines seiner Lieblingsgerichte – zusammen mit einem Glas Cola genossen.
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