Große Versicherer berichten von deutlich gestiegenen Schäden durch Naturkatastrophen. Gleichzeitig haben sie zuletzt teils Rekordgewinne verbucht. Wie passt das zusammen?

Wenn über dem warmen Ozean verdunstendes Wasser zu Gewitterwolken aufsteigt und sich diese Luft immer stärker dreht, dann kann sich ein Wirbelsturm bilden; in Ostasien Taifun genannt, in atlantischen Regionen als Hurrikan gefürchtet. Auch in diesem Jahr braut sich ordentlich etwas zusammen. Der Rückversicherer Munich Re rechnet mit einer überdurchschnittlich starken Hurrikan-Saison.

Wie viele dieser Stürme tödliche Verheerungen anrichten werden, ist unklar. Als sicher gilt inzwischen, dass die Zahl der Naturkatastrophen steigt. "Der Trend zeigt eindeutig eine wachsende Zahl an Naturkatastrophen und stark steigende Schäden. Darauf müssen wir uns einstellen", sagt Arne Holzhausen vom Versicherungskonzern Allianz.

Schäden in dreistelliger Milliardenhöhe

Denn ein direkter Zusammenhang zwischen dem globalen Temperaturanstieg und einer wachsenden Zahl an Naturkatastrophen gilt inzwischen als unbestritten. Allein im vergangenen Jahr verursachten Stürme, Erdbeben, Waldbrände und andere Katastrophen nach Schätzungen des Rückversicherer Munich Re Schäden in Höhe von 320 Milliarden Dollar.

Für 90 Prozent wird das Wetter verantwortlich gemacht, und ein Drittel dieser Schäden war versichert. Das bedeutet: Für knapp 100 Milliarden Dollar mussten die Versicherungen geradestehen. Hinter ihnen stehen die großen Rückversicherer, also die Versicherungen der Versicherungen.

Aus den Katastrophen Geld machen?

Doch zunehmend gibt die Assekuranz ihre Risiken auch an den Finanzmarkt weiter, über sogenannte Katastrophen-Anleihen oder Cat-Bonds. "Im Grunde genommen ist eine solche Anleihe ein Rückversicherungsvertrag, der handelbar gemacht wird", erklärt Dirk Schmelzer von Plenum Investments.

Die Anleihen, die ausschließlich den großen Finanzprofis - also den sogenannten institutionellen Anlegern - angeboten werden, versprechen hohe Zinsen, doch die Risiken sind nicht ohne. Im Schadensfall droht Totalverlust, da die Anleihekäufer ab einer bestimmten Summe in die Haftung genommen werden.

Besser vorbeugen als später zahlen

Das ist eine Möglichkeit, um den wachsenden Risiken durch Naturkatastrophen zu begegnen. Ökonom Holzhausen plädiert aber eher für ein globales Umdenken: "Wie können wir diese Schäden schon im Vorfeld verhindern? Wie können wir verhindern, dass die Kosten trotz wachsender Risiken geringer werden?"

Sturm- und erdbebensicherer bauen wäre so ein Schritt. Auch könnte man bereits jetzt Häuser, Straßen und Brücken vor Überflutungen schützen, auch wenn sie zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht als gefährdet gelten. Doch die Kosten wachsen den Staaten und den Betroffenen über den Kopf. Am Ende werden die Versicherungen in die Bresche springen. Für deren Kunden bedeutet dies angesichts wachsender Risiken auch zum Teil deutlich steigende Kosten.

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