Das Recht auf Reparatur soll dafür sorgen, dass mehr Geräte wie Handys und Staubsauger repariert werden. Doch viele Händler erwarten steigende Preise. Für Reparaturen, aber auch für Neugeräte.

Das geplante Recht auf Reparatur könnte laut einer Umfrage zu höheren Preisen für neue Elektro- und Haushaltsgeräte sowie für Reparaturen führen. Das geht aus einer Befragung des Kölner Handelsforschungsinstituts IFH hervor. 68 Prozent der Fachhändler erwarten demnach steigende Reparaturkosten - vor allem wegen teurerer Ersatzteile und mehr Personalaufwand. Auch knapp zwei Drittel der Hersteller (63 Prozent) rechnen damit, dass Reparaturen für Kunden durch das neue Recht teurer werden. Sie verweisen ebenfalls auf zusätzlichen Personalaufwand und Extrakosten für die Lagerung von Ersatzteilen.

62 Prozent der Fachhändler gehen außerdem davon aus, dass die Preise für Neugeräte steigen, um die Reparaturkosten zu decken. Bei den Herstellern glauben das lediglich 37 Prozent. "Die Studienergebnisse deuten darauf hin, dass die Richtlinie potenziell zu erhöhten Reparaturpreisen führen und damit die mit ihr verbundenen Nachhaltigkeitsbemühungen wie die Reduzierung von Elektromüll konterkariert würden", sagt IFH-Experte Ralf Deckers. Für die Studie wurden mehr als 4.100 Verbraucher, 164 Fachhändler und 20 Hersteller repräsentativ befragt.

Vielen ist eine Reparatur jetzt schon zu teuer

Die EU-Richtlinie zum Recht auf Reparatur gilt seit Juli 2024 und muss bis Juli 2026 in deutsches Recht umgesetzt werden. Hersteller bestimmter Geräte - wie Waschmaschinen, Kühlschränke oder Smartphones - müssen ihre Produkte künftig auch nach Ablauf der gesetzlichen Gewährleistung zu einem angemessenen Preis reparieren. Bei Reparaturen während der Gewährleistung verlängert sich die Haftung um ein Jahr. Das soll dazu beitragen, dass bestimmte Produkte länger genutzt werden und weniger Müll produziert wird.

Nur 44 Prozent der befragten Verbraucher haben schon von diesem Recht gehört, so die Umfrage des IFH. Das sind sechs Prozent mehr als noch vor einem Jahr. Schon heute sind Reparaturkosten für viele Kunden ein Hindernis, wie die IFH-Studie zeigt. Für 70 Prozent sind Reparaturen im Vergleich zum Neukauf häufig zu teuer. Für jeden Vierten hängt die Reparatur eines Gerätes stark von den Kosten ab. Akzeptiert werden durchschnittlich maximal 22 Prozent des Kaufpreises.

80 Prozent erwarten neue Verkaufsmöglichkeiten

Die Branche geht laut der Studie von einer wachsenden Nachfrage nach Reparaturen aus. Ganz einfach wird das aber nicht, erklären sie: Drei von vier Händlern (74 Prozent) geben an, mit ihren aktuellen Kapazitäten kein höheres Reparaturvolumen stemmen zu können. Das liege vor allem an fehlenden Fachkräften.

Allerdings sehen viele Händler das neue Recht auch als Chance. 89 Prozent gehen davon aus, dass das neue Recht neue Kontaktmöglichkeiten mit Kunden schafft, 80 Prozent erwarten, dass sich durch die vermehrten Kontakte auch neue Optionen zum Verkauf ergeben. Und mehr als die Hälfte der Händler sieht in verstärkten Reparaturen auch ein potenzielles, neues Geschäftsfeld.

Warum viele Händler dem Vorhaben dennoch durchaus kritisch gegenüberstehen, wird ebenfalls deutlich. Rund 70 Prozent der befragten Fachhändler sehen die verlängerte Gewährleistungsfrist durch die Reparatur als Problem an. Hintergrund ist, dass die EU-Richtlinie auch vorschreibt, dass sich diese um ein Jahr verlängert, wenn ein Mangel während der gesetzlichen Gewährleistungsfrist auftritt und der Verbraucher sich für eine Reparatur entscheidet.

Mit Informationen von Alina Leimbach, ARD-Finanzredaktion

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