Der deutsche Automarkt hat im ersten Halbjahr geschwächelt. Im Juni brach die Zahl der Neuzulassungen besonders stark ein. Das allerdings könnte mit neu in Kraft getretenen Vorgaben der EU zu tun haben.

Der deutsche Automarkt bleibt auf Schrumpfkurs: Im Juni sank die Zahl der Neuzulassungen nach Daten des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) um fast 14 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat auf rund 256.000 Fahrzeuge. Im ersten Halbjahr beläuft sich das Minus mit 1,4 Millionen Pkw auf 4,7 Prozent, wie das KBA mitteilte. Wie schwach der Markt ist, zeigt sich am Vergleich mit dem Vor-Corona-Jahr 2019: Der Rückstand beträgt laut dem Autoverband VDA im ersten Halbjahr 24 Prozent.

Die Beratungsfirma EY führt den Rückgang im Juni vor allem auf einen Sondereffekt zurück. "Seit Anfang Juli 2024 sind in der EU für neu zugelassene Fahrzeuge einige zusätzliche Assistenzsysteme vorgeschrieben, zudem trat eine neue Cybersecurity-Richtlinie in Kraft", erklärte EY. "Viele Hersteller und Händler ließen vor dem Stichtag Fahrzeuge zu, die den neuen Vorschriften nicht mehr entsprachen. Diese vorgezogenen Neuzulassungen führten im Juni 2024 zu einem überdurchschnittlich hohen Absatzniveau."

Tesla-Verkäufe erneut eingebrochen

Die Zahl der neuen E-Autos stieg im Juni laut KBA um 8,6 Prozent auf 47.163 neue Fahrzeuge. Über die ersten sechs Monate verzeichnete das Bundesamt hier einen Anstieg um 35,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, auf einen Marktanteil von 17,7 Prozent. Autos mit Hybrid-Antrieb legten noch stärker zu, im Juni um 12,5 Prozent und im ersten Halbjahr um 18,8 Prozent.

Nicht profitieren vom größeren Interesse an Elektroautos kann der ehemals am Markt führende US-Elektroautobauer Tesla. Trotz des Model Y in erneuerter Version brachen die Neuzulassungen im Juni um 60 Prozent ein und im ersten Halbjahr fast ebenso stark auf 8.890 Neuwagen. Der Marktanteil sackte ab auf 0,6 Prozent von 1,4 Prozent vor Jahresfrist. Die Marke leidet unter Imageproblemen durch das zeitweise politische Engagement von Tesla-Chef Elon Musk an der Seite von US-Präsident Donald Trump und seine öffentlich bekundete Sympathie für rechtspopulistische Parteien.

Der Verband des Kraftfahrzeuggewerbes Baden-Württemberg nannte den E-Autoboom einen Scheinerfolg. Das Wachstum werde zum Teil von Eigenzulassungen von Herstellern und Händlern getrieben, während die private Nachfrage am Boden liege, erklärte Verbandschef Michael Ziegler. "Der Grund ist einfach: Es rechnet sich für die Menschen noch nicht", ergänzte er. Abschreckend sei etwa der hohe Strompreis, deshalb müsse die Stromsteuer dringend gesenkt werden.

BMW und Mercedes-Benz mit höheren Zulassungszahlen

Während Tesla in der Krise steckt, ist die Situation zumindest bei einigen deutschen Konzernen besser. So konnten sich BMW mit 119.000 und Mercedes-Benz mit 127.000 Neuzulassungen im ersten Halbjahr knapp im Plus halten.

Platzhirsch VW liegt dagegen mit 286.000 knapp im Minus - auch weil die Neuzulassungen der Wolfsburger im Juni um rund ein Fünftel einbrachen. Auch die zum Konzern gehörenden Premiummarken Audi und Porsche büßten an Neuzulassungen ein, die ausländischen Töchter Seat und Skoda lagen dagegen im Plus.

Lage bleibt angespannt

Die Lage auf dem Markt bleibe insgesamt angespannt, sagt Constantin M. Gall von EY. "Die Nachfrage nach Neuwagen ist und bleibt sehr schwach. Das liegt an der anhaltenden Wirtschaftsflaute, die zu Investitionszurückhaltung bei den Unternehmen und Arbeitsplatzsorgen bei den Verbrauchern führt. Auch die hohen Neuwagenpreise, die nicht zuletzt ein Ergebnis zunehmender Regulierung sind, spielen eine Rolle."

Hinzu komme Verunsicherung bei Privatpersonen und Unternehmen. "Und Verunsicherung ist Gift für den Neuwagenmarkt." Einen Aufschwung im Markt sieht er vorerst nicht, "weder in Deutschland noch in Europa".

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