Die IG Metall und das Management bei den kriselnden Ford-Werken in Köln haben sich auf Regelungen für den geplanten Stellenabbau verständigt. Bis Ende 2027 sollen fast 3.000 Mitarbeitende gehen.

Der Streit um den starken Stellenabbau beim Autobauer Ford Deutschland ist entschärft. Wie das Unternehmen und die IG Metall bekanntgaben, haben sich die Tarifpartner auf Abfindungen, Altersteilzeit und einen finanziellen Schutzschirm für Rentnerinnen und Rentner geeinigt. Ford hat etwa 11.500 Beschäftigte in Köln, bis Ende 2027 sollen es 2.900 weniger sein.

Streik in den Kölner Werken im Mai

Die Vereinbarung wurde bei Betriebsversammlungen vor mehreren Tausend Mitarbeitern vorgestellt. Demnach sollen die Ford-Rentner im Falle einer bislang nur theoretisch möglichen Insolvenz der Ford Deutschlandtochter Geld vom US-Mutterkonzern bekommen - das war bisher nicht der Fall. Vor so einem Negativszenario hatte die IG Metall gewarnt, ihre Sorgenfalten dürften sich jetzt etwas glätten.

Monatelang hatte der Streit um den Stellenabbau gebrodelt. Nachdem Ford die Reduzierung der Jobs im November angekündigt hatte, war es im Mai zum ersten Streik bei Ford Köln gekommen. Einen Tag lang ruhte die Arbeit in den beiden Werken. Bei der Urabstimmung hatten 93,5 Prozent der Teilnehmenden für einen Arbeitskampf gestimmt, um die Forderungen zu einem Sozialtarifvertrag durchzusetzen.

In den Verhandlungen kam die Gewerkschaft dem Management nun ein Stück entgegen. Aktuell sind bei Ford in Köln betriebsbedingte Kündigungen noch bis 2032 ausgeschlossen, diese Garantie brachte die Arbeitnehmerseite in den Verhandlungen in eine relativ starke Position. Im Falle der theoretisch möglichen Firmenpleite wäre so eine Garantie aber nichts mehr wert, daher relativierte sich dieses Faustpfand der Gewerkschaft in den Verhandlungen.

"Echtes Sicherheitsnetz" geschaffen

Die neue Vereinbarung sieht nach Firmenangaben vor, dass betriebsbedingte Kündigungen möglich sind, sollten alle sozialverträglichen Maßnahmen ausgeschöpft sein. Sollten sich also nicht genug Arbeitnehmende finden, die freiwillig gehen, könnte die Firma letztendlich doch noch auf betriebsbedingte Kündigungen setzen. Damit die Vereinbarung gültig wird, fehlt noch die Zustimmung der IG-Metall-Mitglieder bei Ford - diese soll in einer Urabstimmung nach den Betriebsferien eingeholt werden.

"Wir haben jetzt ein echtes Sicherheitsnetz, das den Beschäftigten die existenziellen Ängste nimmt", sagte der IG-Metall-Sprecher bei Ford Köln, David Lüdtke, und wertete das Verhandlungsergebnis positiv. "Mit dem erzielten Gesamtpaket haben wir ein sicheres Netz für alle geschaffen", erklärte auch Gesamtbetriebsratschef Benjamin Gruschka. Nach den von dem Konzern in den USA abgesegneten Vereinbarungen solle nun bei dem Abbau von Stellen vor allem auf freiwilliges Ausscheiden gesetzt werden.

Zudem solle es Abfindungen geben, die "deutlich besser als üblich in der Automobilbranche" ausfielen. Auch gebe es nun klare Regeln für Bereiche, die an Investoren verkauft würden. "Zudem haben wir es geschafft, die Berufsausbildung und Übernahme langfristig bis 2032 zu sichern", unterstrich Gruschka.

Erster Streik in der Werksgeschichte bei Kölner Ford-Werk

Michael Heussen, WDR, tagesschau, 14.05.2025 16:00 Uhr

Unternehmen steht unter Druck

Ford Deutschland ist in einer schwierigen Lage: Der Autohersteller hat sich in Köln von der Produktion von Verbrennerautos verabschiedet, 2023 lief der letzte Kleinwagen Ford Fiesta vom Band. Mit knapp zwei Milliarden Euro wurde der Standort für die Herstellung von Elektroautos umgebaut, doch diese Investitionen zahlen sich bislang nicht aus - die beiden neuen E-Automodelle Explorer und Capri sind noch keine Verkaufsschlager.

Die Produktion wurde wegen zu schwacher Nachfrage seit Ende letzten Jahres zurückgefahren, Beschäftigte mussten in Kurzarbeit gehen. Immerhin zieht ihr Verkauf mittlerweile aber Schritt für Schritt an, wie Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) belegen. Dank einer schon länger bekannten milliardenschweren Finanzspritze der US-Mutter wird der Schuldenberg der Deutschlandtochter weitgehend abgebaut.

Der Geschäftsführer der Ford-Werke, Marcus Wassenberg, nannte die Vereinbarung mit der Gewerkschaft eine gute Nachricht für Ford und seine Mitarbeitenden, denn sie sei ein wichtiger Schritt zum Aufbau eines nachhaltig profitablen Geschäfts in Europa. "Die Vereinbarung ist eine wichtige Grundlage, um Fords Führungsposition im Nutzfahrzeugsegment auszubauen und ein profitables, stark differenziertes und wettbewerbsfähiges Pkw-Geschäft aufzubauen."

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