Der Immobilienkonzern Deutsche Wohnen hat das Haus- und Betretungsverbot für Vertreter der Deutschen Telekom in rund 130.000 Wohnungen nach vier Monaten wieder aufgehoben. Das Unternehmen hatte das Verbot in Berlin, Dresden und Magdeburg im April verhängt, nachdem es vermehrt zu Beschwerden von Mietern über aggressive Vertriebsmethoden von Vertretern der von der Telekom beauftragten Dienstleisterfirmen gekommen war.

„Wir haben das Werbeverbot wieder aufgehoben und die Telekom darüber informiert“, sagte ein Sprecher WELT AM SONNTAG. Man werde die Aushänge wieder abnehmen, mit denen die Mieter über das Verbot informiert wurden. „Uns wurde versichert, dass der Stopp, den wir zum Schutz unserer Mieterinnen und Mieter ausgesprochen haben, einen Effekt erzielt hat und dass es jetzt besser funktioniert“, so der Sprecher. Es habe seither keine neuen Beschwerden mehr gegeben.

Die Deutsche Telekom versicherte, man habe die Vertriebspartner noch einmal geschult und auf „die strikte Einhaltung unseres Regelwerks im Direktvertrieb“ hingewiesen, sagte eine Telekom-Sprecherin. Außerdem will der Telekommunikationskonzern, der an der Haustür vor allem Glasfaseranschlüsse vertreiben lässt, offenbar mit dem Vermieter zusammenarbeiten. Man erarbeite derzeit „ein Konzept, das in ausgewählten Liegenschaften einen Direktvertrieb im Auftrag der Telekom wieder ermöglicht“, so die Sprecherin. „Die Besuche erfolgen dann in enger und vorheriger Abstimmung mit allen Beteiligten.“

Nicht an Haustürkodex gehalten

Die Telekom hatte im April eingeräumt, dass Mitarbeiter ihrer Partnerfirma Ranger sich beim Glasfaservertrieb in Gebäuden der Vonovia-Tochter Deutsche Wohnen nicht an den selbst auferlegten Haustürkodex gehalten hatten. „Dort, wo unser Vertriebspartner Ranger in der Vergangenheit in den Liegenschaften der Vonovia nicht regelkonform gearbeitet hat, ist das Haustürgeschäft auch temporär ausgesetzt“, sagte die Telekom-Sprecherin damals.

Dauerhaft will die Telekom auf die Vertreter an der Haustür nicht verzichten. „Der Direktvertrieb ist und bleibt ein wichtiger Kanal, der den Kunden eine umfassende und unkomplizierte Beratung bei sich zu Hause ermöglicht und dafür sehr geschätzt wird“, behauptete die Sprecherin im April. Er trage einen wichtigen Teil zur Digitalisierung Deutschlands bei. „Ohne Direktvermarktung wird der Glasfaserausbau in Deutschland nicht gelingen.“ Um eine flächendeckende Versorgung zu erreichen, brauche es Informationen und „eine intensive Beratung vor Ort“.

Doch wer so ein Gespräch an der Haustür schon einmal erlebt hat, wird damit keine intensive Beratung in Verbindung bringen, sondern hohen Verkaufsdruck und mindestens missverständliche bis falsche Aussagen darüber, warum man einen neuen Vertrag für einen Glasfaseranschluss abschließen müsse.

Das Geschäft mit den schnellen Internetleitungen ist lukrativ und entsprechend umkämpft. Gleich mehrere Anbieter versuchen häufig Ausbaugebiete zu erschließen und dafür in der sogenannten Vorvermarktung schon Verträge zu schließen, bevor der Glasfaseranschluss überhaupt gelegt ist. Die Verbraucherzentralen warnen vor den Haustür-Vertretern und den oft falschen Aussagen. Außerdem solle man sich gut überlegen, ob man die schnelle Leitung überhaupt brauche.

Philipp Vetter ist Teamleiter im Wirtschaftskompetenzzentrum von WELT und Business Insider.

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