Donald Trump vergleicht sich gerne mit Al Capone. Tatsächlich erinnert das Vorgehen des US-Präsidenten im Zoll-Zoff mit Handelspartnern an Mafia-Methoden - mit Drohungen, Strafen und Belohnungen.
Erpressungen und Drohungen: Donald Trumps Methoden im Zollstreit und im Umgang mit heimischen Unternehmen erinnern durchaus an einen Mafioso. Im Grunde sagt der US-Präsident zu Regierungschefs und Firmenbossen: "Das sind aber nette Länder und Unternehmen. Es wäre doch jammerschade, wenn ihnen etwas zustoßen würde."
Und es funktioniert. Nvidia zahlt 15 Prozent der Gewinne aus seinem China-Geschäft an die US-Regierung. Anwaltskanzleien, die Verbindungen zu Trumps Gegnern hatten oder in früheren Verfahren oder Ermittlungen gegen ihn tätig waren, schließen "Deals" mit der US-Regierung. Tech-Milliardäre werben um die Gunst Trumps.
Hinzu kommt, dass Trump - ganz im Stil von Paten - absolute Loyalität verlangt. Andrew McCabe, der vorübergehend FBI-Direktor war, verglich Trumps Führungsstil mit dem eines Mafioso: die starke Betonung von Loyalität und die Einteilung aller in "entweder bist du für uns oder gegen uns". Sein Vorgänger James Comey, ebenfalls von Trump entlassen, behauptete in seinen Memoiren, Trump habe auch von ihm persönliche Loyalität eingefordert. Das habe ihn an die Aufnahmezeremonie der sizilianischen Mafia Cosa Nostra erinnert.
Wer nicht loyal ist, bekommt ein Problem. "Vor einigen Jahren hat mich Trump zum Mittagessen in sein Apartment in Manhattan eingeladen", erinnert sich Virgin-Gründer Richard Branson an seine erste Begegnung mit Trump, lange bevor dieser Präsident wurde. "Noch ehe die Vorspeise kam, erzählte er mir, wie er nach seiner jüngsten Pleite einige Leute um Hilfe gebeten habe - und fünf davon ablehnten. Er sagte mir, dass er den Rest seines Lebens damit verbringen werde, diese fünf Menschen zu zerstören." Oder wie es Trump in seinem Buch "How to get rich" ausdrückt: "Wenn Ihnen jemand wehtut, dann sollten Sie so hart und gewaltsam zurückschlagen, wie Sie können. Wie es in der Bibel heißt: Auge um Auge."
"Sie prahlen nicht"
Doch vieles an Trump widerspricht dem Klischee eines Paten. "Ich sehe viel mehr Unterschiede als Gemeinsamkeiten", sagte Mafia-Forscher Diego Gambetta dem US-Magazin "Vice". "[Diese] reden nicht viel. Sie wägen ihre Worte sehr sorgfältig ab. Sie gestikulieren nicht und verziehen keine Miene. Sie prahlen nicht", so der Wissenschaftler. "Sie greifen keinesfalls leichtfertig zu Beleidigungen, Beschimpfungen oder groben Drohungen." Das entspricht in der Tat nicht Trump.
Der größte Unterschied im Stil- abgesehen davon, dass Trump weder kriminell ist noch illegal operiert: Der US-Präsident hält sich nicht an sein Wort, Mafia-Paten schon. Bei Trump weiß man nie, woran man ist. "Trump macht oft nicht nur ein Angebot, das man nicht ablehnen kann, sondern auch ein Angebot, auf das man sich nicht verlassen kann - manchmal sogar ein Angebot, das man nicht versteht", schreibt die "Financial Times".
Trump hat seine Zölle wiederholt kurzfristig angekündigt, verschoben oder plötzlich verändert - häufig mit neuen Fristen. Selbst US-Regierungsmitglieder widersprachen sich deshalb. Er überzog Kanada und Mexiko mit Zöllen und brach damit das Freihandelsabkommen, das in seiner ersten Amtszeit ausgehandelt worden war. Die europäische Autoindustrie muss weiterhin auf die angekündigte Senkung der US-Zölle warten. Auch die japanische Regierung muss sich gedulden, einige von der US-Seite gemachten Zusagen sind bisher nicht umgesetzt.
Was nichts daran ändert, dass Trump sich wiederholt mit Al Capone verglichen hat, den er als "Legende" bezeichnete. Er prahlte sogar praktisch damit, wie viele Anklagen gegen ihn nach dem Ende seiner ersten Amtszeit vorlagen. "Ich habe oft gesagt, Al Capone war einer der größten aller Zeiten, wenn man Kriminelle mag", sagte Trump etwa in einem Interview mit "Fox News". Er sei ein Mafiaboss gewesen, wie es keinen zweiten gab. "Und er wurde [nur] einmal angeklagt. Ich wurde viermal angeklagt."
"Erbe von Al Capone"
Das bedeutet nicht nur, dass Trump aus seiner Sicht völlig zu Unrecht angeklagt wurde. Er sieht sich zugleich als viermal so hart wie Capone. "Wenn man ihn falsch angesehen hat", sagte Trump im vergangenen Jahr bei einer Wahlkampfveranstaltung, "hat er einem den Kopf weggeblasen."
Dieses Image wolle Trump womöglich von sich zeichnen, schrieb die "New York Times": "als amerikanischer Gangster, Erbe von Al Capone - von den Behörden verfolgt, wegen unzähliger Verbrechen angeklagt, aber dennoch überlebend und erfolgreich, mit einer Aura der machohaften Unbesiegbarkeit".
Al Capone wurde übrigens mindestens sechsmal angeklagt. Nicht einmal, wie Trump behauptet.
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