Die Bundesnetzagentur hält den Aufbau von Stromkapazitäten von bis zu 20 Gigawatt neben dem Ausbau der Erneuerbaren Energien für notwendig. Wirtschaftsministerin Reiche fürchtet mögliche Versorgungslücken in der Zukunft. Sie will ihre konventionelle Kraftwerksstrategie daher "mit Hochdruck" vorantreiben.
Wirtschafts- und Energieministerin Katherina Reiche sieht die Gefahr von Versorgungslücken bei der Stromversorgung in Deutschland. "Unternehmen und Verbraucher müssen sich darauf verlassen können, zu jedem Zeitpunkt, zu jeder Minute, zu jeder Sekunde, Tag und Nacht sicher mit Strom versorgt zu werden", sagte die CDU-Politikerin. "Wir haben schon jetzt immer wieder mal angespannte Situationen im Netz." Das zeige den "akuten Handlungsbedarf".
Reiche betonte, es sei notwendig, neue Gaskraftwerke zu bauen. "Wir wollen gar keine Versorgungslücke aufkommen lassen." Reiche äußerte sich zum neuen Versorgungssicherheitsbericht Strom der Bundesnetzagentur.
Die Versorgungssicherheit sei gewährleistet, wenn der Ausbau der Ökostrom-Anlagen wie geplant verlaufe und zusätzliche Kapazitäten von bis zu 22,4 Gigawatt errichtet würden, erklärte die Bundesnetzagentur in ihrem Monitoring-Bericht. Verzögere sich der Ausbau, müssten bis 2035 Kraftwerke mit einer Kapazität von insgesamt bis zu 35,5 Gigawatt gebaut werden. Die von der Bonner Behörde zugrunde gelegten Szenarien zeigten, dass der Bedarf begrenzt werden könne, wenn der Ausbau von Windenergie, Photovoltaik-Anlagen und Netzen voranschreite.
"Wir müssen also die Kraftwerksstrategie mit Hochdruck voranbringen", so Reiche in Bezug auf die von der Bundesnetzagentur genannten Zahlen. Sie bekräftigte das Ziel, in diesem Jahr mit Ausschreibungen beginnen zu wollen. Reiche sagte weiter, beim Ausbau der erneuerbaren Energien müsse auf Flexibilisierung, Speicherausbau und Netzausbau geschaut werden.
Kritiker fürchten Verlangsamung von Ökostrom-Ausbau
Laut "Handelsblatt" heißt es in einem Begleitschreiben Reiches zur Kabinettsvorlage, es könne "unter bestimmten Annahmen zu einer Versorgungslücke kommen". Im Jahr 2030 könnte die Stromnachfrage in wenigen Stunden am Strommarkt nicht vollständig gedeckt werden. Dieses Szenario könne sich dann einstellen, wenn es nicht gelänge, die Nachfrage neuer Verbraucher - also etwa Elektroautos oder Wärmepumpen - ausreichend zu flexibilisieren.
Im Koalitionsvertrag von CDU, CSU und SPD ist die Rede vom Bau von bis zu 20 Gigawatt an Gaskraftwerksleistung bis 2030. Reiche sagte, es gebe keinen Anlass, das Ziel 2030 zu korrigieren. "Weder Netzbetreiber, Energieversorger, noch die Politik kann es sich leisten, Netzzustände dauerhaft zu haben, die angespannt sind. Wir müssen sicher versorgen können", sagte Reiche. Netzbetreiber ließen sich zitieren mit dem Satz: Das Netz sei auf Kante genäht. Das sei keine gute Nachricht.
Der Grünen-Energiepolitiker Michael Kellner sagte, der Bericht sei ein "Weckruf" an Reiche. Mehr Versorgungssicherheit gebe es mit dem Ausbau der erneuerbaren Energie. Verzögerungen könne sich das Land nicht leisten. Mit Spannung werden Ergebnisse eines Monitorings im Auftrag des Ministeriums zur Energiewende erwartet. Umweltverbände warnen bereits davor, dass Reiche den Ausbau der erneuerbaren Energien bremse.
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