Kein Boom - aber eine Erholung. So fasst ein Autoexperte die gestiegenen Zulassungszahlen bei E-Autos zusammen. Immerhin fast jeder fünfte Neuwagen im August hat einen Steckeranschluss. Die Mehrheit fällt indes in die Rubrik Hybrid. Trotz des neuerlichen Plus bei Zulassungen liegt der Pkw-Markt noch deutlich unter Vor-Corona-Niveau.
Der Aufschwung auf dem deutschen Automarkt hat sich auch im August fortgesetzt. Allerdings bewegen sich Zuwachs und Gesamtniveau weiter auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau. Die Zahl der neu zugelassenen Pkw lag fünf Prozent über dem Wert des Vorjahresmonats, wie das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) mitteilte. Einen auffallend kräftigen Anstieg gab es bei Elektroautos - sie legten bei den Neuzulassungen im Vergleich zum August 2024 um fast 46 Prozent zu.
Insgesamt wurden im vergangenen Monat 207.229 Pkw neu in den Verkehr gebracht. Den größten Anteil davon machten mit fast 40 Prozent Hybridfahrzeuge aus - ein deutlicher Zuwachs. Reine E-Autos kamen im August auf einen Anteil von 19 Prozent an sämtlichen Neuzulassungen. Mit einem Benzinmotor ausgestattet waren im August knapp 28 Prozent der neu zugelassenen Pkw. Dieselautos erreichten einen Marktanteil von 13 Prozent. Beide Verbrenner-Varianten büßten erhebliche Marktanteile im Vergleich zum Vorjahr ein.
Abgekoppelt von der positiven Entwicklung ist weiterhin der US-Autobauer Tesla. Während die chinesische Konkurrenz in Deutschland mit ihren Elektromodellen immer mehr Fuß fasst, ist der Absatz von Tesla-Fahrzeugen den KBA-Daten zufolge auch im August stark zurückgegangen. Lediglich rund 1400 Fahrzeuge wurden hierzulande neu zugelassen. Das waren fast 40 Prozent weniger als im Vorjahresmonat. Im bisherigen Jahresverlauf gingen die Tesla-Neuzulassungen gar um 56 Prozent zurück.
Bereits im Juli hatte es bei den Neuzulassungen ein deutliches Plus von elf Prozent gegeben. Automobilmarktexperte Constantin Gall vom Beratungsunternehmen EY wies nun allerdings darauf hin, dass die aktuelle Entwicklung auch auf Sondereffekte zurückzuführen sei. So waren Anfang Juli 2024 in der EU neue Regeln für zusätzliche Assistenzsysteme in Kraft getreten, ebenso wie eine neue Cybersecurity-Richtlinie. Viele Hersteller und Händler hätten deshalb vor dem Stichtag Fahrzeuge neu zugelassen, die den neuen Vorschriften nicht mehr entsprachen.
Mit Blick auf Elektroautos erklärte Gall, dass deren Absatz im vergangenen Monat zwar deutlich höher als im Vorjahr gelegen habe - "aber ebenso deutlich unter dem Niveau von 2023". Grund dafür sei, dass das Auslaufen der staatlichen Kaufförderung im vergangenen Jahr zu einem Einbruch der Absatzzahlen bei Elektroautos geführt habe, von dem der Markt sich gerade erhole. "Ein echter Elektro-Boom ist das aber nicht."
Mit Blick auf den gesamten Neuwagenmarkt spreche derzeit "wenig für eine durchgreifende Erholung", führte der Automobilmarktexperte weiter aus. Privatkäufer und Unternehmen hielten sich weiterhin mit Bestellungen zurück. "Die konjunkturelle und geopolitische Unsicherheit ist und bleibt sehr hoch, inzwischen nehmen auch die Arbeitsplatzsorgen wieder zu", erklärte Gall. Angesichts dieser Rahmenbedingungen müsse sich die Branche "auf eine lange Durststrecke einrichten".
Nach Angaben des Verbands der Automobilindustrie (VDA) liegt der deutsche Pkw-Markt im Vergleich zum Vorkrisenjahr 2019 weiterhin deutlich zurück. Das aktuelle Marktvolumen befindet sich demnach ein Viertel unter dem damaligen Wert.
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