Der Verband der Familienunternehmen macht einen Rückzieher vom angekündigten anderen Umgang mit der AfD. Die Einladung von AfD-Abgeordneten zu einem Parlamentarischen Abend habe sich als „Fehler“ herausgestellt, teilte die Präsidentin Marie-Christine Ostermann am Sonntagabend nach Gremiensitzungen ihres Verbandes mit. „Wir müssen andere Wege der Auseinandersetzung finden, wie wir der AfD kritisch begegnen und gleichzeitig deutlich machen können, wofür wir stehen“, fügte sie hinzu.

„Es ist das Gegenteil von dem passiert, was wir wollten. Wir haben Abgeordnete der AfD zum Parlamentarischen Abend eingeladen, damit sie auch von uns hören, dass ihr Programm wirtschaftsfeindlich ist und dem Standort Deutschland schadet. Leider ist öffentlich – auch durch Äußerungen der AfD – der falsche Eindruck entstanden, dass wir die Partei stärken wollten“, heißt es in der Stellungnahme Ostermanns.

Das Gegenteil sei richtig: „Wir distanzieren uns von Extremisten und lassen uns von ihnen nicht vereinnahmen. Wir erkennen an, dass sich diese Einladung als Fehler erwiesen hat und nicht zu dem geführt hat, was wir beabsichtigt haben.“ Nun wolle der Verband der Familienunternehmer in den nächsten Wochen und Monaten mit seinen Mitgliedern über den Umgang mit der AfD diskutieren. „Wir werden uns auch in den kommenden Landtagswahlen klar und sichtbar gegen die AfD positionieren.“

CDU und SPD begrüßen Rückzieher

Der Rückzieher stieß bei CDU und SPD auf ein positives Echo. „Drohender Mitglieder- und Einnahmeverlust scheint bei Unternehmern zu wirken“, sagte der Bundesvorsitzende des CDU-Arbeitnehmerflügels, Dennis Radtke, dem „Handelsblatt“. Auch Thüringens Innenminister Georg Maier (SPD) lobte den Kurswechsel, nannte es im Gespräch mit dem „Handelsblatt“ jedoch einen „schweren Fehler der Verbandsspitze, sich der AfD anzunähern und damit der Normalisierung einer völkisch-nationalistischen Partei Vorschub zu leisten.“

Ob dieser Kurswechsel glaubhaft sei, müssten in erster Linie die Mitgliedsunternehmen bewerten, erklärte Radtke. „Ich freue mich jedenfalls, dass so viele Farbe bekannt und sich von dieser fatalen Entscheidung distanziert haben“, fügte der Europaabgeordnete hinzu.

Thüringens Innenminister Maier sagte, es sei „ein ermutigendes Zeichen, dass die Mitgliedsunternehmen den Irrweg der Präsidentin gestoppt haben.“ Demokratie und Weltoffenheit seien wesentliche Erfolgsfaktoren der deutschen Wirtschaft. Diese gelte es zu verteidigen.

Der Verband hatte im Oktober zu einem Parlamentarischen Abend in einer Niederlassung der Deutschen Bank in Berlin erstmals auch Vertreter der AfD eingeladen. Ostermann sagte seinerzeit dem „Handelsblatt“, das „Kontaktverbot“ zu AfD-Bundestagsabgeordneten sei aufgehoben worden. In der Folge traten die Unternehmen Rossmann, Vorwerk und Fritz-Kola aus dem Verband aus. Die Deutsche Bank kündigte den Familienunternehmern den Vertrag für eine künftige Veranstaltung.

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