Auch wenn die Inflation moderat ist - die Fed lässt die Finger von den Zinssätzen. Damit widersetzt sie sich vehementen Forderungen aus dem Weißen Haus. Obendrein stutzt sie die Konjunkturerwartungen und hebt die Prognose für die Jahresteuerung an. Nichts davon dürfte Präsident Trump gefallen.
Die US-Notenbank Federal Reserve hält den Leitzins trotz der anhaltenden Kritik aus dem Weißen Haus hoch. Die unabhängigen Währungshüter um Fed-Chef Jerome Powell beließen ihn in der Spanne von 4,25 bis 4,50 Prozent. Zugleich avisierten die Notenbanker für 2025 Senkungen um insgesamt einen halben Prozentpunkt und blieben damit ihrem Zinsausblick vom März treu. Für Ende 2026 wird nun allerdings im Mittel ein Leitzins von 3,6 Prozent angepeilt, nachdem im Frühjahr noch ein Wert von 3,4 Prozent veranschlagt wurde. Der Zinsbeschluss ließ die Anleger weitgehend kalt.
Im aktuellen Bereich liegt der Zinssatz bereits seit Dezember - sehr zum Ärger von US-Präsident Donald Trump. Dieser überzog den Zentralbankchef kurz vor dem Zinsentscheid erneut mit Kritik und forderte niedrigere Zinsen. Er sinnierte sogar, ob er sich nicht selbst zum Chef der US-Notenbank ernennen sollte. Unlängst deutete Trump überdies nicht näher beschriebene Zwangsmaßnahmen an.
"Trump muss sich bezüglich Leitzinssenkungen weiter hinten anstellen", sagt Chefvolkswirt Alexander Krüger von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank. Diesbezüglichen Forderungen habe die Fed jedenfalls erneut eine Absage erteilt: "Die Notenbank bleibt standhaft und wartet weitere Daten ab. Das macht Sinn, ist die Unsicherheit wegen der US-Zollpolitik und Geopolitik doch hoch."
Die Forschungsdirektorin am Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW), Lena Dräger, sieht die Fed im Zentrum eines "hochsensiblen geldpolitischen Balanceakts": Die Zentralbank stehe unter dem Druck, einerseits glaubwürdig an ihrem Mandat der Preisstabilität festzuhalten und andererseits den Eindruck politischer Beeinflussbarkeit zu vermeiden.
Zugleich justierte die Fed ihre Konjunkturprognosen für die weltgrößte Volkswirtschaft nach. Sie rechnet nun mit einem geringeren Wirtschaftswachstum. Für dieses Jahr geht die Zentralbank nur noch von einem Plus von 1,4 Prozent aus. Bei der vorigen Prognose im März hatte die Fed ihre Konjunkturerwartung bereits ebenfalls nach unten korrigiert, damals auf ein Plus von 1,7 Prozent. Auch bei der Inflationsrate besserten die Währungshüter nach: War sie bislang von einem Teuerungssatz von 2,7 Prozent ausgegangen, erwartet sie nun eine Teuerungsrate von 3,0 Prozent.
Trotz höherer Importzölle hat die Inflation zuletzt nur wenig angezogen. Die Verbraucherpreise legten im Mai um 2,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat zu, nach einer Teuerungsrate von 2,3 Prozent im April. Viele Experten erwarten jedoch, dass der von Trump ausgelöste Zollschock womöglich erst später zu spüren sein wird. Der US-Präsident hatte im April hohe Sonderzölle für Importe aus dutzenden Ländern verkündet, die er später teilweise wieder aussetzte. Ein Basiszollsatz von zehn Prozent blieb allerdings bestehen.
"Für den späteren Jahresverlauf peilt die Fed weiterhin eine Rückkehr zu Zinssenkungen an, denn die geldpolitische Ausrichtung bremst nach überwiegender Einschätzung noch immer die US-Konjunktur", meint LBBW-Ökonom Elmar Völker. Seiner Ansicht nach befindet sich die Wirtschaft "dank der erheblichen Störfeuer durch die Politik von Donald Trump" längst nicht mehr in einem so robusten Zustand wie Ende vergangenen Jahres, als die Fed letztmals ihre Zinsen gesenkt hat.
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