Die portugiesische Staatsairline TAP sollte längst teilprivatisiert sein - unter anderem die Lufthansa hatte gute Chancen. Doch politische Turbulenzen stoppten den Prozess. Jetzt nimmt die neue Regierung einen Anlauf. Ob die Lufthansa noch zum Zug kommt, ist offen.
Portugal will die schon lange anstehende Privatisierung der Staatsairline TAP erneut auf den Weg bringen. Wie Ministerpräsident Luis Montenegro ankündigte, soll ein Anteil von 49,9 Prozent verkauft werden. Darin eingeschlossen seien fünf Prozent des Kapitals, die den Beschäftigten angeboten werden sollen. "Wir haben diese Entscheidung getroffen, weil wir bereits eine Menge Geld ausgegeben haben", sagte Montenegro in einer TV-Ansprache. "Wir wollen nicht weiter Geld in ein Fass ohne Boden schütten."
Nach der Rettung durch den Staat während der Corona-Pandemie sollte TAP schon seit gut zwei Jahren einen neuen privaten Anteilseigner bekommen. Die Lufthansa hat mehrmals Interesse bekundet. Auch die Konkurrenten Air France-KLM und der British-Airways-Eigentümer IAG haben die Hand gehoben. Doch durch drei Neuwahlen innerhalb von zwei Jahren kam der Privatisierungsprozess immer wieder zum Erliegen.
"Wir sind überzeugt, dass es viele Interessenten geben wird", sagte Montenegro und fügte hinzu, dass die Regierung durch die Wahl eines strategischen Partners "die Nachhaltigkeit und Rentabilität des Unternehmens sicherstellen und zur wirtschaftlichen Entwicklung des Landes beitragen möchte". Unter der Ende 2023 zurückgetretenen Regierung des Sozialisten Antonio Costa hatte die Lufthansa gute Karten. Mittlerweile ist die konservative Demokratische Allianz an der Macht. Finanzminister Joaquim Miranda Sarmento sagte in dieser Woche, die Regierung habe keinen Favoriten. "Gewinnen wird der Vorschlag, der am besten für das Land ist."
Die wichtigsten Trümpfe von TAP sind ihre Verbindungen nach Brasilien, zu portugiesischsprachigen Ländern Afrikas und in die USA vom Drehkreuz Lissabon aus. Dieses will die Regierung erhalten und ausbauen. Montenegro wies auch darauf hin, dass die TAP für Portugal als größte Airline wichtig für den Tourismusboom des Landes ist.
Während der Corona-Pandemie erlitt TAP 2021 einen Rekordverlust von 1,6 Milliarden Euro, was zu einer umfassenden Umstrukturierung und einer Rettungsaktion des Staates führte. Seit drei Jahren macht sie wieder Gewinn. Im vergangenen Jahr beförderte die Airline mit ihrer Hauptflotte von 99 Flugzeugen und 19 Maschinen der Tochter TAP Express mehr als 16 Millionen Passagiere. Die Fluggesellschaft hat rund 8000 Mitarbeitende.
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